Wahrnehmung von Gesichtern im emotionalen Kontext



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29.11.2024 12:15

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Wahrnehmung von Gesichtern im emotionalen Kontext

Für uns Menschen sind Stimmen und Gesichter wichtige Quellen sozialer und emotionaler Informationen. Ihre Wahrnehmung wird auch durch situative Faktoren und mit ihnen verknüpfte Inhalte beeinflusst. Die Psychologinnen Dr. Annika Ziereis und Prof. Dr. Anne Schacht von der Universität Göttingen haben untersucht, wie erlernte emotionale Kontextreize die Wahrnehmung von Gesichtern auf verschiedenen Verarbeitungsstufen beeinflussen. Ihre Forschungsergebnisse wurden am 23. November 2024 auf der Jahrestagung der Psychonomic Society in New York City mit dem „Best Article Award“ der Fachzeitschrift Cognitive, Affective, & Behavioral Neuroscience ausgezeichnet.

„Verschiedene Befunde deuten darauf hin, dass wir solche emotionalen Aspekte automatisch integrieren und verarbeiten können. Auch unsere Ergebnisse zeigen relativ frühe Emotionseffekte in der neuronalen Gesichterverarbeitung für negative Reize – und zwar unabhängig davon, welche Aufgabe die Versuchsteilnehmenden im Experiment bearbeiteten“, erklärt Schacht, Leiterin der Abteilung Kognition, Emotion und Verhalten am Georg-Elias-Müller-Institut für Psychologie der Universität Göttingen.

Die Versuchsteilnehmenden studierten zunächst zu Hause am Computer verschiedene Gesichter und Stimmen mit negativen, positiven und neutralen Ausdrücken und lernten, die Paare einander richtig zuzuordnen. Die erlernten Assoziationen der Teilnehmenden testeten die Forscherinnen anschließend im Labor mit zwei Aufgaben. Die Verwendung neurophysiologischer EEG-Messmethoden ermöglichte dabei eine detaillierte Untersuchung der zeitlichen Dynamik dieser Prozesse.

„Wir können zeigen, dass in einer späteren Verarbeitungsphase Aufmerksamkeit eine besondere Rolle spielt“, sagt Erstautorin Ziereis. „Sollten Versuchsteilnehmende die assoziierten Gesichter in positive, negative oder neutrale Kategorien einteilen, hielten die assoziierten Emotionseffekte länger an und waren auch für positive Reize zu erkennen.“ Die Erkenntnisse liefern einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der neuronalen Grundlagen der emotionalen Gesichtsverarbeitung und der Rolle von motivationaler Aufmerksamkeit in diesem Prozess.

Am Psychonomic Society’s 65th Annual Meeting 2024 nahmen mehr als 2700 Forschende aus über 40 Ländern teil. Die Jahrestagung zählt zu den bedeutendsten internationalen Treffen in der Kognitionswissenschaft und -psychologie. Die Forschung fand im Rahmen der Promotion von Ziereis im Graduiertenkolleg „Verstehen von Sozialbeziehungen“ statt. Weitere Informationen sind im Internet unter www.psych.uni-goettingen.de/de/anap/forschung und www.uni-goettingen.de/de/509586.html zu finden.

Originalveröffentlichung: Ziereis, A. & Schacht, A. (2023). Motivated attention and task relevance in the processing of cross-modally associated faces: Behavioral and electrophysiological evidence. Cogn Affect Behav Neurosci, 23, 1244–1266. https://doi.org/10.3758/s13415-023-01112-5


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Annika Ziereis und Prof. Dr. Anne Schacht
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Biologie und Psychologier
Georg-Elias-Müller Institut für Psychologie – Abteilung Kognition, Emotion und Verhalten
Goßlerstraße 14, 37073 Göttingen
Telefon 0551 39-23183 und 39-23676
E-Mail: annika.ziereis@uni-goettingen.de und schacht@psych.uni-goettingen.de
Internet: www.psych.uni-goettingen.de/de/anap/team/ziereis-annika und www.psych.uni-goettingen.de/de/anap/team/schacht-anne


Originalpublikation:

Ziereis, A. & Schacht, A. (2023). Motivated attention and task relevance in the processing of cross-modally associated faces: Behavioral and electrophysiological evidence. Cogn Affect Behav Neurosci, 23, 1244–1266. https://doi.org/10.3758/s13415-023-01112-5


Bilder

Dr. Annika Ziereis und Prof. Dr. Anne Schacht (von links) in New York City mit ihrer Auszeichnung

Dr. Annika Ziereis und Prof. Dr. Anne Schacht (von links) in New York City mit ihrer Auszeichnung

Anne Schacht und Annika Ziereis


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Medizin, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse, Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch


 

Quelle: IDW