Jede einzelne Zelle zählt – schon vor der Geburt!



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28.05.2021 09:46

Jede einzelne Zelle zählt – schon vor der Geburt!

Team des Exzellenzclusters RESIST erforscht: Bestimmte Immunzellen entstehen früh im Leben und bleiben ein Leben lang

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Manche Dinge sind besonders tief verwurzelt: So entstehen bestimmte weiße Blutkörperchen des erwachsenen Immunsystems bereits um die achte Schwangerschaftswoche. Es handelt sich dabei um gamma-delta T-Zellen, genauer dieVγ9Vδ2+ T-Zellen. Sie können bakterielle Infektionen sowie Gewebeschäden und -veränderungen wie zum Beispiel Krebs erkennen oder wirken als entzündungsverstärkende Zellen in Autoimmunerkrankungen. Sie kommen im Blut vor, aber auch im Darm, in der Haut, der Leber und der Lunge.

Den frühen Ursprung dieser Immunzellen haben Professorin Dr. Sarina Ravens und Dr. Alina Fichtner vom Institut für Immunologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) sowie Professor Dr. Immo Prinz und Dr. Likai Tan vom Institut für Systemimmunologie der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf (UKE) nachweisen können. Sie kooperieren im von der MHH geleiteten Exzellenzcluster RESIST und veröffentlichten ihre Erkenntnisse in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Science Immunology“.

Gamma-delta T-Zellen werden nach den Proteinen auf ihrer Oberfläche (den T-Zell-Rezeptoren) benannt, mit denen sie Antigene erkennen können. Dabei besitzt jede einzelne dieser Zellen einen individuellen T-Zell-Rezeptor, wodurch ein hochdiverser T-Zell-Pool entsteht. „Um die Vielfalt der gamma-delta T-Zellen und ihrer Rezeptoren zu untersuchen, haben wir eine innovative Hochdurchsatz-Sequenzierungsmethode entwickelt, die auf der individuellen Analyse jeder einzelnen Zelle basiert“, sagt Professorin Ravens.

Mit Hilfe dieser Technologie untersuchte das Team gamma-delta T-Zellen in Nabelschnurblutproben sowie aus Blutproben von Erwachsenen. „Interessanterweise entstehen bestimmte menschliche Vγ9Vδ2 T-Zellen ausschließlich in der sehr frühen Phase des Lebens, um zum Zeitpunkt der Geburt direkt einsatzbereit zu sein und anschließend als angeborene Immunzellen ein Leben lang im Menschen bestehen zu bleiben“, berichtet Dr. Fichtner.

Erst vor kurzem konnte das Team zeigen, dass sich bestimmte gamma-delta T-Zellen direkt nach der Geburt expansiv vermehren und sie somit sehr wahrscheinlich wichtig für das frühkindliche Immunsystem sind. „Nun möchten wir herausfinden, wo diese hochfunktionellen und angeborenen gamma-delta T-Zellen im Körper zu finden sind und welche Rolle sie bei der Immunabwehr und Autoimmunerkrankungen spielen“, fügt Professor Prinz hinzu. Das langfristige Ziel der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist, Grundlagen für optimierte Vorsorgen, Diagnosen und Therapien zu schaffen.

RESIST – Forschen für die Schwächsten

Im von der MHH geleiteten Exzellenzcluster RESIST (Resolving Infection Susceptibility) arbeiten rund 50 Forschungsteams an einem Ziel: Sie wollen es ermöglichen, dass besonders anfällige Menschen besser vor Infektionen geschützt werden können, beispielsweise Neugeborene. Zu RESIST gehören in der Klinik tätige Ärztinnen und Ärzte, denen die Situation der Patientinnen und Patienten sehr vertraut ist, sowie Grundlagenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die Krankheitserreger und deren Zusammenwirken mit dem Immunsystem bis ins kleinste Detail erforschen. RESIST besteht aus sechs Partner-Institutionen, Sprecher ist Professor Dr. Thomas Schulz, Leiter des MHH-Instituts für Virologie. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert RESIST. Mehr Informationen über RESIST finden Sie unter http://www.RESIST-cluster.de

SERVICE:

Die Originalpublikation „A fetal wave of human type 3 effector γδ cells with restricted TCR diversity persists into adulthood“ finden Sie unter: https://immunology.sciencemag.org/content/6/58/eabf0125

Weitere Informationen erhalten Sie bei Professorin Dr. Sarina Ravens, Ravens.Sarina@mh-hannover.de und Professor Dr. Immo Prinz, Prinz.Immo@mh-hannover.de.


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


Quelle: IDW