21.07.2021 15:35
Uniklinikum Würzburg: Lang anhaltende Remission bei Lymphknotenkrebs beobachtet
Eine Langzeitbeobachtung beweist: Patient*innen mit einem wiederkehrenden oder therapieresistenten diffus großzelligen B-Zell-Lymphom sprechen dauerhaft sehr gut auf eine Kombinationstherapie aus dem Antikörper Tafasitamab und dem Immunmodulator Lenalidomid an. Erstautor der entsprechenden Publikation ist Dr. Johannes Düll, Oberarzt der Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg.
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
„Es wird immer wahrscheinlicher, dass wir Patientinnen und Patienten mit aggressivem B-Zell-Lymphom mit einer Kombination aus Tafasitamab und Lenalidomid tatsächlich heilen können“, sagt Dr. Johannes Düll. Der Oberarzt der Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg (UKW) stützt sich bei dieser Aussage auf die Ergebnisse der Langzeitbeobachtung zur multizentrischen Phase-2-Studie L-MIND. Die Publikation zu den Drei-Jahresdaten erschien im Juli dieses Jahres in der Zeitschrift Haematologica.
Johannes Düll, Erstautor der Veröffentlichung, erläutert: „Tafasitamab ist ein humanisierter, monoklonaler Antikörper in klinischer Entwicklung. Das parallel verabreichte Lenalidomid ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Immunmodulatoren. Es stimuliert das eigene Immunsystem, um die Wirkung des Antikörpers zu verstärken.“
Lange Ansprechdauer, bemerkenswertes Gesamtüberleben
Nach seinen Worten bestätigt der spätere Zeitschnitt zu der vor gut einem Jahr in der Zeitschrift Lancet Oncology veröffentlichten Studie L-MIND die lange Ansprechdauer und das bemerkenswerte Gesamtüberleben unter dieser Therapie. „Im Gegensatz zu anderen Antikörper-Therapien sieht es ganz so aus, als könnte ‚Tafasitamab plus Lenalidomid‘ für sehr lang anhaltende Remissionen sorgen“, schildert Johannes Düll. Wichtig sei auch, dass in der Langzeitbeobachtung keine neuen Toxizitäten aufgetreten seien. „Diese Behandlungsmethode zeigt generell eine gute Verträglichkeit. Außerdem erfordert sie keine Chemotherapie, ist sofort einsetzbar und kann ambulant gegeben werden“, zählt der Mediziner weitere Vorteile auf.
Auf dem Weg zur europäischen Marktzulassung
Nachdem diese Therapieoption im vergangenen Jahr bereits von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA zugelassen wurde, wird nun vermutlich auch Europa bald nachziehen: Der Ausschuss für Humanarzneimittel der Europäischen Arzneimittel-Agentur (European Medicines Agency, EMA) gab Ende Juni 2021 eine Stellungnahme ab, in der er die bedingte Marktzulassung von Tafasitamab in Kombination mit Lenalidomid für die in der L-MIND-Studie umrissene Patientenzielgruppe empfahl.
Über das DLBCL
Das diffuse großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL) ist eine bösartige Erkrankung des lymphatischen Systems und zählt zur Gruppe der Non-Hodgkin-Lymphome. Diese aggressive Form des Lymphdrüsenkrebses schreitet schnell voran und ist vor allem bei einem Rezidiv sehr schwer zu behandeln.
Originalpublikation:
Literatur:
Long-term outcomes from the Phase II L-MIND study of tafasitamab (MOR208) plus lenalidomide in patients with relapsed or refractory diffuse large B-cell lymphoma.
Johannes Duell, Kami J Maddocks, Eva González-Barca, Wojciech Jurczak, Anna Marina Liberati, Sven de Vos, Zsolt Nagy, Aleš Obr, Gianluca Gaidano, Pau Abrisqueta, Nagesh Kalakonda, Marc André, Martin Dreyling, Tobias Menne, Olivier Tournilhac, Marinela Augustin, Andreas Rosenwald, Maren Dirnberger-Hertweck, Johannes Weirather, Sumeet Ambarkhane and Gilles Salles.
Haematologica. 2021; 106:xxx
doi:10.3324/haematol.2020.275958
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
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