Gezielte Diät verstärkt Wirkung neuer Krebstherapie bei Kindern



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20.10.2025 09:00

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‚Wissenschaft‘, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Gezielte Diät verstärkt Wirkung neuer Krebstherapie bei Kindern

Ein Forschungsteam der Universität Zürich und des Universitäts-Kinderspitals Zürich hat einen neuen therapeutischen Ansatz für Kinder mit bösartigen Tumoren des Nervensystems entwickelt. Durch die Kombination eines bewährten Medikaments mit einer speziellen Diät wird das Tumorwachstum gebremst und die Krebszellen zur Reifung in harmlose Nervenzellen angeregt.

Neuroblastome sind bösartige Tumoren des Nervensystems. Sie zählen zu den häufigsten und aggressivsten soliden Tumoren im Kindesalter. Die meisten betroffenen Kinder sind jünger als fünf Jahre. Besonders bei Hochrisiko-Neuroblastomen ist die Prognose trotz intensiver Behandlung oft schlecht – langfristig kann nur etwa jedes zweite Kind geheilt werden.

Wirkung des Medikaments verstärkt

Ein Forschungsteam unter der Leitung von Forschungsgruppenleiter und Oberarzt Raphael Morscher von der Universität Zürich (UZH) und dem Universitäts-Kinderspital Zürich (Kispi) hat gemeinsam mit internationalen Partnern einen neuartigen Therapieansatz entwickelt. Im Zentrum steht die Kombination einer speziellen Diät mit dem kürzlich in der Schweiz zugelassenen Medikament Difluoromethylornithin (DFMO). DFMO hemmt die Produktion sogenannter Polyamine – wichtiger Wachstumsfaktoren unreifer Tumorzellen bei Kindern. «Wir haben entdeckt, dass sich in Mäusen die Wirksamkeit von DFMO mehr als verdoppeln lässt, wenn gleichzeitig unter kontrollierten Bedingungen eine gezielte, arginin- und prolinfreie Diät angewendet wird», sagt Morscher. Die Diät verstärkt die Wirkung des Medikaments, da sie zusätzlich die Bildung von Polyamin-Vorstufen hemmt.

Krebszellen ändern Funktion

Die Folge: Statt die Krebszellen zu zerstören, regt die Behandlung sie zur Reifung an. Dadurch verlieren die Zellen ihre Fähigkeit zur unkontrollierten Teilung und beginnen, sich in reifere Nervenzellen umzuwandeln. Dieser Reifungsprozess ist eigentlich ein natürlicher Entwicklungsschritt, der bei Neuroblastomen jedoch blockiert ist.

«Die Behandlung führt somit nicht nur zu einem verlangsamten Tumorwachstum, sondern auch zu einer funktionellen Veränderung der Krebszellen», erklärt Morscher den neuen therapeutischen Ansatz. In den präklinischen Maus-Modellen zeigte sich, dass die Tumoren deutlich langsamer wuchsen oder sich sogar zurückbildeten – und das bei guter Verträglichkeit. Die Therapie beeinflusst gezielt die Proteinproduktion in den Krebszellen, indem bestimmte genetische Baupläne nicht mehr korrekt abgelesen und umgesetzt werden. Das verändert die Zellfunktion, so dass die Reifung der Krebszellen gefördert wird.

Enzym ersetzt Diät

Das Forschungsteam um Raphael Morscher bereitet derzeit gemeinsam mit internationalen Partnern am Kinderspital von Philadelphia und der Universität Princeton die klinische Anwendung vor. «Um den innovativen Ansatz in klinische Studien zu überführen, setzen wir ein Enzym ein, das die Diät bei Kindern ersetzt. Ziel ist es, betroffenen Kindern künftig eine neue und schonendere Behandlungsoption zu ermöglichen», so Morscher.

Ernährung als therapeutischer Ansatz in der Krebsmedizin

Die Bedeutung der Ernährung in der Krebsbehandlung wird zunehmend wissenschaftlich erforscht. Tumorzellen weisen besondere Stoffwechselmerkmale auf, die sie von gesunden Zellen unterscheiden. Diese Unterschiede können gezielt genutzt werden, um durch angepasste Ernährung oder Medikamente, die auf den Stoffwechsel wirken, den Krankheitsverlauf zu beeinflussen. Aktuelle Studien zeigen, dass bestimmte Nährstoffrestriktionen – etwa Aminosäuren – das Wachstum von Tumoren verlangsamen und die Wirkung von Medikamenten verstärken können.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. med. Dr. Raphael J. Morscher
Abteilung für Onkologie, Hämatologie, Immunologie, Stammzelltransplantation und somatische Gentherapie
Universitäts-Kinderspital Zürich / Universität Zürich
+41 44 249 6584
raphael.morscher@kispi.uzh.ch


Originalpublikation:

Cherkaoui et al. Reprogramming neuroblastoma by diet-enhanced polyamine depletion. Nature. 24 September 2025. DOI: https://www.nature.com/articles/s41586-025-09564-0.


Weitere Informationen:

https://www.news.uzh.ch/de/articles/media/2025/Kinderkrebs-Therapie.html


Bilder


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


 

Quelle: IDW