Schutz vor Herzinfarkt-Folgen: „Unsterblichkeits-Protein“ befeuert die Kraftwerke der Zelle



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28.10.2021 11:05

Schutz vor Herzinfarkt-Folgen: „Unsterblichkeits-Protein“ befeuert die Kraftwerke der Zelle

Die Alternsforscherin Prof. Judith Haendeler aus der Medizinischen Fakultät und der Molekularbiologe Prof. Joachim Altschmied aus der Biologie mit ihren Teams haben im Herz-Kreislauf-System erstmals gezeigt, dass Telomerase Reverse Transkriptase (TERT) in den Mitochondrien, den Kraftwerken der Zellen, eine schützende Funktion beim Herzinfarkt hat. Diese in Zusammenarbeit mit anderen Arbeitsgruppen des Universitätsklinikums Düsseldorf und der Uniklinik Essen im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 1116 durchgeführten Arbeiten wurden in der renommierten Fachzeitschrift „Circulation“ veröffentlicht.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Im Nukleus, dem Zellkern, ist TERT eine Komponente des sogenannten „Unsterblichkeits-Enzyms“ Telomerase, für dessen Entdeckung im Jahr 2009 der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin vergeben wurde. Inzwischen wurde von den beiden Arbeitsgruppen der HHU gezeigt, dass TERT in den Zellen des Herz-Kreislauf-Systems auch in Mitochondrien vorhanden ist. Allerdings konnte bisher nicht eindeutig zwischen seinen Funktionen in diesen beiden Zellorganellen unterschieden werden.

Hierfür haben Prof. Haendeler und Prof. Altschmied einzigartige Mausmodelle erzeugt, in denen das Protein in allen Körperzellen entweder ausschließlich im Zellkern oder in den Mitochondrien vorhanden ist. So konnten sie nachweisen, dass mitochondriale, nicht aber nukleäre TERT (im Zellkern) die Mitochondrienfunktion im Herz verbessert und das geschädigte Areal nach einem Herzinfarkt verkleinert.

Das spiegelt sich auch in der Erholung der Herzfunktion nach einem Infarkt wider. Von der gesteigerten Mitochondrienfunktion profitieren Herzmuskelzellen, die vor dem Absterben geschützt werden, aber auch andere Zelltypen, wie Bindegewebszellen (Fibroblasten), die nach einem Infarkt essentiell für eine stabile Vernarbung sind, sowie Endothelzellen, die für Gefäßbildung und damit für die Blutversorgung im Infarktbereich benötigt werden.

Basierend auf diesen Befunden erscheinen Therapien sinnvoll, welche die Menge an TERT in Mitochondrien erhöhen, um einen besseren Heilungsverlauf nach einem Herzinfarkt zu erzielen. Ein derartiger Effekt tritt z.B. im Herzgewebe von Bypass-Patient*innen nach einer Druckmanschettentherapie auf, bei der am Oberarm eine herkömmliche Blutdruck-Manschette angelegt und mehrfach in einem bestimmten Rhythmus aufgepumpt wird, was zu einer Verbesserung der Mitochondrienfunktion führt.
Erste Zellkulturversuche weisen zudem darauf hin, dass sich eine Steigerung der TERT-Menge in den Mitochondrien auch durch Einsatz einer als Nahrungsergänzungsmittel zugelassenen Pflanzensubstanz erzielen lässt.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. rer. nat. Judith Haendeler: juhae001@hhu.de
apl. Prof. Dr. rer. nat. Joachim Altschmied: joalt001@hhu.de
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf


Originalpublikation:

Niloofar Ale-Agha, Philipp Jakobs, Christine Goy, Mark Zurek, Julia Rosen, Nadine Dyballa-Rukes, Sabine Metzger, Jan Greulich, Florian von Ameln, Olaf Eckermann, Klaus Unfried, Fedor Brack, Maria Grandoch, Matthias Thielmann, Markus Kamler, Nilgün Gedik, Petra Kleinbongard, Andre Heinen, Gerd Heusch, Axel Gödecke, Joachim Altschmied, Judith Haendeler; Mitochondrial Telomerase Reverse Transcriptase Protects from Myocardial Ischemia/reperfusion Injury by Improving Complex I Composition and Function, CIRCULATION (2021) online ahead of print
https://doi.org/10.1161/CIRCULATIONAHA.120.051923


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


Quelle: IDW