Lupus-Forschung aus Deutschland ganz weit vorne – Innovative Therapien gegen die Autoimmunerkrankung vielversprechend



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07.09.2021 13:02

Lupus-Forschung aus Deutschland ganz weit vorne – Innovative Therapien gegen die Autoimmunerkrankung vielversprechend

Der Systemische Lupus erythematodes (SLE) – eine seltene entzündlich-rheumatische Erkrankung – birgt ein hohes Risiko für lebensbedrohliche Organschäden. Besonders oft sind junge Frauen betroffen. Neue Behandlungsmethoden scheinen – zumindest in Einzelfällen – derart wirksam, dass sogar von „Heilung“ die Rede ist. Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh) freut sich, dass neuartige Immuntherapien für schwere Verläufe des SLE maßgeblich von Forschenden in Deutschland entwickelt wurden.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Zwei weltweit beachtete Publikationen sind jüngst im New England Journal of Medicine (NEJM) erschienen. Die DGRh weist darauf hin, dass die zukunftsweisenden Verfahren sich aber noch weiter bewähren müssen. Aktuelle Lupus-Forschung wird auch Thema der morgigen Onlinepressekonferenz anlässlich des Rheumatologiekongresses am 8. September 2021 sein.

In Deutschland sind etwa 35 von 100 000 Menschen von einem systemischen „Lupus“ betroffen. Frauen erkranken deutlich häufiger als Männer – hierzulande im Verhältnis 9:1 und meist zwischen dem 16. und dem 55. Lebensjahr. Einen SLE-Krankheitsschub begleiten oft Fieber, Abgeschlagenheit, Gelenk- und Muskelschmerzen. Vor allem aber können die Entzündungsprozesse eines SLE unbehandelt auf lange Sicht Organe wie Haut, Lunge, Niere, Herz oder auch Blutgefäße und Nerven schädigen.

Zentrale Bedeutung im Krankheitsprozess des SLE haben sogenannte B-Lymphozyten und Plasmazellen, die gegen den Körper gerichtete Antikörper produzieren. Derartige Zellen spielen auch bei bestimmten bösartigen Bluterkrankungen eine Rolle. „Deshalb setzen Forscher schon seit einigen Jahren versuchsweise in besonders schweren Fällen gezielte Therapien aus der Blutkrebsforschung ein“, erläutert Professor Dr. med. Christof Specker, Vizepräsident der DGRh. Entsprechend wenden Rheumatologen bei immunologischen Systemerkrankungen Substanzen an, die auch bei bösartigen Neubildungen des Lymphsystems und des Knochenmarks im Einsatz sind.

Die Berliner Forschergruppe um Professor Dr. Gerd Burmester, Professor Dr. Falk Hiepe und Dr. Tobias Alexander berichtete im vergangenen Jahr über den weltweit erstmaligen Einsatz des monoklonalen Antikörpers Daratumumab bei SLE (i). Das Medikament verringert die Zahl der Plasmazellen und ist seit dem Jahr 2016 für die Behandlung des multiplen Myeloms, einer krankhaften Vermehrung bösartiger Plasmazellen, zugelassen. Die Forscher der Charité – Universitätsmedizin Berlin behandelten damit zwei Patientinnen mit Lupus. Deren Blutwerte besserten sich danach erheblich und blieben noch nach mehr als einem Jahr stabil.

In der neuesten Publikation der Erlanger Arbeitsgruppe um Professor Dr. Georg Schett, Professor Dr. Bernhard Manger und Professor Dr. Gerhard Krönke kamen weltweit erstmals sogenannte Chimäre Antigenrezeptor-T (CAR-T) Zellen gegen SLE zum Einsatz (ii). Auch diese hoch-innovative Therapie kommt in ausgesuchten Fällen bösartiger hämatologischer Erkrankungen schon mit Erfolg zum Einsatz. Hierbei werden T-Zellen eines Patienten außerhalb des Körpers gentechnisch so verändert, dass diese – wieder in den Körper injiziert – die bösartigen B-Lymphozyten und Plasmazellen gezielt aufsuchen und dazu bringen, sich aufzulösen. Die CAR-T-Zellen vermehren sich im Körper sogar weiter und stellen damit eine hochwirksame und nachhaltige Therapie dar. Doch das Verfahren ist sehr aufwändig und birgt zudem die Gefahr von Nebenwirkungen. Deshalb wird es bislang nur in universitären hämatologischen Zentren angeboten.

Besonders erfolgreich verlief in Erlangen jüngst der weltweit erste Einsatz dieser CAR-T-Zell-Therapie bei einer 20-jährigen SLE-Patientin. Bei ihr waren die bisherigen Therapien nicht oder nicht mehr ausreichend wirksam und das Erlanger Ärzteteam erreichte mit den CD19-modifizierten CAR-T-Zellen eine derart vollständige und langanhaltende Zerstörung zirkulierender B-Zellen, dass die Krankheitssymptome verschwanden und sich auch die immunologischen SLE-Veränderungen im Blut normalisierten. Zu schwerwiegenden unerwünschten Effekten kam es dabei nicht.

„Diese neuen Therapieansätze sind sehr vielversprechend, doch bewährt haben sie sich bisher nur in Einzelfällen“, betont Professor Dr. med. Andreas Krause, Präsident der DGRh aus Berlin. Die Verfahren müssten sorgfältig geprüft werden und von „Heilung“ kann man sicher noch nicht sprechen. „Wir sollten keine Hoffnung schüren, die wir womöglich nicht einlösen können“, meint der Rheumatologe. Vor einem endgültigen Urteil sollten wir weitere, größere Studien und Langzeitergebnisse dieser aufwändigen und nicht risikoarmen Therapien abwarten. „Wir freuen uns aber außerordentlich, dass rheumatologische Forschung aus Deutschland auch auf dem Gebiet neuer Immuntherapien für den SLE hoch-innovativ und erfolgreich ist“. Wissenschaftlich rangiert Rheumaforschung „made in Germany“ damit einmal mehr ganz weit vorne. Auf der Onlinepressekonferenz anlässlich des Rheumatologiekongresses am 8. September 2021 erläutern Experten die neuen SLE-Therapien und die aktuelle Forschungslage.

– Bei Abdruck Beleg erbeten. –

Literatur:

Ostendorf L, Burns M, Durek P, Heinz GA, Heinrich F, Garantziotis P, Enghard P, Richter U, Biesen R, Schneider U, Knebel F, Burmester G, Radbruch A, Mei HE, Mashreghi MF, Hiepe F, Ale- xander T. Targeting CD38 with Daratumumab in Refractory Systemic Lupus Erythematosus. N Engl J Med. 2020 Sep 17;383(12):1149-1155. doi: 10.1056/NEJMoa2023325. PMID: 32937047.
Mougiakakos D, Krönke G, Völkl S, Kretschmann S, Aigner M, Kharboutli S, Böltz S, Manger B, Mackensen A, Schett G. CD19-Targeted CAR T Cells in Refractory Systemic Lupus Erythemato- sus. N Engl J Med. 2021 Aug 5;385(6):567-569. doi: 10.1056/NEJMc2107725. PMID: 34347960.

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Terminhinweise:

49. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)
35. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh)
Wissenschaftliche Herbsttagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR)

Termin: 15. bis 18. September 2021
Ort: online
Akkreditierung als Presse unter: https://www.m-anage.com/Home/Index/Event/dgrh2021/de-DE

1. Online-Pressekonferenz anlässlich des Rheumatologie@Kongresses 2021
Termin: Mittwoch, 8. September 2021, 11.30 Uhr bis 12.30 Uhr
Link zur Anmeldung: https://us02web.zoom.us/webinar/register/WN_NZxUKF_uS7SBNGo3ntB4Rg

Themen und Referierende:

COVID-19: Medikation und Impfung – Auswirkung der Pandemie auf Rheuma-Patienten
Prof. Dr. med. Georg Schett, Kongresspräsident der DGRh, Direktor der Medizinischen Klinik 3, Rheumatologie und Immunologie, Universitätsklinikum Erlangen

Knochenrheuma beim Kind und Jugendlichen – oft ein langer und schwieriger Weg zur richtigen Diagnose und Therapie
Dr. med. Annette Holl-Wieden, Wissenschaftliche Tagungsleiterin der GKJR, Leitung des klinischen Bereichs Kinder-Rheumatologie und Osteologie, Universitätsklinikum Würzburg

Neue Behandlungskonzepte bei Lupus erythematodes (SLE) und Kollagenosen
Prof. Dr. med. Matthias Schneider, Direktor der Poliklinik und des Funktionsbereichs für Rheumatologie, Universitätsklinikum Düsseldorf

Videosprechstunde, Apps und Wearables Digitale: Anwendungen in der Versorgung
Dr. med. Martin Krusche, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Junge Rheumatologie (AGJR) – rheumadocs, Stationsarzt Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Die Zukunft der Rheumatologie: #Rheuma2025
Prof. Dr. med. Hanns-Martin Lorenz, Leiter der Sektion Rheumatologie am Universitätsklinikum Heidelberg, Medizinisch-wissenschaftlicher Leiter des Rheumazentrums Baden-Baden, Sprecher der Kommission Rheumatologie 2025

Moderation: Janina Wetzstein, Pressestelle DGRh, Stuttgart

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2. Online-Pressekonferenz anlässlich des Rheumatologie@Kongresses 2021
Termin: Donnerstag, 16. September 2021, 13.30 bis 14.30 Uhr
Link zur Anmeldung: https://us02web.zoom.us/webinar/register/WN_jEQPNFSxRcWJg0jYimoX4Q

Themen und Referierende:

Kongresshighlights 2021
und
Rheuma als Systemerkrankung: Darm-Gelenkachse
Prof. Dr. med. Georg Schett, Kongresspräsident der DGRh, Direktor der Medizinischen Klinik 3, Rheumatologie und Immunologie, Universitätsklinikum Erlangen

Operative Rheumatologie im Wandel der Zeit
Prof. Dr. med. Hans-Dieter Carl, Kongresspräsident der DGORh, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Krankenhaus Martha-Maria Nürnberg

Neue Behandlungskonzepte bei Gelenkentzündungen
Prof. Dr. med. Andreas Krause, Präsident der DGRh, Ärztlicher Direktor und Chefarzt am Immanuel Krankenhaus Berlin, Fachabteilung Innere Medizin, Rheumatologie, Klinische Immunologie und Osteologie

Einblicke in die Forschung: Von der Einzelzellforschung zu neuen Therapieansätzen
Prof. Dr. med. Ulf Wagner, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Kompetenznetz Rheuma (KNR), Leiter Arbeitsgruppe Experimentelle Rheumatologie, Stellvertretender Bereichsleiter Rheumatologie, Universitätsklinikum Leipzig

Kardiovaskuläre Begleiterkrankungen bei Rheuma – was gibt es Neues?
PD Dr. Anne-Kathrin Tausche, Funktionsoberärztin, Abteilung für Rheumatologie an der Medizinischen Klinik und Poliklinik III, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden

Moderation: Stephanie Priester, Pressestelle DGRh, Stuttgart

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Pressekontakt DGRh für Rückfragen:
Stephanie Priester
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh)
Pressestelle
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel.: +49 711 8931-605
Fax: +49 711 8931-167
E-Mail: priester@medizinkommunikation.org

Kontakt DGRh:
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. Geschäftsstelle
Anna Julia Voormann Generalsekretärin
Wilhelmine-Gemberg-Weg 6, Aufgang C 10179 Berlin
Tel. +49 30 240 484 70
Fax +49 30 240 484 79
E-Mail: anna.voormann@dgrh.de http://www.dgrh.de


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Pressetermine
Deutsch


Quelle: IDW