Drei neue Krötenarten springen ins Rampenlicht



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06.11.2025 12:30

Drei neue Krötenarten springen ins Rampenlicht

Ein internationales Forscherteam hat drei neue, bizarre und warzige Baumkrötenarten aus Tansania entdeckt, die voll entwickelte Jungkröten zur Welt bringen. Ein Schlüsselelement der Studie war die Untersuchung von Sammlungsmaterial des Berliner Naturkundemuseums, was die Relevanz naturkundlicher Sammlungen für die Forschung und den Erhalt der Artenvielfalt unterstreicht. Die Studie wurde heute in der frei zugänglichen Fachzeitschrift Vertebrate Zoology veröffentlicht.

Die meisten Lehrbücher erzählen nur eine Geschichte über die Fortpflanzung von Fröschen: aus Eiern schlüpfen Kaulquappen, die wiederum zu Jungfröschen metamorphosieren und dann zu erwachsenen Tieren heranwachsen. „Das ist das Standardparadigma“, sagt Assoz. Prof. Mark D. Scherz, Kurator für Herpetologie am Natural History Museum of Denmark und Mitautor der Studie. „Tatsächlich gibt es eine enorme Vielfalt in der Fortpflanzungsbiologie der Amphibien.“ Bereits 1905 präsentierte der deutsche Forscher Gustav Tornier der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin die Entdeckung einer Kröte aus Tansania, die – erstaunlicherweise – lebende Junge gebärt. Diese erstbeschriebenen Objekte, sogenannte Typusexemplare, werden in der Nasssammlung des Museums für Naturkunde Berlin aufbewahrt und je nach Fragestellung neu beforscht. „Einige dieser Exemplare wurden vor über 120 Jahren gesammelt“, sagt Dr. Alice Petzold, Gastwissenschaftlerin im Herpetology Lab des Museums, die den museomischen Teil der Studie durchführte. „Unsere Analysen konnten genau zeigen, zu welchen Populationen diese alten Exemplare einmal gehört haben mussten, was uns deutlich mehr Sicherheit für zukünftige Forschung an diesen Kröten verleiht.“

Anfang des 20. Jahrhunderts war diese Kröte die einzige bekannte Froschart der Welt, die als lebendgebärend galt. Heute weiß man, dass „Baumkröten“ (Gattung Nectophrynoides) sowie die nah verwandte Nimba-Kröte (Nimbaphrynoides occidentalis) sich auch so fortpflanzen. Nur eine einzige andere Froschart aus Südostasien weist eine ähnliche Strategie auf, indem sie lebende Kaulquappen zur Welt bringt. „Die Lebendgeburt unter Fröschen und Kröten ist extrem selten und kommt bei weniger als einem Prozent aller Arten vor, was diese neuen Arten besonders spannend macht“, sagt Dr. H. Christoph Liedtke, Mitautor vom Spanischen Nationalen Forschungsrat und Spezialist für die Evolution von Fortpflanzungsstrategien bei Amphibien.

Phylogenetische Analysen vor einigen Jahren zeigten, dass Baumkröten eine bisher unerkannte Vielfalt aufweisen. „Durch den Besuch verschiedener naturhistorischer Museen, die Untersuchung hunderter konservierter Exemplare und die Gewinnung von DNA-Sequenzen mittels der sogenannten Museomik-Methode konnten ein besseres Bild ihrer morphologischen Vielfalt gewonnen und neue Arten beschrieben werden“ sagt Christian Thrane von der Universität Kopenhagen, Hauptautor der Studie.

„Diese Entdeckungen unterstreichen die Vielfalt lebendgebärender Kröten und zugleich die Bedeutung des Schutzes der ostafrikanischen Wälder“, sagt Dr. Simon P. Loader, Hauptkurator für Wirbeltiere am Naturkundemuseum in London, Mitautor der Studie und Experte für Ostafrikas Amphibien. „Wenn wir diese Wälder verlieren, verlieren wir eine der ungewöhnlichsten Fortpflanzungsformen im Tierreich. Nur durch die kontinuierliche Erforschung und den Schutz dieser wenig bekannten Gebiete können wir das volle Bild ihrer biologischen Vielfalt verstehen und sicherstellen, dass sie für künftige Generationen erhalten bleibt.“

Die neuen Arten stammen aus den Eastern Arc Mountains in Tansania, einem bedrohten Hotspot der Biodiversität, der für seine vielen endemischen Arten bekannt ist. Diese aus der Ebene aufragenden, mit dichten Wäldern bedeckten Berge sind allerdings stark fragmentiert, wie Dr. Michele Menegon von einer auf Waldschutz spezialisierten Naturschutzorganisation betont, mit gravierenden Folgen für die Artenvielfalt, einschließlich der dort lebenden Kröten. „Die Wälder, in denen diese Kröten vorkommen, verschwinden rasch“, sagt John V. Lyakurwa von der Universität Daressalam, der Amphibien der Eastern Arc Mountains, darunter auch diese Kröten, erforscht und Mitautor der Studie ist. Viele der Baumkrötenarten stehen bereits am Rand des Aussterbens: „Eine Art dieser Gattung, Nectophrynoides asperginis, ist in freier Wildbahn bereits ausgestorben, und eine weitere, Nectophrynoides poyntoni, wurde seit ihrer Entdeckung 2003 nicht mehr beobachtet.“


Originalpublikation:

https://doi.org/10.3897/vz.75.e167008


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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


 

Quelle: IDW