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10.06.2024 12:14
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Studie unter Federführung der Universitätsmedizin Mainz zeigt bessere Therapieoption für inoperable Lebertumore auf
Mit mehr als 900.000 Neuerkrankungen im Jahr ist Leberkrebs die weltweit fünft- bis sechsthäufigste Tumorerkrankung. Im frühen Stadium bietet eine Operation und vor allem eine Transplantation eine Chance auf Heilung. Im fortgeschrittenen Stadium sind Tumore hingegen inoperabel, weshalb hier medikamentöse Therapien zum Einsatz kommen. Vielversprechende Ergebnisse einer Phase III-Studie hat der Leberspezialist Univ.-Prof. Dr. Peter Galle kürzlich beim ASCO Annual Meeting in Chicago vorgestellt: Die Daten zeigen, dass eine Kombination zweier Wirkstoffe aus der Gruppe der Checkpoint-Inhibitoren das Potenzial hat, künftig zur ersten Behandlungsoption bei fortgeschrittenem Leberkrebs zu werden.
Trotz der Verfügbarkeit neuerer medikamentöser Behandlungsoptionen ist die Prognose für Patient:innen mit fortgeschrittenem Leberkrebs, auch hepatozelluläres Karzinom (HCC) genannt, nach wie vor schlecht, und es werden Behandlungen benötigt, die das Überleben verbessern und das Fortschreiten der Krankheit verzögern. Deshalb wird weltweit im Rahmen großer Studien nach neuen Wirkstoffen bzw. Wirkstoffkombinationen mit langfristigem Nutzen gesucht. Insbesondere Wirkstoffe, die das Immunsystem beeinflussen, sind hier sehr vielversprechend. Beim Leberkrebs und generell in der Onkologie spielen unter anderem so genannte Checkpoint-Inhibitoren eine zunehmend wichtige Rolle.
Dabei sind Immuncheckpoints in erster Linie wichtige Kontrollpunkte des Immunsystems – Tumorzellen führen jedoch zu einer Fehlregulation dieser Kontrollpunkte und schaffen es so, einem Angriff durch das Immunsystem zu entgehen. Checkpoint-Inhibitoren wiederum durchbrechen diese Fehlregulation, so dass Immunzellen die Tumorzellen wieder als solche erkennen und angreifen können.
Die Wirkstoffe Nivolumab und Ipilimumab gehören zu den Checkpoint-Inhibitoren: „Im Rahmen der Phase III-Studie CheckMate 9DW haben wir die Gabe einer Kombination dieser beiden Präparate im Vergleich zu einer der bisherigen Standardtherapien mit den Medikamenten Lenvatinib oder Sorafenib getestet“, berichtet Univ.-Prof. Dr. Peter Galle, Leberspezialist und Direktor der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz. Als führender Autor hat er die Studie maßgeblich begleitet und die Ergebnisse nun in Chicago auf dem Jahrestreffen der American Society of Clinical Oncology (ASCO) mit rund 48.000 Teilnehmer:innen vorgestellt. Hier werden in jedem Jahr neueste Daten aktueller Studien und Innovationen in der Krebsforschung veröffentlicht und diskutiert. „Es ist eine große Auszeichnung, dass wir in diesem Rahmen auch unsere Ergebnisse präsentieren konnten“, so Peter Galle.
Die Kombination macht’s: Chance auf neue Erstlinientherapie
Konkret haben 668 Patient:innen an der durch die Pharmafirma Bristol Myers Squibb unterstützten Studie teilgenommen, eine Hälfte bekam die Kombination der Checkpoint-Inhibitoren, die andere Hälfte eines der aktuellen Standardmedikamente Lenvatinib oder Sorafenib. Alle Patient:innen litten an einem zuvor unbehandelten, fortgeschrittenen Leberkrebs, der nicht mehr operabel war. „Unsere Daten bestätigen die Wirksamkeit der Kombination von Nivolumab und Ipilimumab und die Fähigkeit, das Überleben bei Leberkrebs zu verlängern, was sehr ermutigend ist“, freut sich Peter Galle. „Zudem sprachen die Patient:innen deutlich öfter und auch länger auf die Behandlung an, und das bei überschaubaren und vertretbaren Nebenwirkungen. Die Ergebnisse unterstützen damit die Zulassung dieser Kombination als potenzielle neue Erstlinientherapie für ein unbehandeltes HCC.“ Bereits in einer Vorgängerstudie hatte die Wirkstoff-Kombination eine klinisch bedeutsame Wirksamkeit gezeigt, was bereits zu einer beschleunigten Zulassung als Zweitlinientherapie in den Vereinigten Staaten führte. Eine solche wird angewendet, wenn nach Abschluss der ersten Behandlung – also der Erstlinientherapie – ein Therapieerfolg ausbleibt.
Standort Mainz als nationaler Schwerpunkt für Patient:innen mit Leberkrebs
Dass Peter Galle die neue Studie federführend betreut, kommt nicht von ungefähr: Die Universitätsmedizin Mainz ist für die klinische Forschung bei Leberkrebs besonders prädestiniert, da sie exzellente Strukturen zur Behandlung von Leberkrebs im Rahmen des Universitären Centrums für Tumorerkrankungen (UCT Mainz) etabliert hat. „Das Viszeralonkologische Tumorzentrum des UCT Mainz bietet Patientinnen und Patienten alle etablierten therapeutischen Verfahren nach modernsten Standards sowie innovative Studien zur Behandlung von Leberkrebs an“, resümiert Peter Galle. „Mit mehr als 1.800 behandelten Leberkrebspatient:innen in den letzten zehn Jahren hat sich die Universitätsmedizin Mainz zu einem nationalen Schwerpunkt in diesem Bereich entwickelt und auch international eine hohe Sichtbarkeit erlangt.”
Kontakt:
Univ.-Prof. Dr. Peter Galle, Direktor der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik, Universitätsmedizin Mainz, Telefon 06131 17-7275, E-Mail: peter.galle@unimedizin-mainz.de
Pressekontakt:
Dr. Renée Dillinger-Reiter, Stabsstelle Unternehmenskommunikation, Universitätsmedizin Mainz,Telefon 06131 17-7424, E-Mail pr@unimedizin-mainz.de
Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige medizinische Einrich-tung der Supramaximalversorgung in Rheinland-Pfalz und ein international anerkannter Wissenschafts-standort. Sie umfasst mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen, die fächerübergreifend zusammen-arbeiten und jährlich mehr als 345.000 Menschen stationär und ambulant versorgen. Hochspezialisierte Patientenversorgung, Forschung und Lehre bilden in der Universitätsmedizin Mainz eine untrennbare Ein-heit. Mehr als 3.500 Studierende der Medizin und Zahnmedizin sowie rund 670 Fachkräfte in den ver-schiedensten Gesundheitsfachberufen, kaufmännischen und technischen Berufen werden hier ausgebil-det. Mit rund 8.700 Mitarbeitenden ist die Universitätsmedizin Mainz zudem einer der größten Arbeitgeber der Region und ein wichtiger Wachstums- und Innovationsmotor. Weitere Informationen im Internet unter https://www.unimedizin-mainz.de.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Univ.-Prof. Dr. Peter Galle, Direktor der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik, Universitätsmedizin Mainz, Telefon 06131 17-7275, E-Mail: peter.galle@unimedizin-mainz.de
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
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