23.03.2021 16:39
Mit Prodrugs gegen Krebszellen
FAU-Forschungsteam entwickelt neuartige Substanzen
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Krebs bekämpfen, ohne gesunde Zellen zu beeinträchtigen – das ist das Ziel bei der Suche nach neuen Therapien gegen Krebs. Ein internationales Forschungsteam von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat nun Prodrugs entwickelt, die eine krebshemmende Wirkung zeigen, dabei jedoch normale Zellen kaum beeinträchtigen.
Prodrugs sind Substanzen, die erst bei der Verstoffwechselung im Körper eine Wirkung entfalten. Die Prodrugs des FAU-Forschungsteams um Prof. Dr. Andriy Mokhir von der Professur für Organische Chemie werden im Organismus über eine chemische Reaktion mit bestimmten Sauerstoff enthaltenden Molekülen, sogenannten reaktiven Sauerstoffspezies, aktiviert. Diese Moleküle kommen in Krebszellen in großen Mengen vor. Die Forschenden zeigten, dass ihre Prodrugs unter anderem sowohl in Zelllinien als auch im Nemeth-Kellner-Lymphom-Mausmodell wirksam waren, das als Modell für eine Blutkrebserkrankung beim Menschen dient. Der Wirkmechanismus: Prodrugs rufen Stress im endoplasmatischen Retikulum (ER) von Krebszellen hervor, dem Ort in Zellen, der für den Organismus wichtige Proteine herstellt. Dieser ER-Stress hemmt die Vermehrung der Krebszellen. Andere Medikamente wie Bortezomib und Carilzomib, die diesen Effekt ebenfalls verstärken, führen bislang zu unterwünschten Nebenwirkungen. Die Prodrugs beeinträchtigen normale Zellen jedoch kaum.
Link zur Veröffentlichung im Fachmagazin „Angewandte Chemie“:
https://doi.org/10.1002/anie.202100054
Ansprechpartner für Medien:
Prof. Dr. Andriy Mokhir
Professur für Organische Chemie
Tel.: 09131/85-65582
andriy.mokhir@fau.de
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Andriy Mokhir
Professur für Organische Chemie
Tel.: 09131/85-65582
andriy.mokhir@fau.de
Originalpublikation:
https://doi.org/10.1002/anie.202100054
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
Deutsch