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13.05.2025 13:07
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‚Wissenschaft‘, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Adipositas und Krebs
Neue Studie zeigt, dass das Krebsrisiko bereits vor klinisch erkennbaren Störungen der Stoffwechsel- und Organfunktion ansteigt
Eine neue, von Forschenden der Universität Regensburg durchgeführte epidemiologische Studie zeigt, dass Adipositas (stark ausgeprägtes Übergewicht) das Krebsrisiko bereits erhöht, bevor klinische Störungen der Stoffwechsel- und Organfunktion wie Insulinresistenz oder Fettleber auftreten. Die veröffentlichte Untersuchung ist die erste, die ein neues Klassifikationssystem für Adipositas im Zusammenhang mit der Krebsentstehung anwendet.
Anhand von Daten von über 450.000 Erwachsenen aus der UK Biobank wurden nach einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von knapp zwölf Jahren 47.060 Krebsfälle registriert. Die Forschenden fanden heraus, dass Personen mit sogenannter „präklinischer Adipositas“, also einem Überschuss an Körperfett ohne nachweisbare metabolische oder organfunktionelle Störungen, bereits ein signifikant erhöhtes Krebsrisiko hatten. Bei Personen mit „klinischer Adipositas“, also Übergewicht in Kombination mit Organfunktionsstörungen, war das Krebsrisiko noch höher. Insgesamt war präklinische Adipositas für schätzungsweise 5,5 % und klinische Adipositas für 4,3 % der Adipositas-assoziierten Krebsfälle verantwortlich.
Die Studie knüpft an die jüngsten Empfehlungen der Lancet Diabetes & Endocrinology Commission an, die eine differenziertere Klassifikation von Adipositas vorgeschlagen hat, basierend auf dem metabolischen Gesundheitszustand und nicht nur auf dem Body-Mass-Index (BMI). Bisherige Krebsrisikoeinschätzungen beruhten fast ausschließlich auf BMI-Werten, die jedoch keine Aussage über Organfunktionen ermöglichen.
Die Ergebnisse unterstreichen, dass sowohl ein Überschuss an Körperfett als auch entsprechende metabolische Folgestörungen zur Krebsentstehung beitragen. Sie könnten nationale und internationale Bestrebungen unterstützen, metabolische Gesundheitsparameter stärker in die Routineversorgung zu integrieren, mit dem langfristigen Ziel, die Krebslast in der Bevölkerung im Zusammenhang mit Adipositas zu reduzieren.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Adipositas die Krebsentstehung bereits vor klinisch messbaren Veränderungen antreibt“, sagte Prof. Michael Leitzmann, vom Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin der Universität Regensburg und Erstautor der Studie. „Das unterstreicht die Notwendigkeit, zwischen präklinischer und klinischer Adipositas zu unterscheiden, um Risikopersonen frühzeitiger zu identifizieren und präventive Maßnahmen gezielter einzusetzen.“
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Dr. M. Leitzmann
Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin
Universität Regensburg
Franz-Josef-Strauß-Allee 11
D-93053 Regensburg
Telefon +49 941 944-5200
E-mail: Michael.Leitzmann@klinik.uni-regensburg.de
Originalpublikation:
“Excess adiposity and cancer: evaluating a preclinical-clinical obesity framework for risk stratification” https://doi.org/10.1016/j.eclinm.2025.103247
Bilder
Prof. Michael Leitzmann, Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin
UKR
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
