Antibiotika aus Bakterien



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01.12.2020 15:54

Antibiotika aus Bakterien

Forschende der TH Bingen arbeiten daran, Cyanobakterien für die Produktion von antimikrobiellen Wirkstoffen leichter nutzbar zu machen. Dazu haben sie eine
Methode entwickelt, mit der sie die Vitalität der Bakterien innerhalb kürzester Zeit bestimmen können.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Multiresistente Erreger stellen eine wachsende Gefahr dar. Durch den zunehmenden Einsatz von Antibiotika bei Mensch und Tier entstehen Krankheitserreger, die etablierte Antibiotika nicht bekämpfen können. Daher müssen immer wieder neue Arzneimittel zu ihrer Bekämpfung entwickelt werden – ein Wettlauf der Forscherinnen und Forscher gegen die Erreger. Eine bisher wenig beachtete Quelle für diese Medikamente sind sogenannte Cyanobakterien, die gemeinhin als Blaualgen bezeichnet werden und sowohl im Wasser als auch an Land vorkommen. Sie produzieren antifungale, antivirale und antibakterielle Stoffe, die zur Produktion von Medikamenten genutzt werden können. Eine besondere Herausforderung besteht bei der Arbeit mit den Bakterien in ihrer Handhabung. Hier kommt das Projekt der Technischen Hochschule (TH) Bingen ins Spiel, in dem eine neue Methode zur schnellen Vitalitätsbestimmung entwickelt wurde. Das ist in der biotechnischen Arbeit mit Bakterien von großer Bedeutung, beispielsweise um den Zellzustand nach dem Auftauen tiefkühlkonservierter Kulturen zu überprüfen.

Üblicherweise wird die Vitalität von Zellkulturen anhand ihres Wachstums gemessen. Da Cyanobakterien besonders langsam wachsen, ist diese Methode bei ihnen sehr zeitaufwändig. Die neue Methode des Teams der TH Bingen macht sich die Eigenschaft zunutze, dass Cyanobakterien Photosynthese betreiben. Dabei erzeugen sie mithilfe von Licht unter anderem Sauerstoff.

Marco Witthohn hat als Mitglied des Projektteams gerade eine Veröffentlichung zu der neuen Entdeckung publiziert. „Um die Vitalität der Bakterien zu bestimmen, messen wir, wie viel Sauerstoff sie in einer bestimmten Zeit produzieren. Diesen Wert vergleichen wir dann mit der Leistung frisch kultivierter Cyanobakterien“, erklärt Witthohn.

Die Entwicklung der Methode ist Teil des Forschungsprojekts „Antimikrobielle Wirkstoffe“ unter der Leitung von Prof. Dr. Kai Muffler. Das Ziel des Projekts ist es, die Produktion antimikrobieller Wirkstoffe durch an Land lebende Cyanobakterien zu optimieren. Mit den bisherigen Fortschritten zeigt sich Projektleiter Muffler sehr zufrieden: „Mit der neuen Methode verkürzen wir die Vitalitätsbestimmung von mehreren Tagen auf weniger als eine halbe Stunde. Das ist ein großer Wurf.“

Das Pojekt der TH Bingen ist Teil des Forschungsclusters iProcess, bei dem die Binger mit der Technischen Universität Kaiserslautern und der Hochschule Trier zusammenarbeiten, um neue verfahrenstechnische Prozesse für die Herstellung pharmazeutischer Wirkstoffe zu entwickeln.


Originalpublikation:

Witthohn et al.: Novel method enabling a rapid vitality determination of cyanobacteria.
Engineering in Life Sciences, first published 27 October 2020, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/elsc.201900164


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wissenschaftler
Biologie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch


Quelle: IDW