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17.07.2024 15:56
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Wie sternförmige Zellen das flexible Lernen steigern Bonner Forschende lösen das Rätsel um die Rolle von Astr
Sternförmige Gliazellen, sogenannte Astrozyten, sind mehr als eine Stützzelle des Gehirns. Sie wirken aktiv an Lernprozessen mit und interagieren dabei mit den Nervenzellen. Aber was genau machen die Astrozyten? Forschende des Universitätsklinikums Bonn (UKB) und der Universität Bonn klären anhand eines biophysikalischen Modells wie Astrozyten im Wechselspiel mit den Nervenzellen die schnelle Anpassung an neue Informationen regulieren. Die Studienergebnisse sind jetzt im renommierten Fachjournal „Nature Communications Biology“ veröffentlicht.
Im Gehirn ist die synaptische Plastizität – die Fähigkeit, neuronale Verbindungen im Laufe der Zeit zu verändern – von grundlegender Bedeutung für Lernen und Gedächtnis. Traditionell hat sich die Wissenschaft auf Nervenzellen und ihre Synapsen konzentriert. Die Entdeckung der intrazellulären Ca2+-Signalübertragung in Astrozyten führte zu der Idee, dass Astrozyten mehr sind als ein das Gehirn zusammenzuhaltender Klebstoff und bei diesem Prozess eine entscheidende Rolle spielen. „Eine Funktionsstörung der Astrozyten kann unsere Lernfähigkeit erheblich beeinträchtigen, was ihre Bedeutung für kognitive Prozesse unterstreicht. Die genauen Funktionen der Astrozyten blieben jedoch lange Zeit ein Rätsel“, beschreibt Korrespondenz- und Co-Seniorautorin Prof. Tatjana Tchumatchenko, Forschungsgruppenleiterin am Institut für Experimentelle Epileptologie und Kognitionsforschung des UKB und Mitglied im Transdisziplinären Forschungsbereich (TRA) „Modelling“ der Universität Bonn, die Motivation dieser Frage nachzugehen.
Komplizierter Tanz zellulärer Interaktionen beim Lernen enträtselt
“Unsere Arbeit als computergestützte Neurowissenschaftler besteht darin, die Sprache der Mathematik zu verwenden, um die experimentellen Beobachtungen zu interpretieren und kohärente Modelle des Gehirns zu erstellen”, sagt Co-Seniorautor Dr. Pietro Verzelli, ein Postdoktorand aus der Gruppe um Prof. Tchumatchenko. In diesem Fall entwickelten die Forscher ein biophysikalisches Modell des Lernens, das auf einer biochemischen Rückkopplungsschleife zwischen Astrozyten und Neuronen beruht, die kürzlich von Dr. Kirsten Bohmbach, Prof. Christian Henneberger und anderen Forschenden am DZNE und UKB entdeckt wurde (https://doi.org/10.1038/s41467-022-35620-8).
Das biophysikalische Modell erklärt die Lerndefizite, die bei Mäusen mit gestörter astrozytärer Regulation beobachtet wurden, und unterstreicht die entscheidende Rolle, die Astrozyten bei der schnellen Anpassung an neue Informationen spielen. Indem sie den Spiegel des Neurotransmitters D-Serin regulieren, können Astrozyten die Fähigkeit des Gehirns erleichtern, seine synaptischen Verbindungen effizient anzupassen und neu zu verdrahten. “Unser mathematischer Rahmen erklärt nicht nur die experimentellen Beobachtungen, sondern liefert auch neue überprüfbare Vorhersagen über den Lernprozess”, sagt Erstautor Lorenzo Squadrani, ein Doktorand aus der Gruppe von Tchumatchenko.
Diese Forschungsarbeit schließt die Lücke zwischen theoretischen Modellen der Plastizität und experimentellen Erkenntnissen über die Interaktionen zwischen Nerven- und Gliazellen. Sie hebt die astrozytäre Regulation als physiologische Grundlage für dynamische synaptische Anpassungen hervor, ein zentrales Konzept der synaptischen Plastizität. „Unsere Ergebnisse tragen zu einem besseren Verständnis der molekularen und zellulären Mechanismen bei, die dem Lernen und dem Gedächtnis zugrunde liegen, und bieten neue Möglichkeiten für therapeutische Eingriffe, die auf Astrozyten abzielen, um kognitive Funktionen zu verbessern“, sagt Prof. Tchumatchenko.
Förderung:
Diese Forschung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) – Projekt-ID 227953431 – SFB 1089 sowie das iBehave-Netzwerk finanziert, das vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert wird.
Pressekontakt:
Dr. Inka Väth
stellv. Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Stabsstelle Kommunikation und Medien am Universitätsklinikum Bonn
Telefon: (+49) 228 287-10596
E-Mail: inka.vaeth@ukbonn.de
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Tatjana Tchumatchenko
Professorin für Computational Neuroscience of Behavior
Institut für Experimentelle Epileptologie und Kognitionsforschung
Universitätsklinikum Bonn
TRA 1 „Modelling“, Universität Bonn
E-Mail: ‘tatjana.tchumatchenko@uni-bonn.de
Originalpublikation:
Lorenzo Squadrani, Carlos Wert-Carvajal, Daniel Müller-Komorowska, Kirsten Bohmbach, Christian Henneberger, Pietro Verzelli, and Tatjana Tchumatchenko: Astrocytes enhance plasticity response during reversal learning; Nature Communications Biology; DOI:
https://doi.org/10.1038/s42003-024-06540-8
Bilder
Das Modell erweitert die Kommunikation zwischen zwei Neuronen um einen dritten Akteur, den Astrozyte …
Tchumatchenko Gruppe
Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Wie sternförmige Zellen das flexible Lernen steigern (v.l.n.r.) Dr. Pietro Verzelli, Prof. Tatjana T …
Rolf Müller
: Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
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