Wie menschliche Gemeinschaften Klimaveränderungen widerstanden



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13.12.2024 12:58

Wie menschliche Gemeinschaften Klimaveränderungen widerstanden

Vom Exzellenzcluster ROOTS initiierter Themenschwerpunkt in den Environmental Research Letters befasst sich mit gesellschaftlicher Resilienz während der vergangenen 5000 Jahre.

Nach Daten des EU-Klimadienstes Copernicus wird die globale Durchschnittstemperatur im Jahr 2024 mit großer Sicherheit erstmals die im Pariser Klimaabkommen festgelegte Grenze von 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Durchschnitt überschreiten. Vor diesem Hintergrund appellieren Forschende des Exzellenzclusters ROOTS an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, der Ludwigs-Maximilians-Universität München, der Universität Heidelberg sowie der Universität Cambridge (UK) dafür, die Widerstandsfähigkeit menschlicher Gesellschaften gegenüber einem sich verändernden Klima, die sogenannte Klimaresilienz, besser zu erforschen. In einem jetzt in der internationalen Fachzeitschrift Environmental Research Letters erschienen Übersichtsartikel erörtert das interdisziplinäre Team aus den Geowissenschaften und der Archäologie wichtige Erkenntnisse über Klimaresilienz in den vergangenen 5000 Jahren. Gleichzeitig betonen die Autorinnen und Autoren die noch bestehenden Wissenslücken und zeigen mögliche neue Forschungsansätze auf.

„Wir wollten verstehen, wie Gesellschaften trotz Risiken stabil, widerstandsfähig oder sogar prosperierend bleiben konnten. Das Ziel ist, aus vergangenen Erfolgen und Misserfolgen nachhaltige Strategien für die Zukunft abzuleiten, auch wenn der aktuelle, von Menschen verursachte Klimawandel in seinen Dimensionen die prä-industriellen Klimaveränderungen der vergangenen 5000 Jahre sprengt“, betont der Erstautor Dr. Liang Emlyn Yang von der LMU, ehemaliges Mitglied der Kieler Graduiertenschule „Human Development in Landscapes“ und des Exzellenzclusters ROOTS.

In ihrer Studie zeigen die Forschenden Beispiele historischer Anpassung an klimatische Herausforderungen beginnend mit frühen Jäger- und Sammlergemeinschaften bis hin zu industriellen Gesellschaften. „Dabei zeigt sich, dass mit zunehmender Technologisierung der Gesellschaften auch die Anpassungsfähigkeit der Menschen zunimmt“, erklärt Co-Autorin Mara Weinelt, wissenschaftliche Koordinatorin von ROOTS. Gleichzeitig habe die Industrialisierung global zu großen wirtschaftlichen Unterschieden geführt, was sich in sehr unterschiedlicher Widerstandsfähigkeit gegen oder Anfälligkeit für Klimarisiken auswirke.

Auch wenn bereits zahlreiche Beispiel für die Widerstandsfähigkeit von menschlichen Gemeinschaften gegenüber Klimaveränderungen in verschiedenen geografischen Maßstäben und historischen Kontexten bekannt sind, betonen die Verfasserinnen und Verfasser des Artikels den großen Bedarf an zusätzlicher Forschung. Sie schlagen die Entwicklung eines neuen wissenschaftlichen Fachgebiets „Klimaresilienz-Forschung“ vor, in das historische und archäologische Erkenntnisse einfließen sollen, um Resilienzstrategien für unsere Gegenwart und die Zukunft zu entwickeln. „Das ist nur möglich, wenn verschiedene wissenschaftliche Disziplinen eng zusammenarbeiten, um die komplexen Zusammenhänge der Resilienz über Zeit und Raum hinweg zu verstehen“, betont Mara Weinelt.

Der Artikel ist gleichzeitig die redaktionelle Einführung in den Themenschwerpunkt „Soziale Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimaveränderungen in den vergangenen 5000 Jahren“ (Social Resilience to Climate Changes Over the Past 5000 Years) in den Environmental Research Letters. Der Schwerpunkt zielt darauf ab, verschiedene Fälle, Erscheinungsformen und Veränderungen der sozialen Resilienz gegenüber Klima- und Umwelteinflüssen aus prähistorischer, historischer und zeitgenössischer Sicht, aus lokaler und globaler Perspektive sowie aus theoretischer, empirischer und quantitativer Modellierungsperspektive zu verstehen.

Er wurde mit finanzieller Unterstützung des Sonderforschungsbereichs 1266 „TransformationsDimensionen“ und des Exzellenzclusters ROOTS initiiert und umfasst mittlerweile 14 Artikel internationaler Expertinnen und Experten, darunter auch weitere Mitglieder von ROOTS und des SFB 1266.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Liang Emlyn Yang
Department für Geopgraphie
Ludwig-Maximilians-Universität München
emlyn.yang@lmu.de
Wissenschaftlicher Kontakt:

PD Dr. Mara Weinelt
Institut für Ur- und Frühgeschichte/
Exzellenzcluster ROOTS
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
mweinelt@roots.uni-kiel.de


Originalpublikation:

Yang, L. E., Weinelt, M., Unkel, I., Petrie, C. A. (2024), Social resilience to changes in climate over the past 5000 years. Environ. Res. Lett. 19 120201, https://doi.org/10.1088/1748-9326/ad95a3


Weitere Informationen:

http://www.cluster-roots.org/de


Bilder

Navarino, Südgriechenland. Blick durch die Ruinen einer zerstörten Festung mit Blick auf die Bucht von Navarino und die Lagune von Gialova, die ein wichtiges paläoökologisches Archiv darstellt.

Navarino, Südgriechenland. Blick durch die Ruinen einer zerstörten Festung mit Blick auf die Bucht v
Ingmar Unkel


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Geowissenschaften, Geschichte / Archäologie, Meer / Klima
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


 

Quelle: IDW