Häusliche Pflege versus Erwerbstätigkeit



Teilen: 

27.02.2024 14:57

Literature advertisement

Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Häusliche Pflege versus Erwerbstätigkeit

Mehr Unterstützung für pflegende An- und Zugehörige dringend notwendig – Erlanger Studie für Online-Supplement neu ausgewertet

Rund fünf Millionen Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig und über 80 Prozent von ihnen werden zu Hause versorgt, so das Statistische Bundesamt. Oft übernehmen An- oder Zugehörige ihre Betreuung. Das Online-Supplement „Pflegebedürftigkeit im Alter“ der Thieme-Fachzeitschrift „Das Gesundheitswesen“ widmet sich in sechs Originalbeiträgen den Herausforderungen, die damit einhergehen. Herausgegeben wird die Sonderausgabe von PD Dr. Anna Pendergrass und Prof. Dr. Elmar Gräßel vom Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Johannes Kornhuber) des Uniklinikums Erlangen. Besonders im Fokus steht die Belastung pflegender – meist weiblicher – Angehöriger. Um pflegen zu können, treten sie oft beruflich kürzer oder geben ihre Erwerbstätigkeit komplett auf. Gleichzeitig nutzen viele der Pflegenden keines der vorhandenen Unterstützungsangebote. Ein bedürfnisgerechter Ausbau der Entlastungsangebote sei deshalb dringend notwendig, so die Herausgeberin und der Herausgeber.

Laut Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend pflegen in Deutschland rund 2,5 Millionen An- und Zugehörige neben ihrer Erwerbstätigkeit pflegebedürftige Menschen. Beides gleichzeitig ist oft einfach zu viel, wie die Erlanger Studie „Benefits of Being a Caregiver“ zeigt. Knapp 23 Prozent der befragten Betroffenen reduzierten ihre Arbeitszeit, rund 11 Prozent gaben ihre Arbeit sogar ganz auf. Insbesondere Frauen, das belegt einer der Beiträge im Online-Supplement deutlich, beenden ihre Erwerbstätigkeit. „Das Geschlecht ist damit der bedeutendste Risikofaktor für die Beendigung der beruflichen Tätigkeit“, erklärt PD Dr. Pendergrass, die gemeinsam mit Prof. Gräßel und weiteren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die sechs Beiträge für die Sonderausgabe verfasst hat.

Die Reduktion oder die Beendigung der Erwerbstätigkeit habe persönliche und gesamtgesellschaftliche Konsequenzen, so Prof. Gräßel: „Der Ausstieg aus dem Beruf ist nicht nur mit finanziellen Einbußen für die Betroffenen verbunden. Ihr Ausscheiden bedeutet auch einen Verlust für den Arbeitsmarkt und den Wirtschaftsstandort Deutschland.“

Diskrepanz zwischen beabsichtigter und tatsächlicher Nutzung von Hilfsangeboten

Gleichzeitig zeigt sich, dass pflegende An- und Zugehörige ambulante Unterstützungsangebote oft nicht wahrnehmen, obwohl der Wunsch danach besteht. Diese Erkenntnis beruht auf einer repräsentativen Stichprobe von Pflegenden, die eine gesetzlich versicherte Person zu Hause pflegten und die beim Medizinischen Dienst Bayern entweder einen Erstantrag oder einen Antrag auf Erhöhung des Pflegegrads nach Sozialgesetzbuch XI gestellt hatten. Bei der von den Erlanger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern durchgeführten Befragung konnten die pflegenden An- und Zugehörigen angeben, ob sie einen ambulanten Pflegedienst, eine Haushaltshilfe, Tagespflege, Essen auf Rädern, einen Fahr- oder Betreuungsdienst, 24-Stunden-Betreuung oder eine Betreuungsgruppe in Anspruch nehmen.

Die Auswertung ergab, dass lediglich 1,7 Prozent eine Betreuungsgruppe nutzten. Den höchsten Zuspruch fand der ambulante Pflegedienst mit 38,4 Prozent. Über 40 Prozent der Befragten nahmen allerdings keines der acht abgefragten Angebote wahr. Gleichzeitig äußerten jedoch 72 Prozent von ihnen den Wunsch, zukünftig mindestens eines davon nutzen zu wollen.

Ausbau ambulanter Angebote ist dringend erforderlich

„Der Wunsch nach Unterstützung durch ambulante Entlastungsangebote ist deutlich höher als die tatsächliche Inanspruchnahme. Es ist dringend notwendig, die Gründe dafür zu erforschen, warum Wunsch und Wirklichkeit so sehr auseinandergehen. Daraus können dann wirksame Strategien abgeleitet werden, An- und Zugehörige bedarfsgerecht zu unterstützen“, erläutert Anna Pendergrass. Nur so könne in Zukunft sichergestellt werden, dass häusliche Pflege ins Lebenskonzept von pflegenden An- und Zugehörigen passt. „Auf jeden Fall müssen ambulante Angebote in den nächsten Jahren massiv ausgebaut und deren Finanzierung gesichert werden. Nur so können der bereits jetzt vorhandene Wunsch nach Unterstützung gedeckt und die Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und häuslicher Pflege ermöglicht werden. Es geht um nichts weniger als die Sicherstellung der Versorgung von Pflegebedürftigen in ihrer häuslichen Umgebung“, erklärt Elmar Gräßel abschließend.

Zur Datengrundlage

Alle sechs Beiträge im Online-Supplement „Pflegebedürftigkeit im Alter“ beruhen auf einer Sekundäranalyse von Daten, die im Rahmen der von der G. und I. Leifheit Stiftung geförderten Studie „Benefits of Being a Caregiver“ erhoben wurden. Für diese Querschnittsstudie hatten 50 Pflegegutachterinnen und -gutachter des Medizinischen Diensts Bayern zwischen Oktober 2019 und März 2020 insgesamt 5.000 Fragebögen an pflegende An- und Zugehörige – repräsentativ für das Bundesland Bayern – verteilt. Die Auswertung erfolgte im Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung der Psychiatrie des Uniklinikums Erlangen. Ziel des Forschungsprojekts war die Entwicklung eines Fragebogens zur Messung des „Zugewinns des Pflegenden durch die häusliche Pflege“. Die im Rahmen der Befragungsstudie erhobenen Daten wurden für das Thieme-Supplement in Hinblick auf die häusliche Pflege- und Versorgungssituation pflegebedürftiger Menschen und ihrer An- und Zugehörigen neu ausgewertet.

Das Supplement ist frei zugänglich und kann hier heruntergeladen werden: https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/issue/10.1055/s-014-59049

Ansprechpartnerin für Medien:
PD Dr. Anna Pendergrass
Lehrstuhl für Psychiatrie und Psychotherapie
Tel.: 09131/85-34642
anna.pendergrass@uk-erlangen.de


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

PD Dr. Anna Pendergrass
Lehrstuhl für Psychiatrie und Psychotherapie
Tel.: 09131/85-34642
anna.pendergrass@uk-erlangen.de


Originalpublikation:

https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/issue/10.1055/s-014-59049


Bilder


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
Deutsch


 

Quelle: IDW