Jenaer Studie zeigt: Übelkeit nach Operationen bleibt ein Problem



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29.02.2024 10:12

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Jenaer Studie zeigt: Übelkeit nach Operationen bleibt ein Problem

Übelkeit nach Operationen wird als sehr belastend empfunden und kann die postoperative Erholung verzögern. Neben bekannten Risikofaktoren wie weibliches Geschlecht, jüngeres Alter und eine Behandlung mit Opioiden hängt das Risiko jedoch auch entscheidend von der Art der Operation ab und lässt sich sogar quantifizieren. Angesichts dieser Ergebnisse einer aktuellen Auswertung des Jenaer QUIPS-Registers mahnt die jetzt erschienene Versorgungsforschungsstudie eine verbesserte individuelle Prophylaxe an.

Normalerweise erholen sich Patientinnen und Patienten nach operativen Eingriffen rasch wieder. Unerwünschte Nebenwirkungen können diesen Erholungsprozess stören und die Heilung beeinträchtigen, wenn die Betroffenen sie als besonders belastend empfinden. Das Qualitätverbesserungssprojekt QUIPS am Universitätsklinikum Jena erfasst solche Nebenwirkungen, dazu gehören neben den von Patienten berichteten Schmerzen aber auch weitere Beschwerden wie Übelkeit. Die Teilnahme am QUIPS-Register gibt Kliniken die Möglichkeit, ihre Behandlungsqualität zu bewerten und weiter zu verbessern.

In einer aktuellen Studie wertete ein Autorenteam aus Jena und Würzburg die Angaben zur Übelkeit als eine Nebenwirkung aus, an der Operierte nach einem Eingriff mitunter leiden. In die Auswertung gingen die Rückmeldungen von über 78.000 Patientinnen und Patienten ein, die von 2013 bis 2022 in 152 Kliniken in Deutschland oder Österreich operiert wurden. Das Ergebnis: Knapp 20% der Operierten klagte am ersten Tag nach Operation über Übelkeit. Frauen waren davon mehr betroffen als Männer und Jüngere mehr als Alte. Ein weiterer Risikofaktor war die Verwendung von Opioiden als Schmerzmittel während und nach der Operation.

Risiko für 72 Eingriffe verglichen

„Die umfassende Datenlage und die standardisierte Erhebung erlaubte es uns erstmals, das Übelkeits-Risiko von 72 unterschiedlichen Operationen miteinander zu vergleichen. Dabei wurden nur Eingriffe berücksichtigt, für die mehr als 100 Datensätze vorlagen“, erläutert Dr. Marcus Komann, der Erstautor der Studie. Das geringste Risiko für Übelkeit besteht nach Zeh-Amputationen oder der Entfernung der Ohrspeicheldrüse, nicht einmal jeder 15. Operierte ist betroffen. Auch klagen nur sieben Prozent der Kaiserschnittpatientinnen über Übelkeit. Bei Bauchoperationen ist das Risiko für Übelkeit zum Teil deutlich größer. Nach offener Entfernung der Gebärmutter oder der Prostata liegt es bei etwa 30%, nach Magenverkleinerungen ist sogar mehr als jeder dritte betroffen.

Die Ärztinnen und Ärzte sind sich der Problematik durchaus bewusst und verordnen Medikamente, die der Übelkeit vorbeugen können. Etwa ein Drittel der Patientinnen und Patienten in der Studie erhielten eine solche Prophylaxe allerdings nicht. „Die perioperative Versorgung hat sich in der Vergangenheit bereits deutlich verbessert“, so der Leiter des QUIPS-Registers, Prof. Dr. Winfried Meißner. „Aber es ist noch Luft nach oben. Unsere Studie wird helfen, Patientinnen und Patienten mit besonderem Risiko zu identifizieren und eine auf sie zugeschnittene Prophylaxe und Behandlung einzuleiten.“


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Marcus Komann
Sektion Schmerztherapie, Universitätsklinikum Jena
E-Mail: marcus.komann@med.uni-jena.de
Tel.: +49 3641 9323298


Originalpublikation:

Komann M, Rabe Y, Lehmann T, et al. Operation-specific risk of postoperative nausea: a cross-sectional study comparing 72 procedures. BMJ Open 2024;14:e077508. doi: 10.1136/bmjopen-2023-077508 https://bmjopen.bmj.com/content/14/2/e077508


Weitere Informationen:

http://www.quips-projekt.de


Bilder

Patienten geben Übelkeit als belastende Nebenwirkung nach Operationen an. Das Risiko dafür variiert stark mit der Art des Eingriffs, zeigt eine aktuelle Auswertung des Jenaer QUIPS-Registers.

Patienten geben Übelkeit als belastende Nebenwirkung nach Operationen an. Das Risiko dafür variiert
Michael Szabó/UKJ
Universitätsklinikum Jena


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


 

Quelle: IDW