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10.10.2025 08:00
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‚Wissenschaft‘, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Deutsche wünschen sich vertrauenswürdige Gesundheitsinformationen im Netz
Die meisten Menschen suchen inzwischen online nach Antworten auf gesundheitliche
Fragen. Doch zugleich zweifeln viele von ihnen an der Seriosität und Qualität der Auskünfte, die Social-Media-Plattformen oder KI-Chatbots liefern. Mit der neuen internationalen
Initiative „InfoCure“ möchte die Bertelsmann Stiftung dazu beitragen, verlässliche Quellen zu fördern und das Vertrauen in digitale Gesundheitsinformationen zu stärken.
Gütersloh, 10. Oktober 2025. Der Wunsch der Menschen in Deutschland nach qualitativ guten und verlässlichen Gesundheitsinformationen im Internet ist groß. 93 Prozent halten eine Qualitätssicherung bei gesundheitlichen und medizinischen Inhalten im Netz für wichtig, wie aus einer repräsentativen Befragung im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hervorgeht. Ein wichtiger Grund dafür dürfte sein, dass 71 Prozent der Bundesbürger:innen ihre digitale Gesundheitskompetenz als gering einschätzen, wie der aktuelle „Health Literacy Survey“ (HLS-GER 3) der Universität Bielefeld zeigt. Vielen Menschen fällt es schwer zu beurteilen, ob Informationen zu Gesundheitsthemen im Internet vertrauenswürdig sind.
Die Bedeutung von Onlinequellen für die Suche nach Gesundheitsinformationen hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. In der aktuellen Analyse der Bertelsmann Stiftung geben 87 Prozent der Befragten an, dass sie online nach Informationen zu gesundheitlichen oder medizinischen Themen suchen. Frauen tun dies etwas häufiger als Männer (91 zu 83 Prozent), Personen mit hohem Bildungsgrad häufiger als diejenigen mit niedrigem Bildungsgrad (95 zu 77 Prozent). Bei den genutzten Quellen sind Suchmaschinen am beliebtesten. Von denjenigen, denen Suchmaschinen bekannt sind, nutzen 87 Prozent sie häufig oder gelegentlich zur Informationssuche im Gesundheitskontext. Auch Gesundheitsportale weisen eine hohe Nutzugsrate auf: 54 Prozent derjenigen, die sie kennen, verwenden sie häufig oder gelegentlich. Bei KI-Chatbots sind es 40 Prozent, bei Messengerdiensten 36 Prozent und bei Social-Media-Plattformen 29 Prozent. Laut den Expert:innen der Bertelsmann Stiftung ist die Nutzung dieser Kanäle in den vergangenen Monaten stark angestiegen.
Zweifel an der Qualität von digitalen Gesundheitsinformationen
Zugleich jedoch zweifeln viele Menschen daran, dass digitale Angebote bei der Beantwortung von gesundheitlichen und medizinischen Fragen vertrauenswürdig genug sind. So geben 59 Prozent der Befragten an, dass sie sich bei der Suche nach gesundheitsbezogenen Inhalten auf Social-Media-Plattformen häufig oder gelegentlich falsch informiert gefühlt haben. Bei denjenigen, die Suchmaschinen dafür benutzen, sind es 47 Prozent, bei KI-Chatbots 41 Prozent. Hingegen fühlten sich nur 26 Prozent derjenigen, die bei Gesundheitsportalen nach Informationen gesucht haben, häufig oder gelegentlich falsch informiert.
„Falsche oder irreführende Informationen zu Gesundheitsfragen können große Schäden anrichten – sowohl auf individueller als auch gesamtgesellschaftlicher Ebene. Deshalb ist es wichtiger denn je, vertrauenswürdige Quellen für Gesundheitsinformationen im Internet zu schaffen, weiterzuentwickeln und transparent zu kennzeichnen“, sagt Daniela Schwarzer, Vorständin der Bertelsmann Stiftung.
Zentrale Herausforderung: Vertrauen im digitalen Raum herstellen und erhalten
„Im digitalen Raum ist die Beurteilung von Informationen für die meisten Menschen besonders schwierig. Vertrauenswürdige Inhalte konkurrieren hier mit einer Vielzahl irreführender Informationen, die sich über Soziale Medien rasant ausbreiten können. Vertrauen herzustellen und zu erhalten wird damit zu einer zentralen Herausforderung der digitalen Transformation“, betont Sebastian Schmidt-Kaehler, Gesundheitsexperte der Bertelsmann Stiftung.
Mit dem Ziel, die Qualität digitaler Gesundheitsinformationen zu sichern und die Verbreitung von Fehlinformationen einzudämmen, hat die Bertelsmann Stiftung gemeinsam mit der Gesundheit Österreich GmbH sowie der Schweizer Careum Stiftung die gemeinnützige Initiative „InfoCure“ ins Leben gerufen. Sie möchte ein internationales Zertifizierungssystem schaffen, das Anbieter von Gesundheitsinformationen anhand wissenschaftlich fundierter Indikatoren objektiv überprüft. Das Zertifikat soll digitalen Plattformen, Suchmaschinen und KI-Anwendungen helfen, vertrauenswürdige Gesundheitsinhalte zu erkennen. Ziel ist es, die Reichweite dieser Quellen zu erhöhen und so den Zugang zu verlässlichen Informationen für alle Menschen zu erleichtern.
Wissenschaftliche Kommission entwickelt Bewertungskriterien
Die Entwicklung der Indikatoren übernimmt die „Nature Medicine Commission Quality Health Information for All“. Das Gremium besteht aus 24 angesehenen internationalen Expert:innen, darunter auch Daniela Schwarzer. Auf Einladung der Bertelsmann Stiftung trifft sich die Kommission zu ihrer konstituierenden Sitzung im Rahmen des World Health Summits 2025 in Berlin. Ergänzend dazu setzt sich der Jugendrat der Weltgesundheitsorganisation (WHO) dafür ein, dass möglichst viele Menschen dabei unterstützt werden, Kompetenzen im Umgang mit digitalen Gesundheitsinformationen zu erwerben. Diese Kenntnisse seien essenziell für eine starke Gesellschaft, heißt es in einer Erklärung, die das WHO-Jugendgremium anlässlich des World Health Summits 2024 mit Unterstützung der Bertelsmann Stiftung veröffentlicht hatte.
Zusatzinformationen:
Für die Studie hat die forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH im Auftrag der Bertelsmann Stiftung im August 2025 eine Online-Befragung durchgeführt. 2.000 Personen in Deutschland wurden repräsentativ befragt, wie sie sich bei Suchmaschinen, KI-Chatbots, Social-Media-Plattformen, Messengerdiensten und Gesundheitsportalen zu gesundheitlichen und medizinischen Themen informieren.
Ansprechpartner:
Sebastian Schmidt-Kaehler, Telefon: 0 52 41 81 81 863
E-Mail: sebastian.schmidt-kaehler@bertelsmann-stiftung.de
Weitere Informationen:
https://www.bertelsmann-stiftung.de
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Gesellschaft, Informationstechnik, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
