Brustkrebs-Diagnostik: Studie am UKSH weist Erfolg des QuaMaDi-Programms nach



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09.11.2021 10:32

Brustkrebs-Diagnostik: Studie am UKSH weist Erfolg des QuaMaDi-Programms nach

In Schleswig-Holstein bietet das QuaMaDi-Programm Frauen mit unklarem Tastbefund, Symptomen oder erhöhtem Brustkrebsrisiko eine qualitätsgesicherte Brustkrebsdiagnostik. QuaMaDi ergänzt das bundesweit eingeführte Screeningprogramm, das auf Frauen in der Altersgruppe 50 bis 69 beschränkt ist. Wie erfolgreich QuaMaDi ist, hat nun eine umfassende Datenauswertung am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, gezeigt.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Brustkrebs ist die Tumorerkrankung, die weltweit am häufigsten diagnostiziert wird. Um Tumoren möglichst früh zu erkennen, wurde in Deutschland ein Screeningprogramm für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren eingerichtet. Darüber hinaus ermöglicht nur in Schleswig-Holstein das QuaMaDi-Programm („Qualitätsgesicherte Mammadiagnostik“) Frauen auch außerhalb dieser Altersgruppe, die Symptome oder ein erhöhtes Brustkrebsrisiko aufweisen, Zugang zu einer Qualitätsdiagnostik, die weit über die Standarduntersuchung hinausgeht. Am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, wurden nun erstmals Befunde von Frauen, die im Rahmen des QuaMaDi-Programms erhoben wurden, systematisch aufgearbeitet. „Unsere umfassende Auswertung konnte den Erfolg dieses Programms eindeutig bestätigen“, sagt Prof. Dr. Christoph Röcken, Direktor des Instituts für Pathologie des UKSH und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.

In Zusammenarbeit mit dem Brustzentrum und der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe des UKSH, Campus Kiel, hat das Institut für Pathologie Begutachtungsberichte von 6.845 Frauen analysiert, die im Rahmen von QuaMaDi in Kiel unter anderem mittels einer Mammographie, einer Röntgenbildgebung der Brust, untersucht wurden. Die Analyse zeigte, dass durch die hohen Qualitätsstandards des Programms Brustkrebs in einem frühen und potenziell heilbaren Stadium der Erkrankung diagnostiziert wurde. Zudem konnten Risikogruppen identifiziert werden, die nicht in das deutschlandweite Screening-Programm eingeschlossen werden. Obwohl das Risiko für Brustkrebs mit dem Alter steigt, war ein Viertel der Frauen, bei denen ein Tumor erkannt wurde, jünger als 50 Jahre. Ein Drittel der betroffenen Frauen war über 70 Jahre.

In Fällen, in denen operiert werden musste, wurden außerdem die Gewebeproben aus Biopsien, die bei Krebsverdacht zunächst durchgeführt werden, mit jenem Gewebe verglichen, das anschließend bei der Operation entfernt wurde. Der Vergleich zeigte große Übereinstimmung und bestätigte die hohe Qualität und Aussagekraft der Biopsien. „QuaMaDi trägt erheblich zur qualitätsgesicherten Diagnostik bei und ergänzt das bundesweite Mammographie-Screening-Programm“, folgerte die Arbeitsgruppe.

Das Brustzentrum des UKSH, Campus Kiel, ist mit seiner hochspezialisierten Diagnostik und fachübergreifenden Expertise eines von vier landesweiten Referenzzentren für das QuaMaDi-Programm. Die Einrichtung der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe und der Klinik für Radiologie und Neuroradiologie war bei der Gründung 1996 bundesweit das erste Mammazentrum, das die Brustkrebsbehandlung wegweisend für Deutschland in einer interdisziplinären Einrichtung zusammenfasste. 2003 zählt es zu den ersten Organkrebszentren, die von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert wurden. Seitdem wird es kontinuierlich nach den strengen Kriterien der DKG überwacht und rezertifiziert. Eingebunden ist das Brustzentrum in das Universitäre Cancer Center Schleswig-Holstein (UCCSH), ein Zusammenschluss aller onkologisch tätigen Einrichtungen des UKSH und der Universitäten in Kiel und Lübeck.

„Das QuaMaDi-Programm ist ein Meilenstein in der umfassenden Versorgung unserer Patientinnen. Ich freue mich, dass der Nutzen und Erfolg dieses Programms am Campus Kiel nun systematisch wissenschaftlich aufbereitet und bestätigt werden konnte“, sagt Prof. Dr. Claudia Baldus, geschäftsführende Vorständin des UCCSH und Direktorin der Klinik für Innere Medizin II mit den Schwerpunkten Hämatologie und Onkologie des UKSH, Campus Kiel.
Prof. Dr. Nicolai Maass, Direktor der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, sagt: „Unser Anspruch ist es, an Brustkrebs erkrankten Patientinnen die bestmögliche Qualität bei der Diagnose, Behandlung und Nachsorge zu bieten und diese Bereiche stetig zu verbessern. Dies gelingt durch die enge Zusammenarbeit aller an der Versorgung und Forschung beteiligten Expertinnen und Experten. Sie ist auch Voraussetzung für eine qualitativ hochwertige Früherkennungsstrategie, die es ermöglicht, Brustkrebs rechtzeitig und sicher zu erkennen und in der weit überwiegenden Zahl der Fälle zu heilen.“
Prof. Dr. Fritz Schäfer, Leiter des Brustzentrums am UKSH, Campus Kiel, sagt: „Die Studie verdeutlicht noch einmal den großen Nutzen von QuaMaDi für Frauen mit höherem Risiko und Beschwerden – in jedem Alter.“

Seit 2005 können gesetzlich versicherte Frauen mit Wohnsitz in Schleswig-Holstein am QuaMaDi-Programm teilnehmen, das sich an den Qualitätsstandards nationaler und internationaler Leitlinien orientiert. Zum Programm gehört eine unabhängige Zweitbefundung aller durchgeführten Mammographieaufnahmen und – falls notwendig – eine unabhängige Drittbefundung und Abklärungsdiagnostik in einem der Referenzzentren.

Die Originalarbeit ist unter dem Titel „The age specific differences in histopathological tumor characteristics and TNM classification of breast carcinomas in Quality assured mamma diagnostic (QuaMaDi) program in the state of Schleswig–Holstein in Germany“ im Journal of Cancer Research and Clinical Oncology erschienen.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
Institut für Pathologie, Prof. Dr. Christoph Röcken, Tel.: 0431 500-15501, christoph.roecken@uksh.de


Originalpublikation:

Kramp, LJ., Mathiak, M., Behrens, HM. et al. The age-specific differences in histopathological tumor characteristics and TNM classification of breast carcinomas in Quality assured mamma diagnostic (QuaMaDi) program in the state of Schleswig–Holstein in Germany. J Cancer Res Clin Oncol (2021).
https://doi.org/10.1007/s00432-021-03841-x


Weitere Informationen:

https://www.uksh.de/Service/Presse/Presseinformationen/2021/Brustkrebs_Diagnosti…


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


Quelle: IDW