RWI: Psychische Probleme führen häufig zu Trennungen

RWI: Psychische Probleme führen häufig zu Trennungen



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20.10.2020 16:34

RWI: Psychische Probleme führen häufig zu Trennungen

Wird ein Partner körperlich krank, wirkt sich das nicht auf die Stabilität der Beziehung aus. Psychische Probleme hingegen machen eine Trennung deutlich wahrscheinlicher. Das zeigt eine neue Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und der Universität Erlangen-Nürnberg.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Das Wichtigste in Kürze:

• Eine Verschlechterung der psychischen Gesundheit eines Partners gefährdet die Stabilität von Beziehungen. Das Risiko einer Trennung innerhalb von zwei Jahren wird dadurch etwa verdoppelt.

• Ein verschlechterter körperlicher Zustand macht eine Trennung dagegen nicht wahrscheinlicher, eher im Gegenteil: Wenn sich die körperliche Gesundheit beider Partner gleichzeitig verschlechtert, sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Trennung in den nächsten zwei Jahren signifikant.

• Eine Trennung scheint etwas weniger wahrscheinlich, wenn die Frau von den psychischen Problemen betroffen ist. Gleiches gilt für den Fall, dass die Verschlechterung des psychischen Befindens den ökonomisch schwächeren Partner trifft. Die Unterschiede sind jedoch statistisch nicht signifikant.

• Die Effekte bleiben weitestgehend unverändert, wenn lediglich verheiratete Paare betrachtet werden. Eine Heirat scheint also nicht vor einer Trennung infolge von psychischen Problemen zu schützen. Die Berücksichtigung von homosexuellen Paaren ändert die Ergebnisse ebenfalls nicht – allerdings beinhalten die Daten nur relativ wenige homosexuelle Paare.

• Bei jüngeren Paaren unter 65 Jahren wirken sich psychische Probleme etwas stärker auf die Trennungswahrscheinlichkeit aus als bei älteren Paaren. Dabei wurden generelle Unterschiede im Trennungsverhalten zwischen verschiedenen Altersgruppen bereits berücksichtigt.

• Für die Ergebnisse der Studie gibt es verschiedene mögliche Erklärungen: Zum einen könnten die Auswirkungen von psychischen Erkrankungen auf den gesunden Partner so stark sein, dass er oder sie beschließt, die Beziehung zu beenden. Zum anderen könnten die psychischen Probleme die Einstellung zur Beziehung oder die Empfindungen des betroffenen Partners beeinträchtigen, selbst wenn er oder sie vom gesunden Partner unterstützt wird.

• Die Studie basiert auf Daten des Sozioökonomischen Panels (SOEP) aus den Jahren 2004 bis 2018. Der Datensatz enthält Informationen über rund 10.000 Paare. Den Befragten wurden unter anderem zwölf Fragen zum körperlichen, mentalen und emotionalen Befinden gestellt, aus denen Gesamtwerte für die psychische und körperliche Gesundheit abgeleitet werden.

• Die Studie betrachtet Verschlechterungen der psychischen und körperlichen Gesundheit, die mit einer Verringerung des jeweiligen Gesamtwertes um mindestens 25 Prozent innerhalb von zwei Jahren einhergehen.

„Die Studie belegt einmal mehr die hohe gesellschaftliche Relevanz psychischer Erkrankungen. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass psychische Probleme erhebliche Folgen auf die Stabilität von Beziehungen haben“, sagt RWI-Gesundheitsökonom Christian Bünnings. „Hinzu kommt, dass Trennungen häufig das psychische Befinden weiter verschlechtern. Umso wichtiger ist es, psychische Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.“

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Ihr Ansprechpartner dazu:
Prof. Dr. Christian Bünnings, Tel.: (0201) 81 49-249
Leonard Goebel (Kommunikation), Tel.: (0201) 81 49-210

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Dieser Pressemitteilung liegt das Ruhr Economic Paper #868 “In Sickness and in Health? Health Shocks and Relationship Breakdown: Empirical Evidence from Germany” von Christian Bünnings, Lucas Hafner, Simon Reif und Harald Tauchmann zugrunde. Es ist unter https://www.rwi-essen.de/publikationen/ruhr-economic-papers/1083/ verfügbar.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Christian Bünnings, Tel.: (0201) 81 49-249


Originalpublikation:

Ruhr Economic Paper #868 “In Sickness and in Health? Health Shocks and Relationship Breakdown: Empirical Evidence from Germany” von Christian Bünnings, Lucas Hafner, Simon Reif und Harald Tauchmann, s. https://www.rwi-essen.de/publikationen/ruhr-economic-papers/1083/
https://dx.doi.org/10.4419/96973005


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Politik
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


Quelle: IDW