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20.03.2024 11:00
Deutschlands Export von Kunststoffabfällen: Probleme und Lösungen
Der Export von Kunststoffabfällen aus Deutschland ist in den letzten Jahren stark gesunken und geht überwiegend in Länder der Europäischen Union. Eine neue Studie des Öko-Instituts im Auftrag des Umweltbundesamts untersucht die Gesamtsituation der Kunststoffabfälle: wie sich der Export gestaltet, welche Mengen es gibt und mit welchen Strategien sich die Lage verbessern lässt.
So beträgt der Exportüberschuss laut der Studie nur 5,7 Prozent, das heißt, dass über 94 Prozent des Kunststoffabfalls in Deutschland verwertet wird. Der Anteil der Kunststoffabfallmenge, der exportiert wird, hat sich seit 2017 stark verringert. Das waren im Jahr 2021 noch 820 Kilotonnen anstelle von 1.218 Kilotonnen vier Jahre zuvor. Dies ist auf starke Restriktionen in jenen Ländern zurückzuführen, die den Abfall aus Deutschland importiert haben. So wird seit dem Jahr 2018, offiziellen Statistiken zufolge, kaum noch Kunststoffabfall und seit Januar 2021 überhaupt kein Abfall mehr aus Deutschland nach China exportiert. „Diese Entwicklung ist zu begrüßen, da eine umweltgerechte Behandlung nach EU-Standards nach dem Export aus Deutschland nicht mehr sichergestellt werden kann“, sagt Dr. Johannes Betz, Projektleiter am Öko-Institut. „Dennoch sollten wir Abfallvermeidung im Sinne einer Circular Economy an erste Stelle setzen.“
Handlungsempfehlungen der Studie
Um Abfall generell zu reduzieren, wären gesetzliche Regelungen zur Wiederverwendbarkeit und Reparierbarkeit ein notwendiger Schritt. Eine weitere Empfehlung aus der Studie ist deshalb, die Hersteller von Kunststoffen mehr in die Verantwortung zu nehmen. Diese sollten bereits in der Produktion auf die Zusammensetzung der Stoffe in den jeweiligen Produkten, ihre Langlebigkeit und Recyclingfähigkeit achten.
Ein wichtiges Instrument, um die Behandlung von industriellem Kunststoffabfall zu verbessern, ist die Gewerbeabfallverordnung. „Diese sollte stärker überprüft werden, sodass alle Gewerbetreibenden sie einhalten,“ sagt Betz. Die Analyse hat außerdem ergeben, dass die Bepreisung des CO2 aus der Abfallverbrennung zu mehr aussortierten Kunststoffabfällen führen wird. Das hätte wiederum mehr stoffliches Recycling und weniger Verbrennung, besonders von Gewerbeabfällen, zur Folge.
Für die Verabschiedung der Abfallverbringungsverordnung der EU steht nur noch die Zustimmung des Rats der EU aus. Wie auch in der Studie empfohlen, beinhaltet die Verordnung verschiedene Schritte, um Abfallverbringung besser zu überwachen wie mehr Digitalisierung und eine festgelegte Zuständigkeit, um den Vollzug bestehender Regelungen sicherzustellen. Außerdem soll ein allgemeines Verbot des Exports von Kunststoffabfällen in Nicht-OECD-Staaten beschlossen werden. Unter bestimmten Bedingungen können auf Bestreben des betroffenen Drittstaats auch Ausnahmen gemacht werden.
Kunststoffe werden zu wenig recycelt
Der Kunststoffabfall in Deutschland bestand im Jahr 2021 zu 60 Prozent aus Verpackungen, sowohl aus privaten als auch aus gewerblichen Abfällen. Etwa 64 Prozent aller Kunststoffabfälle wurden energetisch verwertet, das heißt meist für die Energiegewinnung verbrannt. Somit beträgt der Anteil an stofflich wiederverwerteten und recycelten Kunststoffen nur etwas mehr als ein Drittel. Zudem werden die recycelten Kunststoffe oft für weniger anspruchsvolle Produkte verwendet und ersetzen so oft nicht mehr Kunststoff, sondern Beton oder Holz.
Ein weiterer Schwerpunkt der Studie liegt auf Kunststoffen in Elektro- und Elektronikaltgeräten. Hier sind Empfehlungen der Studie, die Sammelquote zu erhöhen sowie optimierte Sortierungsverfahren einzuführen. Beide Maßnahmen können das Kunststoffrecycling in Deutschland verbessern. Insgesamt sollte sich das Recycling von Elektro- und Elektronikgeräten wieder steigern, statt wie momentan, ausgelöst durch die schwierigeren ökonomischen Rahmenbedingungen, zu verringern. Recycelte Kunststoffe sollten neu produzierten möglichst vorgezogen werden. „Hier sollte die Politik mit sinnvollen Maßnahmen ansetzen, um einen Kunststoffkreislauf zu erreichen“, betont Projektmitarbeiter und Senior Researcher Tobias Schleicher.
Das Öko-Institut ist eines der europaweit führenden, unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstitute für eine nachhaltige Zukunft. Seit der Gründung im Jahr 1977 erarbeitet das Institut Grundlagen und Strategien, wie die Vision einer nachhaltigen Entwicklung global, national und lokal umgesetzt werden kann. Das Institut ist an den Standorten Freiburg, Darmstadt und Berlin vertreten.
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Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Johannes Betz
Senior Researcher im Institutsbereich
Ressourcen & Mobilität
Öko-Institut e.V., Büro Darmstadt
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E-Mail: j.betz@oeko.de
Hannah Bachmann
Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institutsbereich
Ressourcen & Mobilität
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Tobias Schleicher
Senior Researcher im Institutsbereich
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E-Mail: t.schleicher@oeko.de
Originalpublikation:
Studie „Kunststoffabfälle aus Deutschland: Handlungsempfehlungen zu einer umweltgerechten Behandlung im In- und Ausland“ des Öko-Instituts (https://www.oeko.de/publikation/kunststoffabfaelle-aus-deutschland-handlungsempf…)
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Energie, Meer / Klima, Politik, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsergebnisse
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