Neues Verfahren könnte Diagnostik bei Prostatakrebs deutlich erleichtern



Teilen: 

25.03.2021 09:13

Neues Verfahren könnte Diagnostik bei Prostatakrebs deutlich erleichtern

Forscherinnen und Forscher der Universität Witten/Herdecke entwickeln Untersuchungsmethode, die Sicherheit und Komfort für Betroffene verbessern kann

Literature advertisement

Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Prostatakrebs (PCa) ist die häufigste Krebserkrankung und dritthäufigste Krebstodesursache bei Männern in Deutschland. Um die Erkrankung zu diagnostizieren und von der ebenfalls sehr häufigen benignen Prostatahyperplasie (BPH) zu unterscheiden, muss bislang noch oft eine transrektale Stanzbiopsie durchgeführt werden. Dieses Verfahren ist nicht nur schmerzhaft, sondern birgt auch diverse weitere Risiken. Forscher um Lukas Markert und Dr. Andreas Savelsbergh von der Universität Witten/Herdecke (UW/H) haben nun die Grundlage für ein neues Verfahren entwickelt, bei dem anhand kleiner Erbgutfragmente aus dem Urin zwischen den beiden Erkrankungen unterschieden werden kann.

Dabei werden Micro-RNAs (miRNA) und piwi-interacting-RNAs (piRNAs) aus geringen Mengen einer Urinprobe gewonnen und vervielfältigt. Dabei handelt es sich um kurze Moleküle der Erbinformation, die nicht selbst in Proteine übersetzt werden. Stattdessen regulieren sie das Abschreiben und den Transport von Gen-Informationen. Mit Hilfe des sogenannten Next-Generation-Sequencing können diese Fragmente in spezialisierten Laboren schnell und präzise ausgelesen werden. Die RNA-Abschnitte (Ribonukleinsäuren) scheinen an Entstehung und Krankheitsverlauf des PCa beteiligt zu sein. Die Forscher analysierten über 2.500 dieser kleinen RNAs und konnten ein Muster darin entdecken. Dafür wurden auch bioinformatische Algorithmen des maschinellen Lernens programmiert, die selbstständig die Daten durchforsteten. „Ändert sich die Zusammensetzung im Urin, spricht das scheinbar für oder gegen Prostatakrebs“, erläutert Lukas Markert. „Neben dem PSA-Wert und der Biopsie könnte dies als hilfreiches Diagnosekriterium in der Urologie etabliert werden.“

Neue Untersuchungsmethode bietet Vorteile bei Patientensicherheit
Die schmerz- und risikofreie Untersuchungsmethode hätte offensichtliche Vorteile für Patientensicherheit und -komfort. Markert: „Wir sind froh über die deutlichen Ergebnisse unserer Untersuchung und hoffen, dass sie bald Anwendung finden können. Trotzdem ist uns bewusst, dass wir nur einen Grundstein gelegt haben. Weitere Forschung an größeren Patientengruppen ist vorab notwendig, um die Arbeit zu bestätigen.“ Außerdem sei die Entwicklung eines klinischen Test-Kits auf Basis der Daten nötig. Dafür hoffen die Forscher auf interessierte Partner aus der Industrie oder ein versiertes Start-Up-Unternehmen.

Die Ergebnisse wurden aktuell in der internationalen Fachzeitschrift The Public Library of Science ONE veröffentlicht: https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0247930

Lukas Markert, Jonas Holdmann, Claudia Klinger, Michael Kaufmann,
Karin Schork, Michael Turewicz, Martin Eisenacher, Andreas Savelsbergh: Small RNAs as biomarkers to differentiate benign and malign prostate diseases: an alternative for transrectal punch biopsy of the prostate?

Weitere Informationen:
Lehrstuhl für Molekulare Medizin und Biochemie
AG Funktionelle Genomik
z.Hd. Lukas Markert
Stockumer Straße 10
58453 Witten

lukas.markert@uni-wh.de

Ansprechpartner Presseteam: Jan Vestweber, jan.vestweber@uni-wh.de oder 02302 / 926-946

Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 2.700 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.

Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.

www.uni-wh.de / blog.uni-wh.de / #UniWH / @UniWH


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


Quelle: IDW