Angeborenes Immunsystem: Wie modifizierte RNA die Abwehr täuscht



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01.07.2025 12:46

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‚Wissenschaft‘, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Angeborenes Immunsystem: Wie modifizierte RNA die Abwehr täuscht

Forschende der LMU haben aufgeklärt, warum bestimmte RNA-Modifikationen keine Immunantwort auslösen – ein Schlüsselmechanismus für RNA-Therapeutika.

Das angeborene Immunsystem ist die erste Verteidigungslinie des Körpers gegen Erreger und Fremdstoffe. Ein wesentlicher Bestandteil sind hierbei Mustererkennungsrezeptoren, die nicht-körpereigene RNA – etwa von Viren und Bakterien – erkennen und eine Immunreaktion in Gang setzen. Ein Team von LMU-Forschenden um den Immunologen Professor Veit Hornung und den Chemiker Professor Thomas Carell hat nun den molekularen Mechanismus entschlüsselt, wie bestimmte RNA-Modifikationen diesen Rezeptoren entgehen – ein Schlüsselmechanismus für die Entwicklung von RNA-Therapeutika und mRNA-Impfstoffen.

Zentrale Mustererkennungsrezeptoren für die Identifizierung fremder RNA sind die sogenannten Toll-like Rezeptoren TLR7 und TLR8, die in bestimmten Zellorganellen – dem Endolysosom – lokalisiert sind. Allerdings müssen die RNAs erst durch bestimmte Enzyme in den Endolysosomen zerlegt werden, bevor sie von den Rezeptoren erkannt werden können – und hier liegt der Grund, warum modifizierte RNA nicht erkannt wird: „Wir konnten erstmals zeigen, dass modifizierte RNA, die Pseudouridin statt Uridin enthält, schlechter durch lysosomale Enzyme abgebaut wird. Gleichzeitig erkennen die Rezeptoren auch die Pseudouridin-enthaltenden Fragmente nicht“, erklärt Marleen Bérouti, gemeinsam mit Mirko Wagner Erstautorin der Studie.

Pseudouridin ist eine in der Natur weit verbreitete Modifikation von zellulären RNAs, insbesondere in RNA von Vertebraten ist diese Modifikation häufig vorhanden. Bereits im Jahr 2005 zeigte eine wegweisende Studie, dass Pseudouridin in synthetischer mRNA die Immunreaktion stark reduziert. Dieses Wissen bildete die Grundlage für die Entwicklung von RNA-Therapeutika und mRNA-Impfstoffen. Bei bestimmten mRNA-Impfstoffen gegen Covid etwa wurde eine verwandte Modifikation namens N1-Methylpseudouridin eingesetzt, die, wenn in RNA eingebaut, ebenfalls von den Rezeptoren nicht erkannt wird. Der von den Forschenden identifizierte Mechanismus erklärt nun mechanistisch, warum modifizierte mRNAs keine überschießende Entzündung verursachen, was gerade für die breite Anwendung dieser Technologie wichtig ist.

Die Autoren sind überzeugt, dass die neuen Erkenntnisse wichtige Ansatzpunkte für die zukünftige gezielte Entwicklung von RNA-basierten Medikamenten bieten. „Und natürlich ist es auch grundsätzlich wichtig, zu verstehen, warum körpereigene RNA nicht erkannt wird“, sagt Veit Hornung, „Welche Rolle Pseudouridin dabei spielt, untersuchen wir derzeit im Detail.“


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Professor Dr. Veit Hornung
Gene Center and Department of Biochemistry
Phone: +49 (0)89 – 2180 71109
Email: hornung@genzentrum.lmu.de
Website: https://www.genzentrum.uni-muenchen.de/research-groups/hornung/index.html


Originalpublikation:

M. Bérouti, M. Wagner et al.: Pseudouridine RNA avoids immune detection through impaired endolysosomal processing and TLR engagement, Cell 2025.
https://doi.org/10.1016/j.cell.2025.05.032


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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Chemie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


 

Quelle: IDW