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11.12.2024 13:13
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Digital Public Health: Die digitale Revolution im Gesundheitswesen – für alle?
Bremen – Eine ältere Frau sitzt vor ihrem Smartphone. Die App, die ihr Arzt empfohlen hat, soll helfen, ihre Medikamenteneinnahme zu organisieren. Doch nach mehreren Versuchen gibt sie frustriert auf: „Das ist nichts für mich.“ Diese Szene steht sinnbildlich für ein grundlegendes Problem der digitalen Gesundheit in Deutschland: Technisch machbar ist vieles, doch der Zugang ist nicht für alle gleich.
Das im Bundesgesundheitsblatt erschienene Positionspapier des Fachbereichs Digital Public Health der Deutschen Gesellschaft für Public Health e. V. zeigt auf, wie digitale Gesundheitslösungen flächendeckend und sozial gerecht umgesetzt werden können. Die Forschenden fordern Strategien, die alle Bürgerinnen und Bürger erreichen – unabhängig von Alter, Einkommen oder technischer Affinität.
Chancen und Risiken der Digitalisierung
Digitale Gesundheitsangebote wie Telemedizin oder Gesundheits-Apps bieten enorme Möglichkeiten. Sie können die Gesundheitsversorgung effizienter machen und Zugänge erleichtern. Doch das Positionspapier warnt: Wenn vulnerable Gruppen – wie ältere Menschen oder sozial Benachteiligte – bei der Entwicklung solcher Lösungen nicht mitgedacht werden, droht die digitale Kluft zu wachsen.
Dr. Laura Maaß, Sprecherin des Fachbereichs und Postdoc am Leibniz-WissenschaftsCampus Digital Public Health Bremen, formuliert es klar: „Ich freue mich sehr, dass das Bundesgesundheitsblatt uns die Plattform gibt, die Digitalisierung von Public Health in den Vordergrund zu stellen, denn die Zeit drängt! Deutschland braucht digitale Lösungen, die für alle zugänglich sind. Wir müssen Gesundheitskompetenz fördern und die digitale Spaltung überwinden, sonst verlieren wir das Potenzial der Digitalisierung für Prävention und Versorgung.“
Gesundheitskompetenz als Schlüssel
Eines der Kernprobleme ist die digitale Gesundheitskompetenz: Viele Menschen können Apps oder andere digitale Tools nicht richtig nutzen. Dabei ist gerade die Fähigkeit, solche Anwendungen zu verstehen und anzuwenden, entscheidend, um Gesundheitsangebote wirklich zugänglich zu machen. Interaktive und partizipative Ansätze könnten helfen, Patient:innen besser einzubinden und so die gesundheitliche Eigenverantwortung zu stärken.
Stephanie Hoffmann, Co-Sprecherin des Fachbereichs, ergänzt: „Neue digitale Angebote für Prävention, Gesundheitsförderung und Gesundheitsversorgung müssen die gesundheitlichen Bedürfnisse sowie die individuellen Anforderungen der Menschen einbeziehen. Nur dann erreichen sie die Menschen wirklich und tragen zur gesundheitlichen Chancengleichheit bei.“
Was fehlt: Forschung und Lehre
Das Positionspapier kritisiert auch, dass der Bereich Digital Public Health in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckt. Studiengänge greifen das Thema selten auf, und in der Forschung liegt der Fokus zu stark auf klinischen Anwendungen. Prävention und Gesundheitsförderung bleiben oft außen vor – sowohl in der Forschung und Lehre, als auch in der Gesundheitspolitik, die sich fast ausschließlich auf die Digitalisierung der medizinischen Gesundheitsversorgung konzentriert. Hier müsse dringend angesetzt werden, um die Digitalisierung breiter und nachhaltiger zu denken.
Ein System für alle
Die Forschenden betonen: Digitalisierung im Gesundheitswesen darf kein Selbstzweck sein. Es geht darum, gesundheitliche Ungleichheiten zu verringern, Prävention zu stärken und die Versorgung effizienter zu machen – ohne dabei jemanden auszuschließen. Dafür braucht es den Schulterschluss von Politik, Wissenschaft und Praxis.
Der Leibniz-WissenschaftsCampus Digital Public Health Bremen
In dem Forschungsnetzwerk kooperieren seit Beginn der Förderung das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS, das Fraunhofer-Institut für Digitale Medizin MEVIS und die Universität Bremen. Als neue Partner für die zweite Förderphase konnten die Universität Oldenburg und das OFFIS – Institut für Informatik gewonnen werden.
Der Bremer Leibniz-WissenschaftsCampus Digital Public Health ist einer von insgesamt 21 WissenschaftsCampi zu einem thematischen Fokus, die der strategischen Vernetzung von Leibniz-Instituten mit Universitäten und weiteren regionalen Partnern dienen. Ziel ist es, Netzwerke zu schaffen, um den jeweiligen Forschungsbereich weiterzuentwickeln und das wissenschaftliche Umfeld zu stärken. Leibniz-WissenschaftsCampi betreiben strategische Forschung, befördern Interdisziplinarität in Themen, Projekten und Methoden, machen den jeweiligen Standort sichtbar und stärken sein Forschungsprofil.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr Laura Maaß (sie/she)
SOCIUM – Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik // Research Center on Inequality and Social Policy
Abteilung “Gesundheit, Pflege und Alterssicherung” // Departement “Health, Long Term Care and Pensions”
Universität Bremen
Raum 4200
Mary-Somerville-Straße 3
28359 Bremen
http://www.socium.uni-bremen.de/
Originalpublikation:
Maaß, L., Dockweiler, C., Hocke-Bolte, Z. et al. Digital Public Health in Deutschland: Status quo, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven. Bundesgesundheitsbl (2024). https://doi.org/10.1007/s00103-024-03989-0
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch