Immunologisches Gedächtnis nach ausgeheilter Sars-CoV-2-Infektion



Teilen: 

12.11.2020 15:08

Immunologisches Gedächtnis nach ausgeheilter Sars-CoV-2-Infektion

Studie von Wissenschaftler*innen des Universitätsklinikums Freiburg in Nature Medicine erschienen / Erkenntnisse machen Hoffnung für Impfstoff-Entwicklung

Literature advertisement

Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Bisher war unklar, ob eine überstandeneSARS-CoV-2-Infektion beziehungsweise eine COVID-19-Erkrankung zu einem anhaltenden immunologischen Gedächtnis führt und dies somit vor einer erneuten Infektion schützen kann. So hatten mehrere Studien gezeigt, dass SARS-CoV-2-spezifische Antikörper bei vielen Menschen mit überstandener COVID-19-Erkrankung nur über wenige Monate nachweisbar sind und daher möglicherweise auch nur einen zeitlich begrenzten Schutz vor einer erneuten Infektion bieten können. Ein Forscherteam am Universitätsklinikum Freiburg um Dr. Maike Hofmann, Dr. Christoph Neumann-Haefelin und Prof. Dr. Robert Thimme konnte jetzt zeigen: Nach durchgemachter SARS-CoV-2-Infektion werden Immunzellen gebildet, die im Körper erhalten bleiben und bei einer erneuten Infektion eine schnelle Immunantwort vermitteln könnten. Die Freiburger Studie wurde am 12. November 2020 in der Online-Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift Nature Medicine veröffentlicht.

„Diese sogenannten Gedächtnis-T-Zellen sehen nach einer SARS-CoV-2-Infektion ähnlich aus wie Gedächtnis-T-Zellen nach einer echten Grippe. Deshalb sind wir zuversichtlich, dass bei der Mehrheit der Menschen nach überstandener SARS-CoV-2-Infektion ein gewisser Schutz vor einer erneuten COVID-19-Erkrankung besteht“, erklärt Dr. Hofmann, Wissenschaftlerin an der Klinik für Innere Medizin II des Universitätsklinikums Freiburg. Prof. Thimme, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin II, betont, wie wichtig in der aktuellen Situation eine gute translationale Forschungsumgebung wie am Universitätsklinikum Freiburg ist: „Um innerhalb weniger Monate zu belastbaren Forschungsergebnissen zu kommen, ist die enge Vernetzung von Klinik und Wissenschaft auf höchstem Niveau eine Grundvoraussetzung: Zum einen werden Patientinnen und Patienten mit COVID-19-Erkrankung auf unseren Stationen behandelt und in einer speziellen Ambulanz auch nach Ausheilung der Infektion weiter betreut. Zum anderen besteht an unserer Klinik eine große Expertise bei der Analyse von Immunzellen bei Virusinfektionen wie der Hepatitis B und C.“

An der Entwicklung von Impfstoffen gegen SARS-CoV-2 ist das Universitätsklinikum Freiburg zwar selbst nicht beteiligt. Dr. Neumann-Haefelin, Leiter des Gerok-Leberzentrums am Universitätsklinikum Freiburg, ist jedoch optimistisch: „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass nach einer Infektion eine Immunität gegen SARS-CoV-2 erreicht werden kann. Ähnlich könnten auch Impfstoffe, die aktuell in Studien getestet werden, einen deutlichen Schutz gegen SARS-CoV-2 vermitteln.“

„Die Entschlüsselung komplexer Immunantworten gehört schon lange zum Forschungsschwerpunkt der Universität und des Universitätsklinikums Freiburg. Durch die hohe wissenschaftliche Qualität am Standort können wir jetzt einen wichtigen Beitrag in der Corona-Pandemie leisten“, sagt Prof. Dr. Norbert Südkamp, Dekan der Medizinischen Fakultät an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

Gefördert wird diese translationale Forschung zu Virusinfektionen unter anderen durch das Land Baden-Württemberg, zwei Sonderforschungsbereiche der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie „Clinician Scientist“-Programme verschiedener Stiftungen. Hofmann wird unter anderem durch das Margarete von Wrangell-Habilitationsprogramm für Frauen des Landes Baden-Württemberg unterstützt.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Robert Thimme
Ärztlicher Direktor
Klinik für Innere Medizin II
Universitätsklinikum Freiburg
Telefon: 0761 270-34040
robert.thimme@uniklinik-freiburg.de


Originalpublikation:

Characterization of pre-existing and induced SARS-CoV-2-specific CD8+ T cells
DOI: 10.1038/s41591-020-01143-2


Weitere Informationen:

http://www.nature.com/articles/s41591-020-01143-2 Link zur Studie
https://www.uniklinik-freiburg.de/medizin2.html Klinik für Innere Medizin II des Universitätsklinikums Freiburg


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


Quelle: IDW