Europäische Therapieempfehlungen für akute lymphatische Leukämie



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29.02.2024 15:30

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Europäische Therapieempfehlungen für akute lymphatische Leukämie

Führende europäische Expertinnen und Experten für die akute lymphatische Leukämie (ALL) der Erwachsenen haben nach dreijähriger intensiver Zusammenarbeit Therapieempfehlungen für die ALL veröffentlicht. Eine der weltweit größten Studiengruppen für diese seltene und aggressive Krebserkrankung befindet sich am Universitätsklinikum Frankfurt. Sie konnte mit ihren systematischen Studien bereits dazu beigetragen, die Heilungsrate von Betroffenen deutlich zu steigern.

FRANKFURT. Die Behandlung der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) der Erwachsenen ist außerordentlich komplex, langwierig und für die Patientinnen und Patienten sehr belastend. Da die ALL verglichen mit anderen Krebsarten im Erwachsenenalter selten ist, wird die Therapie in Europa seit Jahrzehnten durch multizentrische Studiengruppen organisiert. Das bedeutet, dass in mehreren medizinischen Einrichtungen parallel an der Optimierung und systematischen Entwicklung der Therapie-Algorithmen geforscht wird, um eine möglichst große wissenschaftliche Aussagekraft zu erreichen. Wichtigstes Instrument der Verbesserung von Diagnostik und Therapie sind prospektive akademische Studien, also Studien, die sich mit der Überprüfung einer vor Studienbeginn definierten Fragestellung über die Wirksamkeit einer Behandlungsmethode befassen und unabhängig von der pharmazeutischen Industrie geplant werden.

In Deutschland übernimmt diese Aufgabe seit Jahrzehnten die German Multicenter Study Group for Adult ALL, kurz GMALL, eine der weltweit größten Studiengruppen für diese Erkrankung mit Sitz am Universitätsklinikum Frankfurt. Unter Leitung von Dr. Nicola Gökbuget, Oberärztin der dortigen Medizinischen Klinik 2, Schwerpunkt Hämatologie/Onkologie, wurden nun Konsensus-Empfehlungen der führenden europäischen Expertinnen und Experten für die ALL des Erwachsenen erstellt. Die Leitlinie bündelt damit erstmals die europäische Expertise. Die Ergebnisse des European LeukemiaNet (ELN) wurden als zweiteiliger Special-Report Ende Januar bzw. Anfang Februar 2024 in dem renommierten US-amerikanischen Fachjournal Blood veröffentlicht.

Die europäische Perspektive stärken

„Das Wissen über die Krankheitsbiologie und die Therapiemöglichkeiten von ALL bei Erwachsenen nimmt exponentiell zu“, erklärt Dr. Gökbuget, Erstautorin der Referenzempfehlung und seit mehr als zehn Jahren Studienleiterin der GMALL. „Uns war es angesichts spezifischer Konstellationen in den europäischen Gesundheitssystemen wichtig, den aktuellen Stand der Erkenntnisse insbesondere aus europäischer Perspektive zusammenzufassen.“ In den detaillierten ELN-Empfehlungen sollen interessierte Ärztinnen und Ärzte Antworten auf die wichtigsten Fragen des Patientenmanagements finden. Zudem sollen die Leitlinien dazu beitragen, das Reporting klinischer Studien zu standardisieren.

Zu umfangreich für nur eine Publikation

Aufgrund des großen Umfangs und der Komplexität wurden die Therapieempfehlungen in zwei Teilen veröffentlicht. Teil 1 befasst sich mit Diagnostik, Prognosefaktoren und Verlaufsbeurteilungen bei der ALL. Hier wurden auch Standards für die Klassifikation und Evaluation im Rahmen klinischer Studien definiert. Der zweite Teil umfasst das gesamte Management. Das Spektrum reicht von Induktions- und Konsolidationstherapie über den Einsatz neuer Substanzen, Stammzelltransplantation, Rezidivtherapie, die Behandlung spezieller Subgruppen der ALL bis hin zu Spätfolgen der Therapie und unterstützender Behandlung. Neben der detaillierten Bewertung der Datenlage enthalten die Empfehlungen auch zahlreiche Experteneinschätzungen zu aktuell diskutierten Fragen.

Arbeitsgruppen aus acht europäischen Ländern haben mit ihrer jahrelangen systematischen Arbeit dazu beigetragen, dass die Prognose auch bei älteren Patientinnen und Patienten mit ALL deutlich verbessert werden konnte. Diesen Weg will das europäische Konsortium zum Wohl der Betroffenen konsequent weiterverfolgen.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Nicola Gökbuget
Medizinische Klinik 2, Schwerpunkt Hämatologie/Onkologie
Universitätsklinikum Frankfurt
Tel. +49 (0)69 6301 6365
goekbuget@em.uni-frankfurt.de
LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/NGoekbuget


Originalpublikation:

Nicola Gökbuget, Nicolas Boissel, Sabina Chiaretti, Herve Dombret, Michael Doubek, Adele K. Fielding, Robin Foà, Sebastian Giebel, Dieter Hoelzer, Mathilde Hunault, David I. Marks, Giovanni Martinelli, Oliver G. Ottmann, Anita W. Rijneveld, Philippe Rousselot, Josep-Maria Ribera, Renato Bassan: Diagnosis, Prognostic Factors and Assessment of ALL in Adults: 2023 ELN Recommendations from a European Expert Panel. Blood, January 31, 2024. https://doi.org/10.1182/blood.2023020794 (Teil 1)

Nicola Gökbuget et. al.: Management of ALL in Adults: 2023 ELN Recommendations from a European Expert Panel. Blood, February 2, 2024.https://doi.org/10.1182/blood.2023023568 (Teil 2)


Bilder


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


 

Quelle: IDW