Warum Pausen helfen – aber nicht, wie wir dachten



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04.11.2025 07:30

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‚Wissenschaft‘, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Warum Pausen helfen – aber nicht, wie wir dachten

Forschende am Leibniz-Institut für Neurobiologie (LIN) in Magdeburg haben einen Lern-Mythos widerlegt. Kurze Pausen machen Bewegungen kurzfristig besser – aber sie führen nicht zu zusätzlichem Lernen.

Lange Zeit galt: Wenn wir beim Üben neuer Bewegungsabläufe eine Pause einlegen, wiederholt das Gehirn diese Bewegungen automatisch und festigt sie so. Eine neue Studie von Anwesha Das, Max-Philipp Stenner und Elena Azañón zeigt nun: Das stimmt so nicht. Pausen helfen uns, weil wir uns erholen und die nächste Bewegung planen können. Aber das eigentliche Lernen passiert in der aktiven Übung.

In fünf Experimenten trainierten Menschen Abfolgen von Fingerbewegungen. Eine Gruppe übte mit Pausen, die andere ohne. Während des Trainings schnitt die Pausen-Gruppe zunächst besser ab. Am Ende waren jedoch beide Gruppen gleich gut. Der Vorteil der Pausen hielt also nicht an.

„Kurze Pausen sind wertvoll. Sie geben Energie zurück und schaffen Raum, die nächsten Schritte zu planen. Aber sie beschleunigen nicht den Lernprozess“, zieht Max-Philipp Stenner Resümee.

Besonders deutlich zeigte sich das, wenn die Teilnehmenden immer wieder neue Bewegungsabfolgen üben mussten. Auch dann verbesserten sie sich nach jeder Pause kurzfristig – obwohl sie die Bewegungen gar nicht wiederholen konnten.
„Die Idee, dass unser Gehirn in Pausen einfach weiterlernt, klingt attraktiv – aber tatsächlich nutzt es die Zeit vor allem, um sich zu erholen und vorzubereiten. Dadurch entsteht die kurzfristige Leistungssteigerung“, erklärt Elena Azañón.

Noch klarer wurde das, als die Teilnehmenden die nächste Bewegung nach der Pause nicht im Voraus planen konnten: Dann fiel die Verbesserung deutlich geringer aus als bei der Vergleichsgruppe mit Planungssicherheit. Pausen helfen also vor allem dann, wenn sie Zeit zum Vorausdenken geben.

Die Ergebnisse sind wichtig für Schule, Musikunterricht oder Sport. Wer lernt, soll Pausen machen. Aber keine Wunder davon erwarten. Für die Medizin eröffnen die wissenschaftlichen Ergebnisse neue Perspektiven: Menschen mit Parkinson-Krankheit oder Gedächtnisstörungen zeigen veränderte Auswirkungen kurzer Pausen. Studien, die bislang im Sinne automatischer Lernprozesse interpretiert wurden, müssen jetzt neu bewertet werden.


Originalpublikation:

https://doi.org/10.1073/pnas.2509233122


Bilder

Das Team am Leibniz-Institut für Neurobiologie (LIN) erforschte, warum Pausen beim Lernen helfen – und zeigte: Sie geben Energie zurück, ersetzen aber keine Übung.

Das Team am Leibniz-Institut für Neurobiologie (LIN) erforschte, warum Pausen beim Lernen helfen – u

Copyright: LIN


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


 

Quelle: IDW