Einer für alle: Gemeinsamer Alterns-Mechanismus entdeckt



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09.06.2021 11:00

Einer für alle: Gemeinsamer Alterns-Mechanismus entdeckt

Forschende des Max-Planck-Instituts für Biologie des Alterns und des Exzellenzclusters für Alternsforschung CECAD an der Universität zu Köln sind auf den Folatstoffwechsel als grundlegenden Prozess für die Alterung gestoßen. Seine Regulation liegt vielen bekannten Alterungssignalwegen zugrunde und führt zu Langlebigkeit. Dies könnte eine neue Möglichkeit bieten, die Gesundheit des Menschen während des Alterns auf breiter Basis zu verbessern.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Es sind viele verschiedene Ursachen des Alterns entdeckt worden, aber es bleibt die Frage, ob es gemeinsame zugrundeliegende Mechanismen gibt, die das Altern und die Lebensspanne bestimmen. Auf der Suche nach solchen grundlegenden Prozessen sind Forschende des Max-Planck-Instituts für Biologie des Alterns und des Exzellenzclusters für Alternsforschung CECAD an der Universität zu Köln nun auf den Folatstoffwechsel gestoßen. Seine Regulation liegt vielen bekannten Alterungssignalwegen zugrunde und führt zu Langlebigkeit. Dies könnte eine neue Möglichkeit bieten, die Gesundheit des Menschen während des Alterns auf breiter Basis zu verbessern.

In den letzten Jahrzehnten wurden mehrere zelluläre Signalwege entdeckt, die die Lebensspanne eines Organismus regulieren und damit von enormer Bedeutung für die Alternsforschung sind. Wenn Forschende diese Signalwege veränderten, verlängerte dies die Lebensspanne verschiedener Organismen. Es stellt sich jedoch die Frage, ob diese unterschiedlichen Signalwege auf gemeinsame Stoffwechselwege hinauslaufen, die die Langlebigkeit bestimmen.

Die Suche beginnt im Fadenwurm

Die Forschenden begannen ihre Suche im Fadenwurm Caenorhabditis elegans, einem Modellorganismus für die Alterungsforschung. “Wir haben die Stoffwechselprodukte von mehreren langlebigen Wurmlinien untersucht. Unsere Analysen ergaben, dass sich bei allen Wurmlinien unter anderem Stoffwechselprodukte und Enzyme des Folatzyklus deutlich verändert haben. Da der Folat-Stoffwechsel eine wichtige Rolle für die menschliche Gesundheit spielt, haben wir seinen Einfluss auf die Langlebigkeit weiterverfolgt”, erklärt Andrea Annibal, Hauptautor der Studie.

Gemeinsamer Mechanismus für Langlebigkeit

Folate sind essentielle Vitamine, die für die Synthese von Aminosäuren und Nukleotiden wichtig sind – den Bausteinen unserer Proteine und DNA. “Wir haben die Aktivität spezifischer Enzyme des Folatstoffwechsels in den Würmern herunter reguliert. Spannenderweise haben wir dann eine Erhöhung der Lebensspanne um bis zu 30 Prozent gesehen”, sagt Annibal. “Wir konnten auch beobachten, dass in langlebigen Mäusestämmen der Folatstoffwechsel ähnlich heruntergefahren ist. Die Regulation des des Stoffwechselweges könnte also nicht nur den verschiedenen Langlebigkeitssignalwegen in Würmern, sondern auch in Säugetieren zugrunde liegen.”

“Wir sind von diesen Ergebnissen begeistert, weil sie die Regulation des Folatstoffwechsels als einen gemeinsamen Mechanismus aufdecken, der mehrere verschiedene Wege der Langlebigkeit beeinflusst und in der Evolution konserviert ist”, ergänzt Adam Antebi, Direktor am Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns. “Somit könnte die präzise Manipulation des Folatstoffwechsels eine neue Möglichkeit bieten, die menschliche Gesundheit während des Alterns auf breiter Basis zu verbessern.” In zukünftigen Experimenten will die Gruppe den Mechanismus herausfinden, durch den der Folatstoffwechsel die Langlebigkeit beeinflusst.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Adam Antebi
Tel.: +49 221 379 70 400
E-Mail: AAntebi@age.mpg.de


Originalpublikation:

Andrea Annibal, Rebecca George Tharyan, Maribel Fides Schonewolff, Hannah Tam, Christian Latza, Markus Max Karl Auler, Adam Antebi
Regulation of the one carbon folate cycle as a shared metabolic signature of longevity
Nature Communications, 9. Juni 2021
DOI: 10.1038/s41467-021-23856-9


Weitere Informationen:

http://www.age.mpg.de
http://www.nature.com/articles/s41467-021-23856-9


Anhang

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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


Quelle: IDW