Welches Opioid Sanitäterinnen und Sanitäter am besten verabreichen



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05.06.2024 12:25

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Welches Opioid Sanitäterinnen und Sanitäter am besten verabreichen

Seit Mitte 2023 dürfen Notfallsanitäter*innen Patient*innen bei Einsätzen auch starke Schmerzmittel verabreichen. Zuvor war die Gabe solcher Medikamente durch gesetzliche Vorgaben dem ärztlichen Personal vorbehalten. Die schmerzlindernde Wirkung und mögliche unerwünschte Effekte zweier sogenannter Opioide im Notfalleinsatz hat Dr. Marvin Deslandes aus dem Forschungsteam um Privatdozent Dr. Gerrit Jansen aus der Universitätsklinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Notfallmedizin im Johannes Wesling Klinikum Minden, am Lehrstuhl für Notfallmedizin der Ruhr-Universität Bochum von Prof. Dr. Jochen Hinkelbein, verglichen.

Das Team kam zu dem Schluss, dass die Kombination aus dem Opioid Nalbuphin und Paracetamol vorteilhaft sein könnte: Die schmerzlindernde Wirkung war deutlicher, und es gab weniger Komplikationen als bei dem Medikament Piritramid. Die Forschenden stellten ihre Ergebnisse am 19. April 2024 beim Notfallsymposium in Travemünde vor und wurden für den besten Kongressbeitrag ausgezeichnet.

Knapp 2.500 Einsätze ausgewertet

An der Studie nahmen Rettungsteams des Kreises Gütersloh und des Landkreises Fulda teil. Die Gütersloher Notfallsanitäter*innen verabreichten, wenn notwendig, die Kombination aus Nalbuphin und Paracetamol, die Fuldaer Kolleg*innen griffen auf das Medikament Piritramid zurück. „Nalbuphin ist ein Opioid, das nicht dem Betäubungsmittelgesetz unterliegt und aufgrund einer besonderen Pharmakologie weniger vital-beeinträchtigende Nebenwirkungen aufweist als das Medikament Piritramid“, erklärt Gerrit Jansen aus dem Autorenteam die Wahl der untersuchten Medikamente. „Piritramid wird häufig im Rahmen von Operationen eingesetzt, weswegen es weit verbreitet ist und daher auch in der Präklinik angewendet wird.“
Die Schmerzstärke gaben die Patient*innen zu Beginn und Ende des Einsatzes auf einer Zehn-Punkte-Schmerzskala an. Schließlich wurden Komplikationen ausgewertet.

Insgesamt 2.429-mal hatten die Sanitäter*innen in beiden Kreisen die starken Schmerzmittel verabreicht, in 67 Prozent der Fälle Nalbuphin. Die Schmerzstärke sank durch die Medikamentengabe von rund 8 auf 3,7. Bei Piritramid ging der Schmerz von rund 8,5 auf 4,5 zurück. Komplikationen traten bei Nalbuphin in 2,1 und bei Piritramid in 5,5 Prozent der Fälle auf. „Die Kombination aus Nalbuphin und Paracetamol erweist sich damit als günstiger“, so Marvin Deslandes. „Das sollte in künftigen Empfehlungen für Notfallsanitäter*innen berücksichtig werden.“

Kooperationspartner

Die Studie wurde durch Mitglieder der Forschungsgruppe Notfallmedizin Ostwestfalen-Lippe durchgeführt. In der Studie kooperierten das Johannes Wesling Klinikum Minden, der Rettungsdienst Landkreis Osnabrück; die Biostatistik und Medizinische Biometrie der Universität Bielefeld; der Rettungsdienst Landkreis Fulda; der Rettungsdienst Kreis Gütersloh; die Medizinische Fakultät Ostwestfalen-Lippe sowie das Studieninstitut Westfalen-Lippe.

Originalveröffentlichung

Marvin Deslandes, Martin Deicke, Jochen Hinkelbein, Annika Hoyer, Matthias Kalmbach, André Kobiella, Thomas Plappert, Bernd Strickmann, Gerrit Jansen: Effektivität und Sicherheit der präklinischen Analgesie mit Nalbuphin und Paracetamol im Vergleich zu Piritramid durch Notfallsanitäter*innen – eine multizentrische Observationsstudie, Notfallsymposium, Travemünde, 2024, Posterdownlooad siehe unten.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Privatdozent Dr. Gerrit Jansen
Universitätsklinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Notfallmedizin
Johannes Wesling Klinikum Minden
Klinikum der Ruhr-Universität Bochum
Tel.: +49 571 7 90 5 4404
E-Mail: gerrit.jansen@muehlenkreiskliniken.de


Weitere Informationen:

http://Kongressbeitrag „Effektivität und Sicherheit der präklinischen Analgesie mit Nalbuphin und Paracetamol im Vergleich zu Piritramid durch Notfallsanitäter*innen – eine multizentrische Observationsstudie“: https://news.rub.de/sites/default/files/nostra2024-abstract.pdf


Bilder


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


 

Quelle: IDW