Körperliches und seelisches Wohlbefinden der Kinder leidet im Lockdown



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19.04.2021 11:14

Körperliches und seelisches Wohlbefinden der Kinder leidet im Lockdown

Bereits der erste Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 hat das Wohlbefinden sowie das Verhalten von Kindern und Jugendlichen beeinflusst. Das ergaben zwei Befragungen, initiiert von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universitätsmedizin Leipzig, in rund 700 Familien aus der Region. Die Ergebnisse sind kürzlich in den Fachzeitschriften „Journal of Consulting and Clinical Psychology“ und „Plos One“ veröffentlicht worden.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Kinder sind nur selten von ernsten Verläufen von COVID-19 betroffen, leiden aber unter den Maßnahmen der Kontaktbeschränkungen. Selbstverständliche Dinge wie der Schul- und Kitabesuch, Familienfeste und Kindergeburtstage sind seit mehr als einem Jahr nicht oder nur eingeschränkt möglich. Im Rahmen der LIFE Child-Studie haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Leipziger Universitätsmedizin während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 insgesamt 700 Familien nach ihrem Wohlbefinden, der Umsetzung des Homeschoolings sowie ihrer Freizeitgestaltung befragt.

„Kita- und Schulschließungen sowie Kontaktverbote zur Eindämmung der Corona-Pandemie treffen vor allem die Jüngsten unserer Gesellschaft. Erkenntnisse darüber, wie sich diese Maßnahmen auf das Wohlbefinden und die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen auswirken, helfen dabei, zukünftige Maßnahmen besser an die Bedürfnisse von Familien anzupassen“, erklärt Dr. Mandy Vogel, Wissenschaftlerin am Leipziger Forschungszentrum für Zivilisationserkrankungen, zur Relevanz der beiden Befragungen.

Dabei fanden die Expertinnen und Experten heraus, dass sich Kinder und Jugendliche deutlich mehr um die Gesundheit ihrer Familien als um ihre eigene sorgten. Der Anteil der Studienteilnehmer, die glaubten, dass es nie wieder wird wie vor der COVID-19-Pandemie, stieg von Ende März bis Ende April 2020 von 7 Prozent auf 16 Prozent. In diesem Zeitraum vervierfachte sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die in ihrer Freizeit keinen Kontakt zu Gleichaltrigen hatten. 80 Prozent vermissten den persönlichen Kontakt mit Freunden. Insgesamt war das physische als auch das psychische Wohlbefinden niedriger als im Jahr vor der Pandemie.

Im Durchschnitt zweieinhalb Stunden Homeschooling bei Grundschulkindern

Beim Freizeitverhalten von Kindern im Alter zwischen ein und zehn Jahren wurde ein signifikanter Abfall von interaktiven Tätigkeiten beobachtet – zum Beispiel von Basteln oder Gesellschaftsspielen. Die Mediennutzung war sowohl zu Beginn als auch in der Mitte des ersten Lockdowns sehr hoch, vor allem in sozial schwächeren Familien. Die Bildschirmzeit überstieg bei fast 50 Prozent der Vorschulkinder die empfohlene maximale Dauer von 30 Minuten pro Tag.

Bezüglich des Homeschoolings äußerten die meisten Eltern zwar, dass ihre Kinder motiviert waren und sich auf ihre Schulaufgaben konzentrieren konnten. Dieser Anteil war bei Familien aus niedrigeren Sozialschichten aber deutlich geringer. Außerdem nahm die Motivation von Anfang (46 Prozent) bis Mitte des erstens Lockdowns (34 Prozent) signifikant ab. Die durchschnittliche tägliche Zeit, die Grundschulkinder mit Schulaufgaben zubrachten, lag bei nur circa zweieinhalb Stunden und verdeutlicht, dass Homeschooling den Präsenzunterricht keinesfalls ersetzen kann.

Dr. Tanja Poulain, Wissenschaftlerin am Leipziger Forschungszentrum für Zivilisationserkrankungen, sagt: „Maßnahmen gegen eine Pandemie müssen gegen potenziell negative Auswirkungen auf die Gesundheit und Bildung von Kindern und Jugendlichen abgewogen werden. Es werden also Konzepte benötigt, die die Infektionsgefahr minimieren, ohne gleichzeitig Bildungschancen und Wohlbefinden zu gefährden.“

Anne Grimm

Originaltitel der Veröffentlichung im Journal “PLoS One”:
“Loss of childcare and classroom teaching during the Covid-19-related lockdown in spring 2020: A longitudinal study on consequences on leisure behavior and schoolwork at home”, doi.org/10.1371/journal.pone.0247949

Originaltitel der Veröffentlichung im Journal JCCP advances:

“Well‐being and COVID‐19‐related worries of German children and adolescents: A longitudinal study from pre‐COVID to the end of lockdown in Spring 2020”, doi.org/10.1111/jcv2.12004


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Tanja Poulain
Universität Leipzig, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, LIFE Child-Studie
E-Mail: tanja.poulain@medizin.uni-leipzig.de

Dr. Mandy Vogel
Universität Leipzig, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, LIFE Child-Studie
E-Mail: mandy.vogel@medizin.uni-leipzig.de


Weitere Informationen:

https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0247949
https://acamh.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jcv2.12004
https://home.uni-leipzig.de/lifechild/


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Gesellschaft, Medizin, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


Quelle: IDW