21.10.2021 11:35
Universitätsmedizin Halle erzielt Forschungsdurchbruch bei post-viralem Entzündungssyndrom von COVID-19
Einem Team aus Wissenschaftler*innen um Prof. Dr. Mascha Binder, Direktorin der Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin IV (Hämatologie/Onkologie) der Universitätsmedizin Halle, ist zusammen mit einem US-amerikanischen Konsortium ein Durchbruch in der Erforschung des sogenannten Multisystem Inflammatory Syndrome in Children (kurz: MIS-C) gelungen. Dieses Syndrom kann – v.a. im Schulalter – bei Kindern und Jugendlichen nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 auftreten.
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Es zeichnet sich vorwiegend durch Entzündungen in Organen wie Haut, Herz, Magen-Darm-Trakt, Lunge, Leber und Nieren aus. Die Krankheit erinnert an eine Blutvergiftung. Bis zu ein Viertel der betroffenen Kinder und Jugendlichen müssen intensivmedizinisch behandelt werden.
MIS-C tritt nicht direkt nach einer Corona-Infektion auf, sondern erst bis zu sechs Wochen später. Das Forschungsteam um Prof. Binder ging möglichen Ursachen des Ausbruchs von MIS-C auf den Grund. „Eine der größten Fragen bei diesem Syndrom war bisher, wieso es bei manchen Kindern auftritt und bei anderen nicht“, erläutert Prof. Binder den Forschungsansatz. „Wir waren die ersten, die zeigen konnten, dass ein bestimmter Typ von HLA-Gewebemerkmalen mit der Entwicklung von MIS-C verbunden zu sein scheint. Da diese Konstellation von Gewebemerkmalen selten ist, erklärt sich, warum glücklicherweise verhältnismäßig wenige Kinder dieses potentiell lebensbedrohliche Syndrom nach COVID-19 entwickeln.“
Die Forschung offenbarte zudem, dass sich die Immunsysteme von an MIS-C erkrankten Kindern während des Syndroms auch gegen körpereigene Strukturen richten können, was die Organprobleme der Kinder erklärt. Eltern, deren Kinder und Jugendliche eine Infektion mit SARS-CoV-2 durchgemacht haben und die Entzündungssymptome oder andere Auffälligkeiten in den Wochen danach entwickeln, rät Prof. Binder, sich ärztlich vorzustellen, damit MIS-C ausgeschlossen oder entsprechend behandelt werden kann.
Die zusammen mit Wissenschaftler*innen aus Boston und Los Angeles erarbeiteten Daten stießen in der internationalen Medizin und Forschung auf große Beachtung. Sie wurden in zwei Beiträgen im Fachmagazin „The Journal of Clinical Investigation“ publiziert.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Universitätsmedizin Halle
Prof. Dr. Mascha Binder
Telefon: 0345 557 2924
E-Mail: mascha.binder@uk-halle.de
Originalpublikation:
„HLA Class I-associated expansion of TRBV11-2 T cells via a CDR3-independent mechanism in Multisystem Inflammatory Syndrome in Children (MIS-C)“, https://www.jci.org/articles/view/146614, DOI: 10.1172/JCI146614
„The autoimmune signature of hyperinflammatory
multisystem inflammatory syndrome in children“, https://www.jci.org/articles/view/151520, DOI: 10.1172/JCI151520
Weitere Informationen:
http://www.medizin.uni-halle.de
http://www.medizin.uni-Halle.de/kim4
http://www.medizin.uni-halle.de/presse
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Kooperationen
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