03.12.2020 10:24
Behandlung von Blutkrankheiten – Immun-Mechanismus entdeckt
Forschende der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) und des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK) am Partnerstandort Essen/Düsseldorf haben einen neuen Mechanismus im menschlichen Immunsystem erklären können. Ihre Ergebnisse tragen dazu bei, bösartige Bluterkrankungen wie Leukämie künftig besser zu behandeln. Die deutsch-niederländische Studie ist in der renommierten Fachzeitschrift Blood publiziert worden.*
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Alle 15 Minuten erfährt ein Mensch in Deutschland, dass er Blutkrebs hat. Langfristige Heilung verspricht derzeit oft nur die Transplantation von Blutstammzellen eines gesunden Spenders. Erfolgreich verläuft dies aber nur, wenn transplantierte Immunzellen vorrangig bösartige Krebszellen zerstören. Wird gesundes Gewebe angegriffen, kann es zu schwerwiegenden Komplikationen kommen. Bei der Unterscheidung zwischen Gut und Böse spielen Gewebemerkmale eine Schlüsselrolle, sog. Humane Leukozyten Antigene (HLA): Diese Moleküle befinden sich auf der Zelloberfläche und signalisieren dem Immunsystem, was angegriffen werden soll.
Das Forschungsteam fand heraus, dass transplantierte Immunzellen bösartige Krebszellen umso besser identifizieren und besiegen können, wenn die in der Studie untersuchten HLA-DP-Moleküle von Erkranktem und Spenderperson unterschiedlich, dabei aber möglichst ähnlich sind. Weiterhin wiesen sie nach, dass Immunzellen effektiver werden können, wenn ein in den Zellen befindliches Protein, HLA-DM, das mit HLA-DP Wechselwirkungen hat, ausgeschaltet worden ist.
„Auf der Basis dieser Erkenntnisse können neue Ansätze erforscht werden, um den Therapieerfolg der Blutstammzell-Transplantation weiter zu verbessern. Zudem helfen unsere Daten der Onkologie und Hämatologie, personalisierte Therapien zu entwickeln“, sagt Prof. Katharina Fleischhauer vom Institut für Zelltherapeutische Forschung und DKTK-Wissenschaftlerin.
Die Studie entstand am Universitätsklinikum Essen in Zusammenarbeit mit der Klinik für Hämatologie und Stammzelltransplantation, dem Institut für Transfusionsmedizin sowie dem Institut für Medizinische Mikrobiologie. Kooperiert wurde zudem mit dem Medizinischen Proteom-Center der Ruhr-Universität Bochum und dem Leiden University Medical Center.
Redaktion
Martin Rolshoven, Medizinische Fakultät, Tel. 0201/723-6274, martin.rolshoven@uk-essen.de
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Institut für Zelltherapeutische Forschung, Prof. Katharina Fleischhauer, katharina.fleischhauer@uk-essen.de
Originalpublikation:
„Permissive HLA-DPB1 mismatches in HCT depend on immunopeptidome divergence and editing by HLA-DM“ (https://doi.org/10.1182/blood.2020008464)
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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