Wenn Kennzahlen im Krankenhaus Leben retten



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12.05.2021 10:36

Wenn Kennzahlen im Krankenhaus Leben retten

Neue Studie zeigt, dass kennzahlenbasierte Steuerung während der Coronavirus-Pandemie die Kapazitäten im Krankenhaus optimiert und so bessere gesundheitliche Versorgung ermöglicht

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Während der ersten Welle der Coronavirus-Pandemie waren Krankenhäuser erstmals mit der Situation konfrontiert, ihre Infrastruktur anzupassen, um die bisherige Gesundheitsversorgung bei steigenden Hospitalisierungsraten aufrechtzuerhalten. Schnell setzte sich in der Ressourcenplanung ein zentraler Indikator – die Anzahl der COVID-19-Betten – durch. Das Ziel: Standardbetriebsabläufe und das physische Layout des Krankenhausbetriebs sollten unter Krisenbedingungen beherrschbar bleiben. Auf dem Höhepunkt der ersten Welle wurde dieser Indikator in mehrere „Bettenindikatoren“ ausdifferenziert, um Versorgungskapazitäten aufzubauen, die Personalplanung voranzutreiben und frühzeitig Lösungen für die Materialbeschaffung zu finden.

Dr. Nadine Gerhardt von der Universität Witten/Herdecke (UW/H) und ihre Ko-Autoren setzten sich sodann mit der Frage auseinander, wie die kennzahlenbasierte Steuerung in deutschen Krankenhäusern seit Beginn der COVID-19-Krise dazu beiträgt, Kapazitäten zu planen und die Pflegeversorgung nachhaltig sicherzustellen. Ihre Untersuchungen sind jüngst in der Studie „Organizing care during the COVID-19 pandemic: The role of accounting in German hospitals“ erschienen.

Kennzahlenbasierte Kapazitätsoptimierung
„Wir fanden heraus, dass sich im Krankenhaus-Management seit Ausbruch der Pandemie ein zentrales Set von Kennzahlen rund um die Anzahl der Betten für COVID-19-Patietinnen und Patienten durchgesetzt hat. Mit Hilfe dieser Indikatoren war es dem Krankenhausmanagement möglich, die bestehenden Versorgungskapazitäten zu problematisieren, neu zu organisieren und planbar zu machen, um die Behandlung von allen Patientinnen und Patienten nachhaltig zu gewährleisten“, fasst Studienautorin Dr. Nadine Gerhardt das Ergebnis der Beobachtungen zusammen. In den letzten Monaten der ersten Welle seien diese Bettenindikatoren dann verwendet worden, um neue Notfallkonfigurationen zu virtualisieren, die allmähliche Rückkehr zur “Normalität” im Krankenhausalltag zu erleichtern und gleichzeitig Kapazitäten zu erhalten, um auf künftige COVID-19-Wellen vorbereitet zu sein. Steuerungsrelevante Kennzahlen hätten entscheidend dazu beigetragen, aus einer völlig unklaren Situation planbare Handlungen abzuleiten und Entscheidungsgrundlagen zu liefern.

Theorie & Methode
In früheren Studien stand die allokative Funktion des Rechnungswesens in Krisensituationen im Fokus, d.h. die Verteilung von Ressourcen – etwa den Geldern, die ein Krankenhaus aus verschiedenen Quellen zur Kostendeckung erhält. „In unserer Studie nutzen wir einen neuen Indikator-basierten Ansatz, um die Frage zu beantworten, wie das Rechnungswesen konkret dazu beiträgt, in der COVID-19-Krise Strukturen und Prozesse planbar zu halten“, erklärt Dr. Nadine Gerhardt den theoretischen Kontext der Untersuchung.

Dazu erforschte das Autorenteam Entscheidungsprozesse in fünf Krankenhäusern, die Teil desselben Konzerns und geografisch über fünf verschiedene Bundesländer in Deutschland verteilt sind. Im Untersuchungszeitraum März bis August 2020 führten die Autorinnen und Autoren zahlreiche Interviews mit Ärztinnen, Ärzten, Krankenhausmanagerinnen und –managern durch.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Weitere Informationen bei Dr. Nadine Gerhardt (nadine.gerhardt@uni-wh.de), Post-doc am Dr. Werner Jackstädt-Stiftungslehrstuhl für Controlling und Unternehmenssteuerung der Universität Witten/Herdecke.


Originalpublikation:

Link zur Publikation: https://doi.org/10.1108/AAAJ-08-2020-4882


Weitere Informationen:

https://www.uni-wh.de/detailseiten/news/wenn-kennzahlen-im-krankenhaus-leben-ret…


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


Quelle: IDW