Verbraucherschutz: Neuartiges Verfahren zum Nachweis von hormonell aktiven Stoffen



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07.10.2021 11:48

Verbraucherschutz: Neuartiges Verfahren zum Nachweis von hormonell aktiven Stoffen

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Dresden und Leipzig haben ein neues Verfahren zum Nachweis von hormonell aktiven Stoffen in Lebensmitteln, Kosmetika und Gewässern in der Zeitschrift Biosensors & Bioelectronics vorgestellt.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Dresden und Leipzig haben ein neues Verfahren zum Nachweis von hormonell aktiven Stoffen in Lebensmitteln, Kosmetika und Gewässern in der Zeitschrift Biosensors & Bioelectronics vorgestellt. Hormonell aktive Substanzen können zu schweren Gesundheitsschädigungen, darunter Brust- und Prostatakrebs, Schilddrüsen-, sowie neurologischen und psychischen Erkrankungen führen. Ein schnelles und einfaches Analyseverfahren zur Risikobewertung von Produkten und Lebensmitteln ist daher ein wichtiges Instrument für Gesundheit und Verbraucherschutz.
Sie sind nahezu überall – in Lebensmitteln, Waschpulver, Spülmittel, Kosmetikprodukten, in Medikamenten sowie in Trink- und Abwasser: hormonell aktive Verbindungen wie synthetische Östrogen-Derivate, welche Hauptbestandteil hormoneller Kontrazeptiva sind, oder die „Massenchemikalie“ Bisphenol A (BPA), welche u.a. in Getränkeflaschen oder Konservendosen verwendet wird. Dabei ist ihre schädliche Wirkung auf Mensch und Umwelt längst nachgewiesen.
Ein einfacher Nachweis der hormonell aktiven Substanzen für eine wirksame Überwachung und zuverlässige Risikobewertung von Produkten und Gewässern stellt jedoch aufgrund der strukturellen Vielfalt der Stoffe eine Herausforderung dar. Bisherige Analysemethoden beruhen meist auf aufwendigen, labordiagnostischen Verfahren oder erreichen nicht die erforderlichen Nachweisgrenzen. Das neue Verfahren von Forschenden der Universitäten Dresden und Leipzig könnte dem nun Abhilfe schaffen und wurde deswegen auch zum Patent angemeldet.
„Unser Verfahren weist hormonell aktive Verbindungen mittels immobilisierter Sulfotransferasen und Mikropartikeln nach und beinhaltet einen Kit für den Nachweis der Verbindungen in Lebensmitteln, Kosmetika, Gewässerproben und vielem mehr. Dazu haben wir das Enzym des Östrogen-Stoffwechsels in einen Biosensor implementiert, der als “Einfangsonde” für östrogenartige Verbindungen dient. In Abhängigkeit der Konzentration an östrogenartigen Verbindungen in der Nachweislösung wird die Anbindung von Mikropartikeln an einen Biochip verhindert und so auch geringe Konzentrationen hormonell aktiver Stoffe schnell und einfach nachgewiesen“, erläutert Prof. Tilo Pompe von der Universität Leipzig.
„Besonders möchte ich auf die Modularität der Implementierung eines Östrogen-metabolisierenden Enzyms hinweisen, da der Ansatz nicht nur auf dieses Enzym beschränkt ist, sondern auch die Verwendung anderer hormonmetabolisierender oder hormonbindender Proteine in einem Multiplex-Assay ermöglicht. Dies könnte neue Wege eröffnen, um die gesamte Komplexität der Bewertung der hormonell wirkenden Substanzen ohne Tierversuche abzudecken“, fügt Dr. Kai Ostermann von der TU Dresden hinzu.

Bildbeschreibung: Schema des neuen Nachweisprinzips. Ein funktionalisierter Hydrogelmikropartikel (blaue Späre) bindet an das gerichtet immobilisierte Enzym (rot) auf einer Chip-Oberfläche. In Abhängigkeit der Anwesenheit von östrogenartigen Verbindungen (graue Sphären) in der Nachweislösung kommt es zur Blockierung dieser Bindungen und einer geringeren Deformation der Hydrogelmikropartikel, welche mit optischen Verfahren ausgelesen werden kann. Copyright: Rettke et al.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Kai Ostermann
Institut für Genetik
TU Dresden
Email: kai.ostermann@tu-dresden.de

Prof. Dr. Tilo Pompe
Institut für Biochemie / Biophysikalische Chemie
Universität Leipzig
Email: tilo.pompe@uni-leipzig.de


Originalpublikation:

David Rettke, Florian Seufert, Julia Döring, Kai Ostermann, Dimitri Wilms, Stephan Schmidt, Tilo Pompe. Biomimetic estrogen sensor based on soft colloidal probes, Biosensors and Bioelectronics, Volume 192, 2021. https://doi.org/10.1016/j.bios.2021.113506


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


Quelle: IDW