Neue Studie deckt Zusammenhang zwischen individuellem Tagesrhythmus und Nebenwirkungen der Krebstherapie auf



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17.05.2025 10:00

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‚Wissenschaft‘, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Neue Studie deckt Zusammenhang zwischen individuellem Tagesrhythmus und Nebenwirkungen der Krebstherapie auf

Zusammenarbeit von Wissenschaftler:innen, Krankenhäusern und einem Hamburger Start-up zeigt innovative Wege in der personalisierten Krebsbehandlung auf.

Hamburg, 17.05.2025 Eine neue Studie gibt Aufschluss darüber, wie Störungen der körpereigenen inneren Uhr – also der zirkadianen Uhr – die Nebenwirkungen einer gängigen Krebstherapie verstärken können. Die von Forschenden aus ganz Deutschland durchgeführte Studie ergab, dass Patientinnen mit Eierstockkrebs, die mit PARP-Inhibitoren (PARPi) wie Rucaparib behandelt wurden, erhebliche Störungen ihres zirkadianen Rhythmus‘ aufwiesen, welche in engem Zusammenhang mit einer erhöhten behandlungsbedingten Toxizität standen. Das Ergebnis der Studie ist aktuell in eBioMedicine veröffentlicht.

Geleitet wurde die Studie von Prof. Dr. Angela Relógio (MSH Medical School Hamburg) und Prof. Dr. Elena Ioana Braicu (Charité – Universitätsmedizin Berlin) unter Beteiligung mehrerer Krankenhäuser in ganz Deutschland, darunter Einrichtungen in Berlin, München, Aachen, Karlsruhe, Krefeld, Dessau, Münster, Saarbrücken und Wiesbaden.

»Unsere Ergebnisse tragen zu einem besseren Verständnis bei, wie der individuelle Biorhythmus die Reaktion auf Krebstherapien beeinflusst«, sagt Dr. Deeksha Malhan, Erstautorin der Studie. »Dies deutet darauf hin, dass zirkadiane Störungen nicht nur eine Nebenwirkung sind, sondern direkt damit zusammenhängen könnten, wie Patientinnen diese Behandlungen vertragen.«

Die Studie ist Teil einer größeren klinischen Phase-III-Studie (MAMOC). Mit Hilfe fortschrittlicher mathematischer Modelle und Genexpressionsanalysen wurden die Auswirkungen von PARP-Inhibitoren auf bis zu 800 Gene verfolgt, darunter wichtige zirkadiane Regulatoren wie BMAL1 und PER2. Diese Ergebnisse wurden mit der TimeTeller-Technologie erzielt – einem innovativen Tool, das vom Start-up TimeTeller, einem Spin-off der Charité Berlin, entwickelt wurde und derzeit an der MSH Medical School Hamburg angesiedelt ist.

»TimeTeller ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie akademische Forschung und unternehmerische Innovation zusammenwirken können, um die Präzisionsmedizin weiter voranzubringen«, sagt Prof. Dr. Angela Relógio, Professorin für Systemmedizin an der MSH und Mitbegründerin von TimeTeller. »Durch die Integration der zirkadianen Analyse in klinische Studien eröffnen wir einen neuen Weg, um die Toxizität von Behandlungen zu reduzieren und Therapien auf den biologischen Rhythmus der Patientinnen und Patienten abzustimmen.«

Prof. Dr. Elena Braicu, gynäkologische Onkologin an der Charité Berlin und Co-Seniorautorin, hob das klinische Potenzial der Forschung hervor: »Diese Studie liefert überzeugende Belege für die Bedeutung der Chronotherapie in der Krebsbehandlung. Durch die Anpassung der Therapiezeiten an die zirkadianen Rhythmen der Patienten können nicht nur die Verträglichkeit verbessert und Nebenwirkungen reduziert werden, auch die Effektivität der Behandlung kann gesteigert werden. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit weiterer klinischer Studien, um das Potenzial der Chronotherapie umfassend zu validieren.«
Die Ergebnisse der Studie sind vielversprechend und deuten auf eine Zukunft hin, in der die Krebstherapie zunehmend personalisiert wird – nicht nur anhand genetischer Marker, sondern auch anhand biologischer Zeitpunkte. Die Forschenden betonen jedoch, dass weitere Studien erforderlich sind, bevor klinische Empfehlungen ausgesprochen werden können.

»Wir sprechen hier nicht von Heilung, und wir müssen darauf achten, keine falschen Erwartungen zu wecken«, fügt Prof. Relógio hinzu. »Aber es ist ein neuer Ansatz, der dazu beitragen könnte, bestehende Therapien für viele Patient:innen erträglicher und wirksamer zu machen.«

Die Zusammenarbeit zwischen akademischer Forschung, Klinikpraxis und innovativen Start-ups bei dieser Studie ist ein moderner Ansatz für medizinische Forschung, den die MSH Hamburg aktiv unterstützt und fördert.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Angela Relogio
angela.relogio@medicalschool-hamburg.de


Originalpublikation:

https://www.thelancet.com/journals/EBIOM/article/PIIS2352-3964(25)00208-7/fullte…


Bilder

Die innere Uhr und Nebenwirkungen der Krebstherapie

Die innere Uhr und Nebenwirkungen der Krebstherapie

Bildnachweis: BioRender/Freepik, Deeksha Malhan


Anhang

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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


 

Quelle: IDW