23.11.2021 16:23
Preisgekrönte Diabetes-Forschung – Neue Studie empfiehlt Booster-Impfung für ältere Menschen mit Diabetes
Prof. Dr. Othmar Moser, Inhaber des Lehrstuhls für Exercise Physiology and Metabolism an der Universität Bayreuth, ist von der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG) mit dem Langerhans-Preis 2021 ausgezeichnet worden. Am 20. November 2021 nahm er den mit 10.000 Euro dotierten Preis im Rahmen der ÖDG-Jahrestagung in Salzburg entgegen. Vor kurzem hat er mit seinem Forschungsteam die Immunantwort von Menschen mit Diabetes nach einer COVID-19-Impfung untersucht. Die Ergebnisse unterstreichen die Wichtigkeit einer Booster-Impfung älterer Menschen mit Diabetes, insbesondere im Fall einer eingeschränkten Nierenfunktion.
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Die neue Studie, an welcher die Universität Bayreuth grundlegend beteiligt war, basiert auf Antikörperdaten von 150 Menschen mit Diabetes Mellitus Typ 1 und Typ 2 jeweils vor und drei Wochen nach der COVID-19-Vollimmunisierung. Der Vergleich mit entsprechenden Daten von Menschen ohne Diabetes ergab einen durchaus ähnlichen Aufbau der Antikörper. Allerdings fällt die Immunantwort auf eine vollständige COVID-19-Impfung bei älteren Menschen mit Diabetes, die an einer eingeschränkten Nierenfunktion leiden, schwächer aus als bei Menschen ohne Diabetes. Insofern scheint diese Gruppe älterer Menschen mit Diabetes nach einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 besonders gefährdet.
„Unser Befund zeigt, dass sich eine Booster-Impfung für ältere Menschen mit Diabetes und Niereninsuffizienz besonders empfiehlt, sofern keine anderen Vorerkrankungen dagegensprechen“, sagt Moser. Die neuen Forschungsergebnisse wurden bereits als Vorabdruck publiziert, eine Veröffentlichung in der Zeitschrift „Diabetes, Obesity & Metabolism“ ist vorgesehen. Anlass für die Studie waren frühere Untersuchungen, wonach Menschen mit Diabetes in sehr unterschiedlicher Weise auf Impfungen gegen diverse Infektionskrankheiten ansprechen – zum Teil schlechter, aber zum Teil sogar besser als die jeweiligen Kontrollgruppen ohne Diabetes.
In einer weiteren Studie hat sich die Bayreuther Forschungsgruppe von Prof. Dr. Othmar Moser mit der Frage befasst, inwieweit sich eine vollständige COVID-19-Impfung auf das Blutzuckermanagement bei Menschen mit Diabetes auswirkt. Hierzu wurden Glukose-Sensordaten von 74 Personen im Rahmen der Impfung analysiert und typische Reaktionen auf die Impfung dokumentiert. Ein unmittelbarer Einfluss der Impfung auf das Blutzuckermanagement ließ sich dabei nicht erkennen. Allerdings zeigte sich in der Gruppe der Menschen mit Diabetes Mellitus Typ 1 eine kurzfristige Verschlechterung des Blutzuckermanagements – und zwar dann, wenn nach der Impfung eine Einstichstellenreaktion, Kopfschmerzen, Fieber oder weitere Symptome gebündelt auftraten. Diese Ergebnisse legen nahe, dass Menschen mit Diabetes Mellitus Typ 1 im Rahmen der Impfung auf derartige Beschwerden besonders achtgeben und ihre Blutzuckerwerte intensiv kontrollieren sollten. Die Forschungsergebnisse wurden von der Zeitschrift „Diabetes Care“ zur Veröffentlichung akzeptiert.
In beiden Studien hat die Forschungsgruppe des Bayreuther Physiologen eng mit Partnern der Medizinischen Universität Graz sowie der Medizinischen Universität Innsbruck kooperiert.
Der Langerhans-Preis der Österreichischen Diabetes Gesellschaft
Die Österreichische Diabetes Gesellschaft würdigt mit ihrem Langerhans-Preis die langjährige Publikationstätigkeit von Prof. Dr. Othmar Moser auf dem Gebiet der Diabetologie. Bei der feierlichen Preisverleihung würdigte sie vor allem den Nutzen seiner Forschungsarbeiten für Menschen mit Diabetes Mellitus Typ 1, insbesondere unter dem Aspekt ihrer körperlichen Aktivität und ihres Therapiemanagements. „Die ehrenvolle Auszeichnung habe ich nur aufgrund des hervorragenden Engagements meines Teams an der Universität Bayreuth und Medizinischen Universität Graz erhalten. Gemeinsam ist es uns gelungen, die Therapie und Lebensqualität von Menschen mit Diabetes Mellitus zu verbessern. Mein Dank gilt daher in erster Linie meiner Forschungsgruppe, die diese wissenschaftliche Arbeit möglich gemacht hat“, sagt Moser.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Othmar Moser
Exercise Physiology and Metabolism
Universität Bayreuth
Telefon: +49 (0)921 / 55-3464
E-Mail: othmar.moser@uni-bayreuth.de
Originalpublikation:
Veröffentlichung (Preprint):
Caren Sourij et al.: Humoral immune response to Covid-19 vaccination in diabetes: age-dependent but independent of type of diabetes and glycaemic control – the prospective COVAC-DM cohort study. medRxiv 2021.11.05.21265849. DOI: https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2021.11.05.21265849v1
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wettbewerbe / Auszeichnungen
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