Behaltet uns im Auge! – Bakterien auf Spaltlampen



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19.11.2021 11:03

Behaltet uns im Auge! – Bakterien auf Spaltlampen

Hochschule Furtwangen veröffentlicht weltweit erste molekularbiologische Studie zur bakteriellen Kontamination von Spaltlampen

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Spaltlampen gehören zu den wichtigsten Arbeitsgeräten eines Augenarztes oder Optikers. Sie ermöglichen es, ausgewählte Bereiche des Auges vergrößert zu betrachten und auf Erkrankungen zu untersuchen.

Bei den Untersuchungen sitzen sich Patient und Arzt direkt gegenüber und haben intensiven Hautkontakt zu dem Gerät. „Daher liegt es nahe, dass Spaltlampen während der Benutzung mit Mikroorganismen, wie Bakterien, kontaminiert werden“, erläutert Prof. Dr. Markus Egert, der an Hochschule Furtwangen Mikrobiologie und Hygiene unterrichtet. Diese Keime stellen ein potentielles Infektionsrisiko dar.

Frühere Untersuchungen legen tatsächlich eine Kontamination der Spaltlampen-Oberflächen mit typischen Hautbakterien, wie Staphylokokken, nahe. Allerdings haben alle bisherigen Untersuchungen auf die Kultivierung von Mikroorganismen zurückgegriffen. „Derartige Untersuchungen erfassen leider immer nur einen Bruchteil der tatsächlich vorhanden Mikroflora, da sich nicht alle Keime auf den typischen Nährmedien kultivieren lassen. Wir haben deshalb auf modernste molekularbiologische Methoden zurückgegriffen, die wir zuvor an ähnlichen Oberflächen wie Brillen und Mikroskopokularen etabliert hatten“, erklärt Studienleiter Prof. Egert.

Im Rahmen der Studie wurden 91 Abstrichproben von 46 Spaltlampen aus zwei Universitätsaugenkliniken mittels Hochdurchsatzsequenzierung bakterieller Gene analysiert. 82 Proben lieferten auswertbare Daten und wiesen insgesamt 3369 verschiedene Arten von Bakterien auf. Es dominierten Hautbakterien wie Cutibakterien, Corynebakterien und die bereits kulturell häufig nachgewiesenen Staphylokokken. Obwohl ein Einfluss von Parametern wie Patientendurchsatz am Gerät oder Länge des Reinigungsintervalls vermutet wurde, konnten keine Faktoren identifiziert werden, die einen steuernden Einfluss auf die Vielfalt der identifizierten Bakterien haben. Dies könnte aber auch der aktuellen Corona-Pandemie und ihren flankierenden strengen Hygienemaßnahmen (z. B. dem Tragen eines Mund-Nasenschutzes) geschuldet gewesen sein.

„Zu vielen der nachgewiesenen Bakteriengattungen gehören Arten, die ein pathogenes Potential haben und zu Augen- wie Hautkrankheiten führen können, insbesondere bei infektionsanfälligen Menschen. Daher unterstreicht unsere Studie, dass es wichtig ist, solche Kontaminationen im Auge zu behalten und Spaltlampen regelmäßig desinfizierend zu reinigen“, merkt Egert an. Dass sich die gefundenen Bakteriengemeinschaften auf der Arzt- und Patientenseite der Lampen oft ähnelten, legt zudem nahe, dass Bakterien diese Seiten wechseln können und Patienten wie Ärzte gleichermaßen gefährdet sind.

Ein wichtiges Ergebnis zum Schluss: Auf keiner der untersuchten 46 Lampen ließen sich die gefürchteten Antibiotika-resistenten Stapylococcus areus Bakterien (MRSA) nachweisen. „Das ist für Patienten wie Ärzte eine sehr gute Nachricht“, fasst Egert zusammen. Zukünftige Studien sollen zusätzlich Viren, wie z. B. Adenoviren, ins Visier nehmen, die neben Bakterien zu den Hauptauslösern infektiöser Augenerkrankungen gehören.

Die neue Studie wurde durch ein Forscherteam der Hochschule Furtwangen, der Universität Tübingen und der Carl Zeiss Vision International GmbH, Aalen, erstellt und im Rahmen des CoHMed – Connected Health in Medical Mountains Projektes der Hochschule Furtwangen vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert (Förderkennzeichen 13FH5I02IA).


Originalpublikation:

Erschienen ist die Studie in der open access Zeitschrift Frontiers in Cellular and Infection Microbiology mit dem Titel „Comprehensive Compositional Analysis of the Slit Lamp Bacteriota”; https://doi.org/10.3389/fcimb.2021.745653


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Biologie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


Quelle: IDW