19.08.2021 10:45
Adalimumab muss vor OP bei Acne Inversa nicht abgesetzt werden
Acne Inversa gehört zu den schwerwiegendsten Hautkrankheiten. Das entzündungshemmende Medikament Adalimumab kann die Symptome lindern; häufig kommen Betroffene jedoch auch um eine Operation nicht herum. Bisher war unklar, ob Adalimumab vorher abgesetzt werden muss. Eine vierjährige weltweite Multicenterstudie unter Koordination von Prof. Dr. Falk Bechara von der Dermatochirurgie in der Bochumer Universitätsklinik für Dermatologie (Direktor: Prof. Dr. Eggert Stockfleth) kam zu dem Ergebnis, dass das Absetzen nicht notwendig ist. „Dies ist für schwer erkrankte Patienten ein Meilenstein, weil es den Heilungsverlauf verbessert“, so Falk Bechara.
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Die Ergebnisse sind im Journal JAMA vom 18. August 2021 veröffentlicht.
Acne Inversa ist eine chronische Erkrankung, die durch eine Verstopfung von Haarwurzeln entsteht. Sie tritt häufig unter den Armen, in der Leiste sowie im Genitalbereich auf und ist daher stark schambehaftet. In fortgeschrittenen Stadien ist die Erkrankung äußerst schmerzhaft und auch psychisch mit hohem Leidensdruck verbunden. Heilbar ist sie bisher nicht, doch die Beschwerden können durch inzwischen deutlich verbesserte Behandlungsmethoden erheblich gelindert werden. Die Bochumer Dermatochirurgie unter Leitung von Falk Bechara ist mit 1.000 Patientinnen und Patienten pro Jahr eines der international führenden Zentren. Hier wurde die Studie koordiniert, an der 45 Zentren in 20 Ländern beteiligt waren.
In der Arbeit ging es um Adalimumab, ein immunmodulierendes, entzündungshemmendes Standard-Medikament, das seit Jahren – weit über Acne Inversa hinaus – erfolgreich zum Einsatz kommt. Zu den Anwendungsgebieten zählen schwere Schuppenflechte, aber auch rheumatische Erkrankungen oder chronische Darmentzündungen wie Morbus Colitis oder Morbus Crohn. Bei konservativen Behandlungen ist das Medikament effektiv und sicher. Bisher war aber ungeklärt, wie gut es mit einer Operation, die der Patient bei Acne Inversa oft nicht vermeiden kann, vereinbar ist. Darüber lagen bisher keinerlei Daten vor. In die Studie wurden 200 Patientinnen und Patienten aufgenommen. Sie erhielten entweder das Medikament oder ein Placebo.
Ergebnisse auch für andere Krankheiten auswerten
„Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Adalimumab auch bei Acne-Inversa-Operationen nicht abgesetzt werden muss“, erläutert Falk Bechara, Erstautor der Studie. „Es ist sowohl vor als auch nach der Operation wirksam und gleichzeitig sicher.“ Inwieweit die positiven Ergebnisse der Studie auf andere Krankheiten übertragbar sind, bei denen ebenfalls häufig operiert werden muss, muss in weiteren Studien untersucht werden, betont Bechara: „Eine Perspektive dafür besteht durchaus.“
Förderung
Das Biotechnologie- und Pharmaunternehmen AbbVie förderte die Studie.
Text: Meike Drießen
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Jürgen Frech
Unternehmenskommunikation
Katholisches Klinikum Bochum
Tel.: +49 234 509 6104
E-Mail: juergen.frech@klinikum-bochum.de
Originalpublikation:
Falk G. Bechara: Efficacy and Safety of Adalimumab in Conjunction With Surgery in Moderate to Severe Hidradenitis Suppurativa, in: JAMA, 2021, DOI: 10.1001/jamasurg.2021.3655
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
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