Das Ringen um Zugehörigkeit



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17.04.2023 16:25

Das Ringen um Zugehörigkeit

Konferenz von Goethe-Universität, Sigmund-Freud-Institut und Institut für Sozialforschung befasst sich mit sozialen und psychischen Dynamiken in der Migrationsgesellschaft.

Die sozialen und psychischen Dynamiken des Ringens um Zugehörigkeit in der Migrationsgesellschaft stehen im Zentrum einer gemeinsamen Konferenz von Goethe-Universität, Sigmund-Freud-Institut und Institut für Sozialforschung, die

von Freitag 21. April, (13 bis 19:45 Uhr) bis
Samstag, 22. April (10 bis 18 Uhr)
im Renate von Metzler-Saal
im Casino-Gebäude (Campus Westend)
der Goethe-Universität

stattfindet. Die Konferenz schließt an die Frankfurter Tradition interdisziplinärer Forschung an. Zwei von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Graduiertenkollegs kooperieren hier: Das am Sigmund-Freud-Institut (SFI) angesiedelte Kolleg „Psychosoziale Folgen von Migration und Flucht – generationale Dynamiken und adoleszente Verläufe“ präsentiert zum Abschluss zentrale Themen und Befunde. Und das am Institut für Sozialforschung (IfS) arbeitende Kolleg „Dialektik der Teilhabe. Dynamiken sozialräumlicher Öffnung und Schließung“, das gerade startet, stellt seine Forschungsziele vor. Beide Kollegs arbeiten interdisziplinär an der Analyse der Herausforderungen und Hindernisse sozialer Teilhabe in der Migrationsgesellschaft.

Das am SFI angesiedelte Kolleg nahm das Ringen um Zugehörigkeit unter dem Aspekt der psychosozialen und psychischen Folgen von Migration und Flucht in den Blick. Untersucht wurden die Erfahrungen, Krisen und Identitätsentwürfe, Familienbeziehungen und Bildungsverläufe im Kontext von Migration und Flucht. Im IfS-Kolleg zur Dialektik der Teilhabe wird das Ringen um Zugehörigkeit als Ausdruck einer widersprüchlichen Dynamik demokratisch-kapitalistischer Gesellschaften analysiert, die Teilhabemöglichkeiten zugleich erweitert und einschränkt. Diese Gleichzeitigkeit von Öffnung und Schließung untersucht das Kolleg als soziale, räumliche und politische Dynamiken. Die beiden Kollegs verbindet das Interesse, die Aushandlungsprozesse um Zugehörigkeit auszuleuchten – mit Blick auf Soziales und Psychisches.

Programm Freitag

Prof. Vera King (SFI) und Prof. Stephan Lessenich (IfS), die je ein Graduiertenkolleg leiten und beide an der Goethe-Uni lehren, führen in das Tagungsthema ein.

Dr. Susanne Benzel, Koordinatorin des Kollegs am SFI, hält einen Vortrag zur Bedeutung von digitalen Welten im Kontext von Migration.

In Panel I unter Leitung von Prof. Vera King und Prof. Heinz Weiß stellen vier Promovenden Erkenntnisse aus ihren Dissertationen vor. Sie beleuchten einerseits aus soziologisch-sozialpsychologischer Perspektive die psychodynamischen und sozialen Bedeutungen, die kulturelle Identität und Zugehörigkeit oder auch religiöse Orientierungen für sie selbst gewinnen. Zum anderen geht es um konzeptionelle Themen sowie um Fragen, wie individuelle Migrations-geschichten Leid erzeugen bis hin zu psychischen und psychosomatischen Erkrankungen.

Panel II betrachtet, wie sich Migrations- und Fluchterfahrungen insbesondere auf Bildungswege und ihre Bedeutungen für Familien und Heranwachsende auswirken. Weitere Befunde aus Dissertationen beleuchten die Situation und Erfahrungen minderjähriger Geflüchtete sowie ihre Suche nach Zugehörigkeit und Identität mit Blick auf Betreuungseinrichtungen im Zielland. Geleitet wird dieses Panel von Prof. Hans-Christoph Koller und Prof. Patrick Meurs.

Abgerundet wird der Freitag mit einer Lesung der italienischen Autorin Francesca Melandri aus ihrem Roman „Alle, außer mir“, das die Folgen der italienischen Kolonialpolitik in Afrika thematisiert. Im Gespräch mit Vera King und Stephan Lessenich erläutert Melandri ihre Sicht auf für die Konferenz relevante Fragen.

Programm Samstag

Zum Auftakt des zweiten Tages spricht Dr. Jens Becker von der Hans-Böckler-Stiftung, über „Mitbestimmung in der gewerkschaftsnahen Forschungs- und Begabtenförderung – eine Orientierung“. Prof. Friedrich Lenger von der Justus-Liebig-Universität Gießen führt mit seinem Vortrag „Die Dialektik der Teilhabe als Fluchtpunkt einer Globalgeschichte des Kapitalismus“ in die Thematik des IfS-Promotionskollegs ein. Dr. Alexandra Schauer, die Kollegskordinatorin, spricht über „Destruktive Krisenverarbeitung und die Dialektik der Integration“.

In der Panel-Runde diskutieren Prof. Bernd Belina, Prof. Susanne Heeg, Prof. Sarah Speck und Prof. Stephan Lessenich (alle Goethe-Universität) mit den Promovierenden über die widersprüchlichen Entwicklungslogiken demokratisch-kapitalistischer Gesellschaften: Ausgehend von den Einzelprojekten geht es um die Frage, wie sich die Dialektik der Teilhabe empirisch erforschen lässt.

Den Abschlussvortrag hält am Samstag Prof. Aladin El-Mafaalani von der Universität Osnabrück über „Teilhabekonflikte in der superdiversen Klassengesellschaft“.

Die Veranstaltung findet in Präsenz statt.
Anmeldung und Teilnahmelink finden Sie im Veranstaltungsflyer: www.uni-frankfurt.de/135740156


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Vera King
Professur für Soziologie und Psychoanalytische Sozialpsychologie
Institut für Soziologie
E-Mail: king@soz.uni-frankfurt.de


Bilder


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Pädagogik / Bildung, Politik, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse, Kooperationen
Deutsch


 

Quelle: IDW