Leipziger Operationsmethode bei Gebärmutterhalskrebs mit Vorteilen gegenüber Standardtherapie



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11.07.2024 09:41

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Leipziger Operationsmethode bei Gebärmutterhalskrebs mit Vorteilen gegenüber Standardtherapie

Gebärmutterhalskrebs ist weltweit die vierthäufigste bösartige Tumorerkrankung bei Frauen. In frühen Stadien kann den meisten Patientinnen eine Operation helfen. In einer fast zehn Jahre andauernden Vergleichsstudie wurde nun die Standardbehandlung bei dieser Krebserkrankung mit der an der Universitätsmedizin Leipzig praktizierten neuen Operationsmethode, der Totalen Mesometrialen Resektion (TMMR) verglichen. Sowohl das Risiko zu versterben als auch das Risiko eines erneuten Auftretens der Krankheit war nach der TMMR wesentlich geringer. Die Ergebnisse sind aktuell im Lancet-Journal „eClinicalMedicine“ wissenschaftlich publiziert worden.

Bereits vor gut 20 Jahren wurde vom damaligen Direktor der Leipziger Universitätsfrauenklinik, Prof. Michael Höckel, eine neue Operationsmethode zur Behandlung von Patientinnen mit Gebärmutterhalskrebs entwickelt, die Totale Mesometriale Resektion (TMMR). Die Methode basiert auf dem ontogenetischen Krebsfeldmodell, das das örtliche Ausbreitungsmuster eines bösartigen Tumors aus der Embryonalentwicklung seines Ursprungsgewebes ableitet. Bei der Operation werden Gewebestrukturen mit hohem Risiko des Krebsbefalls entfernt, die bei der herkömmlichen Operationsmethode zurückgelassen werden. Dafür werden andere Strukturen trotz ihrer Nähe zum Tumor verschont, die für die Funktion angrenzender Organe, wie zum Beispiel der Harnblase, wichtig sind.

Während bei der herkömmlichen Operation in bis zur Hälfte der Fälle noch eine anschließende Bestrahlung der Patientinnen nötig ist, kann bei der TMMR darauf komplett verzichtet werden. In der aktuell publizierten Studie wurde nun erstmals die Leipziger Operationsmethode direkt mit der konventionellen Behandlungsstrategie verglichen. In einer Studie haben Prof. Dr. Bahriye Aktas, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde am Universitätsklinikum Leipzig und Prof. Dr. Henrik Falconer vom Karolinska Institut in Stockholm samt ihren Teams 1007 Frauen mit Gebärmutterhalskrebs, die in der Zeit von 2011 bis 2020 behandelt wurden, analysiert.

Hierbei wurden mittels statistischer Verfahren die Daten aus der Universitätsmedizin Leipzig direkt mit denen aus Schweden – wo konsequent die klassische Behandlung bestehend aus OP und Bestrahlung angewandt wird – verglichen. Während 91,2 Prozent der Frauen mit frühem Gebärmutterhalskrebs, die mit TMMR therapiert wurden, nach fünf Jahren tumorfrei waren, war dies nur bei 81,8 Prozent der Frauen der Fall, die eine konventionelle Therapie erhielten. Das Risiko an der Tumorerkrankung zu versterben, lag im untersuchten Zeitraum in der Leipziger Kohorte sogar um rund 58 Prozent niedriger.

„Die Ergebnisse bestätigen, dass unser Team in Leipzig mit der Krebsfeldchirurgie auf dem richtigen Weg ist. Die nun vorliegenden Daten werden weiter zur nationalen und internationalen Verbreitung von Prinzip und Praxis der in Leipzig entwickelten Krebsoperationen beitragen und mehr Patientinnen mit Zervixkarzinom, aber auch mit anderen gynäkologischen Krebserkrankungen heilen”, erklärt erklärt die Professorin für Gynäkologie Dr. med. Bahriye Aktas.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. med. Bahriye Aktas
Direktorin der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde, Universitätsklinikum Leipzig
Professorin für Gynäkologie, Universität Leipzig
Tel: 49 341 97 – 23400
Mail: bahriye.aktas@medizin.uni-leipzig.de


Originalpublikation:

Originalpublikation im Lancet-Journal “EClinicalMedicine”: Oncologic outcomes after Total Mesometrial Resection (TMMR) or treatment according to current international guidelines in FIGO (2009) stages IB1-IIB cervical cancer: an observational cohort study. Doi: https://doi.org/10.1016/j.eclinm.2024.102696


Weitere Informationen:

https://ukl-live.de/leipzig-school/


Bilder

Prof. Michael Höckel (l.) und Prof. Bahriye Aktas gemeinsam im OP.

Prof. Michael Höckel (l.) und Prof. Bahriye Aktas gemeinsam im OP.
Jun-Prof. Benjamin Wolf
Universität Leipzig


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


 

Quelle: IDW