Weniger Frühgeburten während der Corona-Pandemie



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13.09.2024 10:12

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Weniger Frühgeburten während der Corona-Pandemie

Studie unter der Leitung der Justus-Liebig-Universität Gießen und des Universitätsklinikums Ulm liefert neue Erkenntnisse für die Frühgeborenenversorgung und den Umgang mit Risikoschwangerschaften

Die Corona-Pandemie und die mit den Lockdown-Maßnahmen verbunden veränderten Lebensbedingungen hatten offenbar Einfluss darauf, wie häufig Schwangerschaften mit einer Frühgeburt endeten. Eine aktuelle Studie eines Forschungsteams der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und des Universitätsklinikums Ulm zusammen mit den Perinatalzentren in Hessen zeigt, dass mit Beginn der Lockdowns die Zahlen von Frühgeburten immer weiter abgesunken sind. Die Untersuchung, die alle 184.827 Geburten in Hessen von 2017 bis 2020 erfasste, weist auf eine deutliche Reduktion auch von sehr frühen Frühgeburten (vor der 32. Schwangerschaftswoche) während der Pandemie hin, insbesondere während der beiden Lockdown-Phasen in 2020.

Die Analyse, die jetzt in der Zeitschrift „JAMA Network Open“ veröffentlicht wurde, zeigte insbesondere, dass die Frühgeburtenrate bei Risikoschwangerschaften – etwa bei Müttern mit schweren Erkrankungen oder pathologischen CTG-Befunden – signifikant zurückging. Gleichzeitig blieben andere Risikofaktoren wie Mehrlingsschwangerschaften und Bluthochdruck unverändert. Allerdings sank auch die Anzahl der Frühgeburten aufgrund intrauteriner Infektionen, was die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit den verstärkten Hygienemaßnahmen in Verbindung bringen.

Das Team konnte anhand der Geburts- und Behandlungsdaten, die von der Landesarbeitsgemeinschaft Qualitätssicherung Hessen (LAGQH) zur Verfügung gestellt wurden, auch nachweisen, dass die Qualität der Versorgung von Schwangeren bis zur Geburt auf unverändert hohem Niveau blieb. Der verstärkte Fokus auf die COVID-Patientinnen und –Patienten hatte demnach keine negativen Auswirkungen für Schwangere. Es kam nicht, wie bei anderen Erkrankungen und der Notfallversorgung dazu, dass Vorsorgeangebote und Perinatalzentren eher später aufgesucht wurden.

Die Ergebnisse bieten wertvolle Einblicke in die Rolle von Präventionsmaßnahmen (wie strikte Hygieneregeln) bei der Reduktion von vermeidbaren Risikofaktoren für Frühgeburten. „Dies zeigt die Bedeutung von Programmen, die darauf abzielen, diese Risiken gezielt zu minimieren, um langfristig die Frühgeburtenrate zu senken“, sagte Dr. Anita Windhorst. „Die Phase der Pandemie hat gezeigt, dass ein ganzheitlicher Ansatz in der Betreuung von Schwangeren – einschließlich des Schutzes vor Infektionen – vielversprechend sein kann“, fügte Prof. Harald Ehrhardt hinzu.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Anita Windhorst
Institut für Medizinische Informatik
Telefon: 0641-99 41366
E-Mail: anita.c.windhorst@informatik.med.uni-giessen.de


Originalpublikation:

Staude B, Misselwitz B, Louwen F, et al. Characteristics and Rates of Preterm Births During the COVID-19 Pandemic in Germany. JAMA Netw Open. 2024;7(9):e2432438. doi:10.1001/jamanetworkopen.2024.32438
https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2823320


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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Gesellschaft, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


 

Quelle: IDW