Darmkrebs: 14-3-3sigma Gen als Tumorsuppressor identifiziert



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16.06.2021 10:18

Darmkrebs: 14-3-3sigma Gen als Tumorsuppressor identifiziert

LMU-Forscher haben nachgewiesen, dass das 14-3-3sigma-Gen ein wichtiger Gegenspieler von Darmkrebs ist.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Darmkrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen weltweit. Im Frühstadium lässt sich der Tumor operativ entfernen, aber wenn der Krebs fortschreitet und Metastasen entstehen, sinken die Heilungschancen deutlich. Für die Entstehung und das Fortschreiten der Krankheit spielen Veränderungen in bestimmten Genen eine wesentliche Rolle.

Professor Heiko Hermeking vom Pathologischen Institut der LMU hat gemeinsam mit seinen Postdoktoranden Markus Winter und Matjaž Rokavec gezeigt, dass das sogenannte 14-3-3sigma-Gen ein wichtiger Tumorsuppressor ist. Die Wissenschaftler haben im Mausmodell nachgewiesen, dass ein Defekt des Gens das Fortschreiten der Krankheit begünstigt und daher die Überlebensdauer verkürzt.

Wie Hermeking bereits in früheren Studien in Dickdarmkarzinom-Zelllinien zeigte, aktiviert ein wichtiger zellulärer Schutzmechanismus – der Tumorsuppressor p53 – das 14-3-3sigma-Gen, das daraufhin den Zellzyklus unterbricht. Durch einen solchen Stopp bekommt die Zelle Zeit für die Reparatur von Schäden und wird an unkontrolliertem Wachstum gehindert. In mehr als der Hälfte aller Tumoren ist p53 durch Mutationen inaktiviert. „Ob auch das 14-3-3sigma-Gen selbst wichtig für die Unterdrückung von Tumoren im Darm ist, war bisher aber unklar“, sagt Hermeking.

Um diese Frage zu klären, analysierten die Wissenschaftler in einem von der Deutschen Krebshilfe geförderten Projekt die Expressionsdaten von Zellen aus mehreren Tausend menschlichen Dickdarmkarzinomen. Dabei fanden sie, dass die Expression des 14-3-3sigma-Gens in diesen Tumoren signifikant herunterreguliert wird. Besonders ausgeprägt war der Effekt in metastasierenden Tumoren, zudem nahm die Aktivität des Gens ab, je weiter der Tumor fortschritt. Prognostisch waren die Überlebensraten von Patientinnen und Patienten mit niedrigen Aktivitäten des 14-3-3sigma-Gens schlechter als von Patienten mit höherer Expression – dieses Ergebnis galt auch unabhängig von einer Mutation des p53-Gens.

Als nächsten Schritt schalteten die Forscher das 14-3-3sigma-Gen in einem präklinisch relevanten Mausmodell für Darmkrebs aus. Dies förderte die Entstehung und das Wachstum der Tumoren im Darm und verkürzte letztlich die Überlebensdauer der Mäuse. Wie die Forscher zeigen, werden nach dem Verlust des 14-3-3sigma-Gens Signalwege aktiviert, die durch verschiedene Transkriptionsfaktoren reguliert werden, welche unter anderem mit der Bildung von Metastasen in Verbindung stehen. Diese Transkriptionsfaktoren werden vom 14-3-3sigma-Protein gebunden und so negativ reguliert. „Insgesamt zeigen unsere Ergebnisse, dass 14-3-3sigma nicht nur eines von vielen p53-Zielgenen ist, welche die Tumorsuppression durch p53 vermitteln, sondern auch selbst tumorsuppressive Funktionen im Darm hat“, sagt Hermeking.

Die Verminderung der Aktivität des 14-3-3sigma-Gens in Dickdarmkarzinomen könnte nach Ansicht der Forscher in Zukunft für prognostische Zwecke genutzt werden. „Zudem könnten die Signalwege, die nach seiner Inaktivierung angeschaltet werden, interessante Zielstrukturen für therapeutische Zwecke sein“, sagt Hermeking.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Heiko Hermeking
Experimentelle und Molekulare Pathologie
Pathologisches Institut der LMU
Telefon: 089 2180 73685
E-Mail: heiko.hermeking@med.uni-muenchen.de
https://www.pathologie.med.uni-muenchen.de/020wissenschaft/009ag_hermeking/index…


Originalpublikation:

Markus Winter, Matjaž Rokavec, and Heiko Hermeking
14-3-3sigma Functions as an Intestinal Tumor Suppressor.
Cancer Research 2021
https://cancerres.aacrjournals.org/content/early/2021/06/14/0008-5472.CAN-20-419…


Weitere Informationen:

https://www.lmu.de/de/newsroom/news-und-events/news/darmkrebs-14-3-3sigma-gen-al…


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


Quelle: IDW