Impfbereitschaft steigern: Studie zeigt potenzielle Überzeugungskraft des sozialen Umfelds



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29.07.2021 09:31

Impfbereitschaft steigern: Studie zeigt potenzielle Überzeugungskraft des sozialen Umfelds

Angesichts sinkender Impf- und steigender Corona-Zahlen appelliert die Politik an die Bevölkerung, Impfangebote weiter wahrzunehmen. Doch die Anzahl der täglich verabreichten Erstdosen ist derzeit rückläufig, weil viele Menschen einer Immunisierung immer noch skeptisch gegenüberstehen. Dies gilt unter anderem auch für Personen, die anfällig für Verschwörungstheorien sind. Forschende des Leibniz-Instituts für Wissensmedien (IWM) in Tübingen fanden nun heraus: Auch Zweifelnde sind bereit, sich impfen zu lassen – und zwar dann, wenn das persönliche Umfeld es von ihnen erwartet.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Knapp über die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland hat den vollen Impfschutz. Obwohl für die Eindämmung der Corona-Pandemie diese Quote noch nicht ausreicht, geht die Zahl der täglichen Impfungen zurück. Die Gründe, aus denen sich Menschen gegen die Spritze entscheiden, sind vielschichtig. Ein Faktor, der zur Ablehnung einer Impfung führen kann, ist der Einfluss von Verschwörungstheorien über die COVID-19-Vakzine, die in den sozialen Medien kursieren. „Dass Menschen, die an Verschwörungstheorien glauben, auch skeptischer gegenüber Impfungen sind, wurde in der Forschung bereits wiederholt belegt und in vielen Ländern nachgewiesen“, erklärt Dr. Kevin Winter, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe Soziale Prozesse am IWM in Tübingen, die Problematik.

Das soziale Umfeld beeinflusst die Impfbereitschaft

In Zusammenarbeit mit der University of Queensland (Australien) führten er und weitere Forschende des IWM fünf Studien mit über 1200 Teilnehmenden durch. Erstmals konnten so Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wie sich der negative Einfluss von Verschwörungstheorien auf die Impfbereitschaft abschwächen lassen könnte. „Der entscheidende Faktor ist das soziale Umfeld“, sagt Projektleiter Winter. Wenn Freunde und Familie eine positive Einstellung und Erwartung signalisieren, sind auch Personen, die einer Impfung ansonsten skeptisch gegenüberstehen, eher dazu bereit. Dies gilt neben der Immunisierung gegen COVID-19 auch für weitere Schutzimpfungen wie etwa der Impfung gegen FSME („Zeckenimpfung“).

Persönliche Gespräche reduzieren Impfskepsis

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des IWM geben allerdings zu bedenken, dass auch durch ein entsprechendes soziales Umfeld vermutlich nicht alle überzeugt werden können. „Menschen, die Impfungen grundsätzlich ablehnen oder bereits sehr tief in ein verschwörerisches Weltbild abgetaucht sind, sind vermutlich schwer zu erreichen“, ordnet Winter die Studienergebnisse ein. Dennoch lassen sich aus den Ergebnissen Empfehlungen für den Alltag ableiten: Ein frühzeitiges Gespräch mit Bekannten und Verwandten, die entsprechende Bedenken äußern, könnte nicht nur der Ausbreitung von Verschwörungstheorien entgegenwirken, sondern auch deren Impfbereitschaft steigern.

Pressekontakt IWM
Simone Falk von Löwis of Menar
Schleichstraße 6, 72076 Tübingen
E-Mail: s.falk@iwm-tuebingen.de
Telefon: +49 7071 979-286


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Kevin Winter
Schleichstraße 6, 72076 Tübingen
E-Mail: k.winter@iwm-tuebingen.de
Telefon: +49 7071 979-206


Originalpublikation:

https://bpspsychub.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/bjhp.12550


Anhang

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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Medizin, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


Quelle: IDW