Work & Care



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23.11.2021 10:23

Work & Care

Interdisziplinäres Forschungsteam entwickelt innovative digitale Lösung für pflegende Erwerbstätige

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Um die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf zu optimieren und damit die Situation, sowohl für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) als auch für pflegende Erwerbstätige zu verbessern, wurde im November 2019 das Projekt „work & care“ ins Leben gerufen. Das von der EU geförderte Projekt ist auf drei Jahre angelegt und wird von einem Kompetenznetzwerk unter Leitung des Zentrums für Innovation in der Gesundheitswirtschaft OWL (ZIG) umgesetzt. Projektpartner sind neben dem ZIG, das Zukunftsbüro des Kreises Lippe, das Institute Industrial IT der Hochschule Ostwestfalen-Lippe (inIT), die Fachhochschule Bielefeld (InBVG), das Institut Arbeit und Technik (IAT) der Westfälischen Hochschule sowie das Netzwerk Plan G. Das Ziel von work & care ist es, ein innovatives Unterstützungsmodell für klein- und mittelständische Unternehmen und pflegende Erwerbstätige in Ostwestfalen zu entwickeln.

Einen Baustein dieses Unterstützungsmodells stellt der intelligente digitale Case Manager dar, der vor dem Hintergrund der Industrie 4.0 entwickelt und auf das Gesundheits- und Sozialwesen übertragen werden soll. Der Ansatz basiert auf der Integration von maschinellem Lernen und künstlicher Intelligenz im Kontext des pflegerischen Handelns. Das Modell ist als ein selbständiger digitaler Case Manager zu verstehen, der eine einmalige Dateneingabe einer Pflegesituation durch bspw. einem pflegenden Angehörigen benötigt und dann autark einen Fall bearbeiten kann. Das System lernt aus vorausgegangen Pflegefällen (selbstlernend), die aktuelle Pflegesituation zu bewerten und die Zusammenhänge von Pflegesituationen und weiteren Pflegeschritten herzustellen. Das Ziel ist es, aufgrund der Angaben des pflegenden Angehörigen eine Orientierung für weitere mögliche Versorgungsschritte zu erhalten. Der digitale Case Manager ist im Sinne eines digitalen Zwillings konzipiert, der verschiedene Pflegesituationen in einer digitalen Welt als Modell abbildet. Das Instrument ist so entworfen, dass es zukünftig sowohl zusätzliche Daten aus vorhandenen standarisierten Fallszenarien zu den Themen Schlaganfall, Demenz und Sorgetätigkeit verarbeiten kann, als auch um neue Pflegeszenarien wie bspw. Parkinson, Diabetes, o.ä. erweitert werden kann. Es lernt immer dazu und wird dadurch stets optimiert.

Grundlage der Entwicklung lieferten andere Partner im Forschungsverbund work & care. Forscherinnen der FH Bielefeld haben das Ziel verfolgt, die individuellen Bedarfs- und Belastungsfaktoren pflegender Erwerbstätiger zu identifizieren und Möglichkeiten zum Empowerment aufzudecken. Hierzu wurde 15 leitfadengestützte Interviews mit Erwerbstätigen durchgeführt, die sich um eine angehörige Person kümmern. Themenbereiche der Interviews sind Berufsleben, häusliche Pflege, Lebenswelt, Nachbarschaft und Akzeptanz technischer Unterstützungssysteme. Aus den Ergebnissen werden Handlungsempfehlungen für Strategien und Lösungen zur Entlastung und Unterstützung pflegender Erwerbstätiger sowohl für den betrieblichen als auch für den häuslichen Kontext generiert. Im Fokus stehen innovative Unterstützungsmöglichkeiten, wie z.B. den digitalen Case Manager, und weitere digitale Möglichkeiten zum Empowerment, die in der Praxisphase des Forschungsprojekts implementiert werden.

Die Ergebnisse der Interviews zeigen, dass Digitalisierungsaspekte bisher wenig von den pflegenden Erwerbstätigen sowohl als Belastung wie auch zur Unterstützung in Betracht gezogen werden. Trotzdem wurden digitale Lösung durchweg positiv beurteilt und als sehr hilfreich empfunden. Auffällig waren in nahezu allen Interviews die hohen Belastungen, die durch den bürokratischen und organisatorischen Aufwand entstehen. Hierbei wurden insbesondere die Informationsdefizite zu bestehenden Angeboten und die zeitintensive Suche nach Angeboten und Formularen genannt. Mehrfach wurde der Wunsch geäußert, dass Gesundheitsprofessionelle (z.B. Hausärzt*innen, Pflegedienste) dahingehend mehr Unterstützung bieten und dass die Bürokratie reduziert wird.

Vor dem Hintergrund dieser gewonnenen Erkenntnisse erscheint der digitale Case Manager als ein sinnvolles Instrument zur Entlastung im informellen Pflegealltag und stellt ein unterstützendes Beratungstool für pflegende Angehörige dar. Das Tool dient zur ersten Übersicht in einer zumeist plötzlich auftretenden komplexen pflegerischen Versorgungssituation, um den pflegenden Angehörigen eine schnelle Möglichkeit zur Orientierung anzubieten und unterschiedliche Akteure bzw. Dienstleister im Gesundheitswesen aufzufinden. Das Tool bildet anhand eines standardisierten Fragebogens die aktuelle Pflegesituation ab und zeigt der/dem Nutzer*in mögliche weitere Pflegeschritte auf. Damit kann sich der/die Nutzer*in eine Übersicht verschaffen, welche Schritte als nächstes für sie/ihn in Betracht kommen und welche Versorgungleistungen möglich sind. Der digitale Case Manager kann daher ein niedrigschwelliges Angebot darstellen, um zu einer verbesserten Vereinbarkeit der individuellen Pflege- und Erwerbssituation beizutragen.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Helene Dörksen
Institut für industrielle Informationstechnik (inIT)
Tel.: + 49 (0) 52 61 / 7 02 – 5266
E-Mail: helene.doerksen@th-owl.de
Web: www.th-owl.de/init/

Prof. Dr. med. Annette Nauerth
Institut für Bildungs- und Versorgungsforschung im Gesundheitsbereich (InBVG)
Tel: + 49 (0) 521 / 106 – 7436
E-Mail: annette.nauerth@fh-bielefeld.de
Web: www.fh-bielefeld.de/inbvg/


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Informationstechnik, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch


Quelle: IDW