Magenbypass-OP bei Adipositas könnte Darmkrebsrisiko senken



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16.07.2025 11:55

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‚Wissenschaft‘, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Magenbypass-OP bei Adipositas könnte Darmkrebsrisiko senken

Magenbypass-Operation bei starkem Übergewicht verändert Gallensäure und schützt so möglicherweise vor Darmkrebs / Tiermodell und Patient*innendaten zeigen wichtigen Zusammenhang

Jährlich erkranken mehr als 60.000 Menschen neu an Darmkrebs, einer der häufigsten Krebsarten in Deutschland. Menschen mit starkem Übergewicht haben ein erhöhtes Risiko. Eine nun veröffentlichte Studie zeigt: Ein operativer Magenbypass hilft nicht nur dabei das Gewicht langfristig zu reduzieren und Folgeerkrankungen zu vermeiden. Die Operation könnte auch das Risiko senken, an Darmkrebs zu erkranken. Forscher*innen des Universitätsklinikums Freiburg berichten in einer Studie, die am 25. Juni 2025 im Fachjournal Science Translational Medicine erschienen ist, dass bei Mäusen ein Magenbypass das Risiko für Darmkrebs deutlich verringerte und die Bildung von Metastasen fast vollständig verhinderte. Entscheidend dabei sind dabei die Gallensäuren. Erste Patient*innendaten bestätigen den Zusammenhang.

„Menschen mit Adipositas weisen einen veränderten Gallensäurestoffwechsel auf. Wir konnten im Tiermodell zeigen, dass ein Magenbypass sich auf die Zusammensetzung der Gallensäure auswirkt und damit das Darmkrebs-Risiko senkt“, sagt Privatdozentin Dr. Rebecca Kesselring, Leiterin der Studie an der Klinik für Allgemein‑ und Viszeralchirurgie des Universitätsklinikums Freiburg. „Ein Magenbypass könnte also bei gefährdeten Personen das Risiko für Darmkrebs deutlich reduzieren“, so Kesselring.

Ein Magenbypass ist ein operativer Eingriff zur Behandlung von starkem Übergewicht und dem metabolischen Syndrom. Dabei wird der Magen verkleinert und ein Teil des Dünndarms umgangen. So gelangt die Nahrung schneller in tiefere Abschnitte des Darms – das sorgt für ein schnelleres Sättigungsgefühl und verändert den Hormon- und Gallensäurehaushalt im Körper.

Gallensäuren als Schlüsselfaktor

Das Forschungsteam um Kesselring verglich drei Gruppen: Mäuse, die mit Magenbypass Gewicht verloren hatten, gewichtsreduzierte Tiere ohne Operation und adipöse Kontrolltiere mit Scheinoperation. Es zeigte sich: Nur der Bypass schützte vor Tumoren. Gleichzeitig entdeckten die Forscher*innen, dass sich die Zusammensetzung der Gallensäure durch die Operation sehr stark verändert hatte. Ein direktes Umleiten der Gallensäure in den unteren Dünndarm hatte denselben Schutzeffekt.

Bestätigungen an menschlichem Gewebe und bei Patient*innen

Laborversuche mit Tumor-Organoiden, menschlichen Mini‑Tumoren, belegten den Mechanismus: Bestimmte Gallensäuren beschleunigten die Zellteilung und damit potenziell das Tumorwachstum, während ihr Fehlen das Wachstum bremste. Zur klinischen Einordnung analysierten die Wissenschaftler*innen Blutproben von 41 Patient*innen mit Darmkrebs und späteren Lebermetastasen. Wer hohe Spiegel primärer Gallensäuren aufwies, entwickelte im Median mehr als ein Jahr früher neue Metastasen als Personen mit niedrigen Werten.

„Diese Ergebnisse sind ein wichtiger Schritt, um die steigenden Zahlen von Darmkrebs vor allem bei jungen Patienten zu verstehen und zukünftig Menschen vor Darmkrebs zu schützen“, sagt Prof. Dr. Stefan Fichtner-Feigl, Ärztlicher Direktor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des Universitätsklinikums Freiburg.

In weiteren Studien will die Arbeitsgruppe Onkoimmunologie von Rebecca Kesselring prüfen, ob die Zusammensetzung der Gallensäure auch ohne Operation therapeutisch beeinflusst werden kann – etwa durch spezielle Medikamente oder durch kombinierte Eingriffe an Magen und Gallengang. Geplant sind zudem größere Studien, um Gallensäuren als Biomarker für das Metastasierungsrisiko einzusetzen.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

PD Dr. Rebecca Kesselring
Forschungsleiterin
Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie
Universitätsklinikum Freiburg
rebecca.kesselring@uniklinik-freiburg.de
www.uniklinik-freiburg.de/chirurgie


Originalpublikation:

Originaltitel der Publikation: “Metabolic surgery reduces CRC disease progression through circulating bile acid diversion”
DOI: 10.1126/scitranslmed.ads9705
Link: https://www.science.org/doi/10.1126/scitranslmed.ads9705


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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


 

Quelle: IDW