Studie weckt Hoffnung auf einen Wirkstoff gegen Hepatitis E



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15.05.2024 11:06

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Studie weckt Hoffnung auf einen Wirkstoff gegen Hepatitis E

Bislang gibt es gegen Hepatitis E keinen spezifischen Wirkstoff. Da die Erkrankung jährlich 70.000 Menschen das Leben kostet, suchen Forschende intensiv danach. Möglicherweise fündig geworden ist das Team der Abteilung Molekulare und Medizinische Virologie der Ruhr-Universität Bochum. Die Forschenden konnten zeigen, dass die Verbindung namens K11777 Körperzellen daran hindert das Viruskapsid zu spalten und so dem Virus aus seinem Kapsid zu helfen. Somit kann es keine Zellen mehr infizieren. „Die Verbindung wird derzeit in klinischen Studien schon gegen andere Viren wie Sars-Cov-2 getestet“, sagt Erstautorin Mara Klöhn.

„Es ist noch viel Arbeit erforderlich, um herauszufinden, ob sie als Wirkstoff gegen Hepatitis E eingesetzt werden kann, aber es ist ein erster Schritt.“ Die Forschenden haben ihre Ergebnisse am 11. Mai 2024 in der Zeitschrift Hepatology veröffentlicht.

Hilfe der Wirtszelle

Um ein Organ infizieren zu können, brauchen Viren die Hilfe der Wirtszellen. „Es lohnt sich deswegen, Ziele im Wirt zu finden, die man durch Medikamente beeinflussen kann, sodass sie diese Helferfunktion nicht mehr ausüben“, erklärt Mara Klöhn.

Auf die Verbindung K11777 wurden die Forschenden über Umwege aufmerksam: Bei Zellkulturstudien zum Hepatitis-C-Virus mit einem bekannten Wirkstoff fiel bei einer Kontrolluntersuchung auf, dass dieser Wirkstoff auch gegen Hepatitis E wirksam war. „Es konnte aber nicht auf demselben Weg funktionieren, denn das Hepatitis-E-Virus verfügt gar nicht über die Zielstruktur, gegen die dieser Wirkstoff gerichtet ist“, erklärt Mara Klöhn. Das führte zu dem Verdacht, dass das Medikament möglicherweise auf Wirtszellen wirkt.

Das Forschungsteam grenzte die möglichen Zielstrukturen ein und konzentrierte sich auf Cathepsine, die Proteine prozessieren, also schneiden können. K11777 inhibiert viele Cathepsin-Typen, hindert sie also an ihrer Funktion. Tests in Zellkultur mit menschlichen Leberzellen belegten, dass die Verbindung tatsächlich eine Infektion mit Hepatitis-E-Viren verhindert. „In weiteren Experimenten konnten wir unsere Hypothese belegen, dass die Verbindung verhindert, dass das Cathepsine L das Viruskapsid spaltet und öffnet“, so Mara Klöhn. „Dadurch wird die Spaltung verhindert und es ist keine Infektion von Wirtszellen mehr möglich.“

Hepatitis E

Das Hepatitis-E-Virus (HEV) ist der Hauptverursacher akuter Virushepatitiden. Rund 70.000 Menschen sterben jährlich an der Krankheit. Nach dem ersten dokumentierten epidemischen Ausbruch 1955 bis 1956 vergingen mehr als 50 Jahre, bis Forschende sich intensiv des Themas annahmen. Akute Infektionen heilen bei Patientinnen und Patienten mit intaktem Immunsystem normalerweise von selbst aus. Bei Betroffenen mit reduziertem oder unterdrücktem Immunsystem wie Organtransplantatempfängern oder HIV-Infizierten kann HEV chronisch werden. Auch für schwangere Frauen ist HEV besonders bedrohlich. Eine Impfung oder einen spezifischen Wirkstoff gibt es nicht.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Mara Klöhn
Abteilung für Molekulare und Medizinische Virologie
Medizinische Fakultät
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: +49 234 32 23182
E-Mail: mara.kloehn@ruhr-uni-bochum.de

Prof. Dr. Eike Steinmann
Abteilung für Molekulare und Medizinische Virologie
Medizinische Fakultät
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: +49 234 32 23189
E-Mail: eike.steinmann@ruhr-uni-bochum.de


Originalpublikation:

Mara Klöhn, Thomas Burkard et al.: Targeting Cellular Cathepsins Inhibits Hepatitis E Virus Entry, in: Hepatology, 2024, DOI: 10.1097/HEP.0000000000000912, https://journals.lww.com/hep/abstract/9900/targeting_cellular_cathepsins_inhibit…


Bilder

Eine Verbindung namens K11777 hindert Körperzellen daran, das Viruskapsid zu spalten und so dem Virus aus seinem Kapsid zu helfen. So ist keine Infektion mehr möglich.

Eine Verbindung namens K11777 hindert Körperzellen daran, das Viruskapsid zu spalten und so dem Viru

© RUB, Marquard

Mara Klöhn ist eine der Erstautorinnen der aktuellen Studie.

Mara Klöhn ist eine der Erstautorinnen der aktuellen Studie.

© RUB, Marquard


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


 

Quelle: IDW