Neue Studie zeigt Zusammenhang zwischen Querschnittlähmung und Harnblasenkrebs



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14.09.2021 14:21

Neue Studie zeigt Zusammenhang zwischen Querschnittlähmung und Harnblasenkrebs

Studien deuten darauf hin, dass Harnblasentumore bei Querschnittgelähmten häufiger einen ungünstigeren Verlauf haben als ohne Querschnittslähmung. Noch sind aber viele Fragen offen, etwa zu den Ursachen. Ein Forschungsteam unter Beteiligung des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) hat deshalb langjährig Daten von Patient:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz mit Querschnittlähmung analysiert, die ohne Dauerkatheter versorgt wurden. Das Team kommt zu dem Ergebnis, dass Harnblasenkrebs ein spätes Ereignis im Langzeitverlauf der Querschnittlähmung ist. Die Nachsorge-Maßnahmen müssen daher mit zunehmender Dauer der Querschnittlähmung intensiviert werden.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Das BG Klinikum Hamburg, die Deutschsprachige Medizinische Gesellschaft für Paraplegiologie e.V. (DMGP) und das IfADo haben zwischen 2012 und 2019 Daten von 135 Patient:innen mit Querschnittlähmung und der Diagnose Harnblasenkrebs gesammelt und ausgewertet. Die Daten dieser Studie bestätigen zum einen die Ergebnisse der vorangegangenen Hamburger Studie über ebenfalls ohne Dauerkatheter versorgte querschnittgelähmte Patient*innen: Das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der Diagnose Harnblasenkrebs war im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung etwa 20 Jahre jünger.

Nachsorge wichtig

Zum anderen sieht das Forschungsteam Harnblasenkrebs als ein spätes Ereignis im Langzeitverlauf der Querschnittlähmung. Die Zeitspanne bis zum Auftreten eines Harnblasentumors war bei den ganz ohne Katheter versorgten Patient:innen länger als bei den mit Einmalkathetern versorgten Patient:innen. Die Nachsorge muss daher mit zunehmender Dauer der Langzeitquerschnittlähmung intensiviert werden.

Nach einer aktuellen Schätzung leben weltweit 25-30 Millionen Menschen mit einer Querschnittlähmung. Dank des medizinischen Fortschritts hat sich die Lebenserwartung dieser Menschen drastisch verbessert. Krebs ist derzeit die dritthäufigste Todesursache bei querschnittgelähmten Menschen und Harnblasenkrebs ist der zweithäufigste Tumor nach Lungenkrebs. Vor diesem Hintergrund hat die Frage nach einem möglichen Zusammenhang zwischen einer Querschnittlähmung und dem Auftreten von Harnblasenkrebs in den letzten Jahren an Interesse gewonnen.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Ralf Böthig
Leiter der Abt. Neuro-Urologie
BG Klinikum Hamburg
Telefon: +49 40 7306-2608
E-Mail: R.Boethig@bgk-hamburg.de

Prof. Dr. Klaus Golka
Leiter der Arbeitsgruppe Klinische Arbeitsmedizin
Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo)
Telefon: +49 231 1084-344
E-Mail: golka@ifado.de


Originalpublikation:

Böthig, R., Kowald, B., Fiebag, K. et al. Bladder management, severity of injury and period of latency: a descriptive study on 135 patients with spinal cord injury and bladder cancer. Spinal Cord 59, 971-977 (2021). https://doi.org/10.1038/s41393-021-00651-3


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


Quelle: IDW