29.04.2021 11:49
Corona-Studie zur Einstellung gegenüber Immunisierung an der Universität in Koblenz
Eine deutschlandweite, repräsentative Erhebung zur Problematik der Corona-Pandemie und insbesondere zur Einstellung gegenüber der Immunisierung gegen das Corona-Virus wurde am Institut für Psychologie der Universität in Koblenz unter der Leitung von Katharina Henk und Julia Miczka durchgeführt.
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Die Befragung ergab, dass 60,2 Prozent besorgt über die Ausbreitung des Coronavirus sind. 50,4 Prozent befürchten eine Ansteckung mit dem Virus im Laufe ihres Lebens.
70,1 Prozent der Befragten sind bereit, sich impfen zu lassen, da sie von der Effektivität der Impfung überzeugt sind. Ein Drittel ist der Meinung, die Impfung könnte für sie riskant sein, ein weiteres Drittel sieht kein Risiko in der Impfung. Zum Erhebungszeitpunkt Mitte April 2021 ließen sich nur 20,7 Prozent der Interviewten regelmäßig auf eine Infektion mit dem Coronavirus testen, wohingegen 55,9 Prozent keine regelmäßige Testung anstrebten und durchführten.
Die Umfrage zeigte auch, dass die Impfentscheidung weniger von den Medien beeinflusst wurde (16,8 Prozent) als von den Hausärzten (48,7 Prozent), dem Robert- Koch-Institut (41,2 Prozent) sowie bekannten Virologen (43,7 Prozent).
Um sich selbst vor einer Infektion mit dem Corona-Virus zu schützen, würden sich 59 Prozent impfen lassen. 49 Prozent würden dies tun, um andere vor einer Infektion zu schützen. Um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, würden sich 45,6 Prozent impfen lassen, 41,1 Prozent, um wieder Normalität im Alltag zu erlangen. Um mehr Freiheiten im Alltag, zum Beispiel für sportliche Aktivitäten, Reisen oder Feiern zu erhalten, würden 37 Prozent auf eine Immunisierung setzen. 30 Prozent wollen geimpft werden, um wieder andere Leute treffen zu können.
Doch auch wenn die Impfbereitschaft in der Bevölkerung vorhanden ist, sind dennoch noch immer Befürchtungen und Impfstoffpräferenzen erkennbar. Den deutsch-amerikanischem Impfstoff Comirnaty der Firma Biontech/Pfizer präferieren die Studienteilnehmer. 65,6 Prozent der Befragten würden bevorzugt mit dieser Arznei geimpft werden, 15,5 Prozent sprechen sich dagegen aus. Auch der Impfstoff der Firma Moderna ist mit 58,3 Prozent Präferenz sehr beliebt.
Der Impfstoff des Unternehmens Johnson & Johnson, der erst kürzlich eine Freigabe der europäischen Arzneimittelbehörde erhielt, würde laut Umfrage von 44,1 Prozent der Befragten bevorzugt werden. Dagegen wird der Impfstoff von der Firma Astra Zeneca nur von 24,9 Prozent der Befragten für eine Impfung in Betracht gezogen, 83,4 Prozent bewerten diesen Impfstoff negativ. Selbst der russische Impfstoff Sputnik V, der mit 24,6 Prozent eine ähnliche Impfpräferenz aufweist wie der von Astra Zeneca, wird von 41,3 Prozent der Befragten nicht so stark abgelehnt. Für die fortschreitenden Impfkampagne der Bundesregierung könnte jedoch der Faktor ermutigend sein, dass 55,5 Prozent der Umfrageteilnehmer sich eher impfen lassen würden, wenn der Impfstoffhersteller frei wählbar wäre.
„Auch wenn die Einstellung gegenüber einzelnen Impfstoffmarken nicht optimal ist, so stimmen uns die Ergebnisse der Umfrage sehr optimistisch, da die Mehrheit der Befragten der Meinung ist, dass der Weg aus der Pandemie nur mit Hilfe der Impfungen zu bewältigen sei“, betont Miczka.
Interviewt wurden 782 Personen, davon 53 Prozent Männer und 46,8 Prozent Frauen. 0,1 Prozent gaben ihr Geschlecht als Divers an. Das durchschnittliche Alter der Befragten betrug 50,2 Jahre, der jüngste Teilnehmer der Studie war 19 Jahre alt, der älteste 70 Jahre.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Julia Miczka
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Institut für Psychologie
Universität Koblenz-Landau
Campus Koblenz
Universitätsstraße 1
56070 Koblenz
Telefon: +49 (0) 261-287-2185
Email: jmiczka@uni-koblenz.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Medizin, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch