Revolution in der Bildgebung mit Neutronen: Arbeitsgruppe des FRM II entwickelt neues Bilddaten-Aufbereitungsverfahren



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18.11.2021 13:50

Revolution in der Bildgebung mit Neutronen: Arbeitsgruppe des FRM II entwickelt neues Bilddaten-Aufbereitungsverfahren

Ein internationales Forschungsteam hat an der Forschungs-Neutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz (FRM II) der Technischen Universität München (TUM) eine neue Technik für bildgebende Verfahren entwickelt. Es wird in Zukunft nicht nur um ein Vielfaches besser aufgelöste Messungen mit Neutronen ermöglichen, sondern könnte auch die Strahlenbelastung bei Röntgenaufnahmen verringern.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Auch moderne Kameras setzen immer noch auf das gleiche Prinzip wie vor 200 Jahren: Statt eines Films wird heute ein Bildsensor für eine bestimmte Zeit belichtet, um ein Bild aufzunehmen. Allerdings wird dabei auch das Rauschen des Sensors mit aufgezeichnet. Bei längeren Belichtungszeiten stellt das eine erhebliche Störungsquelle dar.

Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus der Schweiz, Frankreich, den Niederlanden und den USA haben Dr. Adrian Losko sowie weitere Kolleginnen und Kollegen der TUM am Heinz Maier-Leibnitz Zentrum (MLZ) nun ein neues bildgebendes Verfahren entwickelt, das einzelne Photonen zeit- und ortsaufgelöst misst. Photonen können damit vom Rauschen getrennt werden, und das störende Rauschen lässt sich so stark reduzieren.

„Mit unserem neuen Detektor weisen wir jedes einzelne Lichtteilchen nach und umgehen dadurch viele physikalische Grenzen klassischer Kameras“, sagt Dr. Adrian Losko, Instrumentwissenschaftler an der Neutronenradiographieanlage NECTAR des MLZ an der TU München.

Messung einzelner Lichtteilchen

Typischerweise setzen die Forscherinnen und Forscher in der Neutronen-Radiographie bei ihren Messungen Szintillatoren ein, um Neutronen zu detektieren und so zum Beispiel versteinerte Dinosaurereier zu durchleuchten. Wird ein Neutron vom Szintillator-Material absorbiert, werden Photonen erzeugt, Lichtteilchen, die gemessen werden können.

Bei allen bisherigen Kameras wird das Licht während der gesamten Belichtungszeit gesammelt, dadurch entsteht, abhängig von der Dicke des Szintillators, eine Unschärfe. Das neue Konzept des Forschungsteams hingegen weist jedes einzelne der Lichtteilchen nach, das durch ein Neutron erzeugt wurde.

„Voraussetzung dafür war eine neue Chiptechnologie sowie Hard- und Software mit Rechengeschwindigkeiten, die eine Auswertung in Echtzeit ermöglichen. So können wir jetzt Neutron für Neutron ein Bild zusammensetzen“, erklärt Losko. Die Neutronenforschung bietet hier ein ideales Test- und Anwendungsgebiet.

Statt langer Belichtungszeit exakt messen, was passiert

Da die Absorption eines Neutrons im Detektor mehrere Lichtteilchen erzeugt, kann das neue System durch eine Koinzidenzmessung mehrerer Lichtteilchen einzelne Neutronen nachweisen. „Damit kommen wir weg vom klassischen Modell der Belichtungszeit und messen nur die Ereignisse, die stattgefunden haben.“

Insgesamt stellt das neue Konzept alle bisher auf dem Markt existierenden Technologien in den Schatten, denn es ermöglicht jetzt schon eine dreimal bessere örtliche Auflösung und ein mehr als siebenmal geringeres Rauschen. „Die Limitierung durch die Dicke des Szintillators ist stark reduziert. Dies ermöglicht eine höhere Effizienz für hochauflösende Messungen“, so Losko. Auch das Nachleuchten von Szintillatoren, das ein sogenanntes Ghost-Image erzeugt, fällt weg.

„Viele Instrumente an der Forschungs-Neutronenquelle könnten von unserem neuen Konzept profitieren“, so Losko. Als Beispiel nennt er das Instrument FaNGaS (Fast Neutron-induced Gamma-ray Spectrometry): „Dadurch, dass wir genau wissen, wann ein Neutron ankommt, kann der Zeitbereich, in dem wir das Gamma-Teilchen messen, auf eine millionstel Sekunde verringert werden.“ Das würde das Untergrund-Rauschen um den Faktor einer Million reduzieren.

Geringere Strahlenbelastung und mehr Details beim Röntgen

Auch in der Medizin könnte der neue Detektor zum Einsatz kommen. Bei der Röntgen-Aufnahme eines Knochenbruchs würden feine Strukturen, wie Knochen-Haarrisse, besser erkennbar und gleichzeitig die Strahlenbelastung für den Patienten minimiert.

„Unser Verfahren wird in der wissenschaftlichen Welt definitiv die Detektoren verändern“, so Losko. Und möglicherweise werden ähnliche Prinzipien irgendwann auch in normalen Kameras für den Privatgebrauch Einzug halten. Aufnahmen bei Dunkelheit würden sich dadurch stark verbessern. Außerdem könnten Fotografen die Belichtungszeit und die Auflösung auch nach der Aufnahme noch anpassen. Das Rauschen von Kameras ließe sich praktisch eliminieren.

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Die Forschungsarbeit wurde gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Außer den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Forschungs-Neutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz (FRM II) an der Technischen Universität München waren Forscherinnen und Forscher des Paul Scherrer Instituts in Villigen (Schweiz), der Amsterdam Scientific Instruments B.V. (Niederlande) und des Space Sciences Laboratory der University of California, Berkely (USA), an dem Projekt beteiligt.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Adrian Losko
Technische Universität München
Forschungs-Neutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz (FRM II)
Lichtenbergstr. 1, 85748 Garching
Tel.: +49 89 289 14756 – E-Mail: Adrian.Losko@frm2.tum.de


Originalpublikation:

Adrian Losko, Yiyong Han, Burkhard Schillinger, Aureliano Tartaglione, Morgano, Markus M. Strobl, Jingming Long, Anton Tremsin, Michael Schulz
New Perspectives for Neutron Imaging through Advanced Event-Mode Data Acquisition
Sci Rep. 11, Article number: 21360 (2021) – DOI: 10.1038/s41598-021-00822-5


Weitere Informationen:

https://www.nature.com/articles/s41598-021-00822-5 Originalpublikation
https://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/details/37037 Presseinformation auf der TUM-Homepage
https://www.frm2.tum.de/ Website der Forschungs-Neutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz (FRM II)
https://mlz-garching.de/ Website des Heinz Maier-Leibnitz Zentrum (MLZ)
https://mlz-garching.de/medapp-nectar/de Website des Instruments NECTAR


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
Medizin, Physik / Astronomie, Werkstoffwissenschaften
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


Quelle: IDW