Schonender und wirksamer: Studie unter Dresdner Leitung entwickelt neuen Therapieansatz für aggressive Form der Leukämie



Teilen: 

02.09.2025 10:40

Literature advertisement

Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‚Wissenschaft‘, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Schonender und wirksamer: Studie unter Dresdner Leitung entwickelt neuen Therapieansatz für aggressive Form der Leukämie

Über zehn Jahre forschte ein europäisches Konsortium an der Frage, wie Erwachsene, die an einer seltenen, aber äußerst lebensbedrohlichen Unterform der myeloischen Leukämie leiden, schonender und zugleich wirksamer behandelt werden können. Im Rahmen der APOLLO- Phase-III-Studie Studie, unter Schirmherrschaft der TU Dresden und geleitet vom Hämatologen und Onkologen Prof. Uwe Platzbecker, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikum Dresden, wurde erstmals ein neuer Therapieansatz gefunden, der jetzt neuer weltweiter Behandlungsstandard ist. Die Ergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift „Journal of Clinical Oncology“ veröffentlicht.

Die akute Promyelozytenleukämie (APL) ist eine seltene Unterform der akuten myeloischen Leukämie, die unbehandelt rasch zum Tode führt. Die Phase-III-Studie APOLLO untersuchte, ob eine Behandlung mit Arsentrioxid (ATO) plus all-trans Retinsäure (ATRA), ein Vitamin A Derivat, ergänzt durch eine kleine Menge Idarubicin (eine Chemotherapie) für Patient:innen verträglicher und wirksamer ist als die bisher gängige Standardtherapie mit ATRA und intensiver Chemotherapie (Idarubicin-basiert, ATRA-CHT).

Nach zwei Jahren zeigten die Untersuchungen, dass die ereignisfreie Überlebensrate der mit einer Kombination aus ATRA und ATO behandelten Patientinnen und Patienten mit 88 Prozent deutlich höher war als bei jenen, die die Standardtherapie (71 Prozent) erhalten hatten. Es kam zudem seltener zu Rückfällen (1,5 Prozent versus 12,3 Prozent) und Nebenwirkungen. Auf Basis der Studie wurden bereits jetzt die internationalen Leitlinien für die Behandlung der akuten Promyelozytenleukämie angepasst.

„Durch die geringere Toxizität, weniger Rückfälle und verbesserte Überlebensaussichten trägt die Studie zur besseren Versorgungsqualität von APL-Patientinnen und -Patienten bei“, erklärt Prof. Uwe Platzbecker. „Damit hat die Studie das Potenzial, die klinische Praxis zu verändern. Besonders bemerkenswert ist, dass die Patientinnen und Patienten fast ohne Chemotherapie geheilt werden können“. „Diese Arbeit war nur dank des großen Engagements vieler Partner möglich. Sie ist eine echte europäische Teamleistung, vorangetrieben durch die Studienzentrale der Medizinischen Klinik I“, sagt Prof. Martin Bornhäuser, Koautor und Direktor der Medizinischen Klinik I am Uniklinikum und des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT/UCC) Dresden.

„Diese Studie ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie die enge Verzahnung aus Forschung an der Medizinischen Fakultät und Klinik zum Wohle der Patienten beiträgt“, ergänzt Prof. Esther Troost, Dekanin der Medizinischen Fakultät der TU Dresden.

Methodik:
Phase-3-APOLLO, Patient:innen mit neu diagnostizierter Hochrisiko-APL
Vergleich: Standard (ATRA + Chemo) versus ATRA + ATO + niedrig dosiertes Idarubicin
Ergebnisse: 2-Jahres-EFS deutlich besser (88% vs. 71%), weniger Rückfälle (1,5 % vs. 12,3 %), weniger schwere Nebenwirkungen (32 % vs. 68 %)

Förderung:
Gefördert wurde die Studie mit zwei Millionen Euro über das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR), vormals Bildung und Forschung (BMBF). Die Verantwortung für Initiierung, Organisation, Finanzierung und Überwachung der Studie lag bei der TU Dresden. Die Schirmherrschaft hatte die auch in Dresden (MK1) ansässige SAL – Studienallianz Leukämie übernommen.

Kontakt:
Anne-Stephanie Vetter
Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus
der Technischen Universität Dresden
Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT/UCC) Dresden
Tel.: +49 (0) 351 458 17903
E-Mail: anne-stephanie.vetter@tu-dresden.de
https://www.tu-dresden.de/med


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Uwe Platzbecker
Medizinischer Vorstand Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Tel.: +49 (0) 351 458 4020
E-Mail: Medizinischer.Vorstand@ukdd.de


Originalpublikation:

„Arsenic Trioxide and All-Trans Retinoic Acid Combination Therapy for the Treatment of High-Risk Acute Promyelocytic Leukemia: Results From the APOLLO Trial“: https://ascopubs.org/doi/10.1200/JCO-25-00535


Bilder

Prof. Uwe Platzbecker

Prof. Uwe Platzbecker
Quelle: Tobias Ritz
Copyright: Tobias Ritz / Universitätsklinikum Dresden


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch


 

Quelle: IDW