Patientenbeteiligung ist das beste Schmerzmittel



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14.04.2021 14:59

Patientenbeteiligung ist das beste Schmerzmittel

Je besser Patienten über eine Operation informiert sind und in die Entscheidung zur begleitenden Schmerztherapie einbezogen werden, desto seltener wünschen sie zusätzliche Schmerzmittel. Das ist das Ergebnis einer Auswertung von 80.000 Datensätzen des QUIPS-Schmerzregisters für postoperative Schmerztherapie am Universitätsklinikum Jena. Das Autorenteam der jetzt erschienenen Arbeit schlägt eine entsprechende Ergänzung der Patientenbefragungen vor, um die Qualität der Schmerzbehandlung besser messen zu können.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Wundschmerz zählt zu den häufigsten Folgen einer Operation. Das Ziel der Akutschmerztherapie direkt nach einer Operation ist es, Ausmaß und Dauer der Schmerzbelastung effektiv, aber nebenwirkungsarm zu verringern, denn postoperative Schmerzen können den Genesungsprozess verzögern, zu Komplikationen führen und im ungünstigsten Fall chronisch werden.

Um die richtige Dosis und Kombination von Wirkstoffen und Therapieformen zu finden und die Qualität der Schmerztherapie zu erfassen, befragen Ärzte die Patienten nach der empfundenen Schmerzintensität. Ein Forschungsteam aus Jena, Münster und Bern untersuchte nun die Aussagekraft weiterer Messgrößen zum Schmerzgeschehen aus Patientensicht und welche Faktoren den Wunsch nach mehr postoperativer Schmerztherapie beeinflussen. Dazu wurden die Daten von fast 80.000 Patientinnen und Patienten aus Deutschland und Österreich ausgewertet, die im QUIPS-Schmerzregister für postoperative Schmerztherapie am Universitätsklinikum Jena erfasst sind.

Erfreulich ist, dass sich nur etwa ein Zehntel der Befragten überhaupt mehr Schmerztherapie wünscht. Bei Frauen tritt dies seltener auf als bei Männern. Bei guten Prozessen im Krankenhaus wie regelmäßiger Schmerzmessung oder vordefinierten Therapiekonzepte wird der Wunsch nach mehr Therapie seltener geäußert. Am auffälligsten war aber: Wenn Patienten über die Schmerztherapie informiert sind und darauf Einfluss nehmen können, dann ist ihr Risiko für Unterversorgung deutlich verringert. Dieser Effekt ist sogar stärker als der Einfluss der Schmerzmedikation, selbst bei starken Schmerzmitteln. Der Hauptautor Dr. Marcus Komann vom Universitätsklinikum Jena sagt dazu: „Wir haben einen klaren Trend in der Medizin. Patienten möchten besser informiert und mehr in Entscheidungen eingebunden sein als früher. Auch unsere Studie bestätigt die Erfolge dieser Entwicklung. Wir können nur alle Kollegen dazu ermuntern, die Patienten so weit wie möglich in die Schmerztherapie einzubinden.“

Zudem schlagen die Autoren vor, den Wunsch nach mehr Schmerzbehandlung als Parameter in die Patientenbefragungen aufzunehmen. Diese Maßnahme könnte einen Beitrag leisten zur weiteren patientenindividuellen Anpassung der Therapie und zur Verbesserung der Behandlungsstrategien und der Behandlungsqualität.

Quips-Projekt:
Das am Universitätsklinikum Jena koordinierte QUIPS-Projekt hat die Qualitätsverbesserung in der postoperativen Schmerztherapie zum Ziel. Über 100 Kliniken beteiligen sich an dem eigenfinanzierten Benchmarking-Projekt, um durch die standardisierte Erhebung weniger Qualitätsindikatoren, deren Analyse und ein webbasiertes Feedback das eigene Behandlungsangebot in der Schmerztherapie verbessern zu können.
http://www.quips-projekt.de
Studienregister: https://www.drks.de/drks_web/navigate.do?navigationId=trial.HTML&TRIAL_ID=DR…


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr.-Ing. Marcus Komann
QUIPS-Projekt, Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Universitätsklinikum Jena
E-Mail: Marcus.Komann@med.uni-jena.de
Tel.: +49 3641 9323298


Originalpublikation:

Marcus Komann, et al. Desire to Receive More Pain Treatment – A Relevant Patient-Reported Outcome Measure to Assess Quality of Post-Operative Pain Management? Results From 79,996 Patients Enrolled in the Pain Registry QUIPS from 2016 to 2019, J Pain. 2021, https://doi.org/10.1016/j.jpain.2021.01.002


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
Deutsch


Quelle: IDW