RNA-Modifikation verantwortlich für die Störung der mitochondrialen Proteinsynthese bei der Alzheimer-Demenz



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15.02.2024 15:48

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

RNA-Modifikation verantwortlich für die Störung der mitochondrialen Proteinsynthese bei der Alzheimer-Demenz

Methylierung von mRNA stört die Herstellung der Untereinheit ND5 von Komplex I der Atmungskette – Energieversorgung des Gehirns beeinträchtigt

Ein Forschungsteam der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) hat einen Mechanismus entdeckt, wie es bei Alzheimer-Patienten zu einem Versagen der Mitochondrien kommt und damit zu einer reduzierten Versorgung des Gehirns mit Energie. „Es handelt sich hierbei um einen Effekt, der durch eine RNA-Modifikation vermittelt wird und der bisher unbekannt war“, teilt Prof. Dr. Kristina Friedland vom Institut für Pharmazeutische und Biomedizinische Wissenschaften der JGU dazu mit. Sie hat gemeinsam mit ihrem Kollegen Prof. Dr. Mark Helm diese Studie geleitet. Die Arbeit leistet damit einen Beitrag, um die Pathophysiologie der Alzheimer-Krankheit besser zu verstehen. An den Forschungen beteiligt waren auch Arbeitsgruppen der Universitätsmedizin Mainz, das Institut für Molekulare Biologie (IMB), die Universität von Lothringen und die Medizinische Universität Wien. Die Arbeit wurde in der renommierten Fachzeitschrift Molecular Psychiatry veröffentlicht.

„Kraftwerk der Zelle“ von Funktionsstörung betroffen

Mitochondrien, auch die „Kraftwerke der Zelle“ genannt, sind Organellen im Innern der Zellen, die im gesamten Körper, besonders aber im Gehirn für die Bereitstellung von Energie sorgen. So ist das Gehirn für seinen Energiebedarf zu 95 Prozent auf die Verstoffwechslung von Glucose in den Mitochondrien angewiesen. Seit Langem ist bekannt, dass bei der Alzheimer-Demenz die Glukose-Verstoffwechslung schon früh im Krankheitsprozess beeinträchtigt ist. Dem liegt eine Funktionsstörung der Mitochondrien zugrunde, die durch Alterungsprozesse und durch Amyloid-beta ausgelöst wird.

An der inneren Membran der Mitochondrien erfolgt durch eine Kette von aufeinanderfolgenden Reaktionen, die sogenannte Atmungskette, die Erzeugung von Energie in Form von Adenosintriphosphat. Daran sind über tausend Proteine beteiligt, die vom Zellkern zu den Mitochondrien transportiert werden. „Aber es gibt auch Proteine, die direkt in den Mitochondrien hergestellt werden. Dazu zählt ND5, eine Untereinheit im Komplex I der Atmungskette“, erklärt Kristina Friedland. Komplex I nimmt Elektronen von NADH auf und überträgt sie auf Ubichinon, wodurch Ubichinol gebildet wird. Dabei werden vier Protonen aus der Matrix in den Intermembranraum gepumpt. ND5 ist wichtig für diesen Prozess und Mutationen in dem mitochondrial kodierten Gen dieser Untereinheit führen zu schwerwiegenden mitochondrialen Erkrankungen wie zum Beispiel dem Leigh-Syndrom.

Bekannt ist bereits, dass an der mRNA, die für dieses Protein den Bauplan liefert, eine Methylierung stattfinden kann. Die mRNA ist in den Zellen für den Transport der Erbinformation und zusammen mit der tRNA für die Umsetzung in Proteine zuständig. Eine Methylierung erzeugt eine chemische Abänderung und führt dazu, dass mRNA und tRNA nicht mehr richtig interagieren können. „Die Synthese wird unterbrochen und es entsteht weniger Protein der Untereinheit ND5, die für den Komplex I von zentraler Bedeutung ist, weil hier der gesamte Prozess der Atmungskette beginnt“, so Friedland.

Enzym TRMT10C verursacht Methylierung und hemmt in der Folge die Synthese von ND5

Die Arbeitsgruppen Friedland und Helm am Institut für Pharmazeutische und Biomedizinische Wissenschaften konnten zeigen, dass das Enzym TRMT10C diese Methylierung und in der Folge die Unterdrückung von ND5 hervorruft. Sowohl im Zellmodell als auch im Gehirn von Alzheimer-Patienten war die Biosynthese von Proteinen der Untereinheit ND5 erniedrigt.

„Infolgedessen konnte hier zum ersten Mal nachgewiesen werden, dass die durch TRMT10C ausgelöste m1A-Methylierung der ND5-mRNA zu einer mitochondrialen Dysfunktion führt. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass dieser neu identifizierte Mechanismus an der Amyloid-beta-induzierten mitochondrialen Funktionsstörung beteiligt sein könnte“, schreiben die Autorinnen und Autoren in dem Beitrag in Molecular Psychiatry. Die Forschungen wurden aus Mitteln des Sonderforschungsbereichs/Transregio 319 „RMaP: RNA-Modifikation und Prozessierung“ gefördert.

Bildmaterial:
https://download.uni-mainz.de/presse/09_pharmazie_mrna_methylierung_alzheimer.jp…
Erhöhte TRMT10C-Proteinspiegel bei der Alzheimer-Demenz führen zu einer Methylierung der mitochondrialen mRNA und in der Folge zur Hemmung der Proteinsynthese einer Untereinheit von Komplex I der Atmungskette. Dies führt zu einer verringerten Proteinsynthese der Untereinheit ND5 und zur mitochondrialen Dysfunktion.
Abb./©: Kristina Friedland / JGU

Weiterführende Links:
https://ak-friedland.pharmakologie.uni-mainz.de/ – Arbeitskreis Prof. Dr. Kristina Friedland
https://www.ak-helm.pharmazie.uni-mainz.de/ – Arbeitskreis Prof. Dr. Mark Helm
https://www.pharmazie.uni-mainz.de/ – Institut für Pharmazeutische und Biomedizinische Wissenschaften (IPBW)
https://www.imb.de/ – Institut für Molekulare Biologie (IMB)
https://www.unimedizin-mainz.de/ – Universitätsmedizin Mainz
https://www.trr319-rmap.de/ – SFB/Transregio 319 „RMaP: RNA Modification and Processing“

Lesen Sie mehr:
https://presse.uni-mainz.de/neuer-sonderforschungsbereich-transregio-in-mainz-he… – Pressemitteilung „Neuer Sonderforschungsbereich/Transregio in Mainz, Heidelberg und Dresden erforscht Zusammenspiel von RNA-Modifikationen und Prozessierung“ (25.05.2021)


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Kristina Friedland
Pharmakologie und Toxikologie
Institut für Pharmazeutische und Biomedizinische Wissenschaften (IPBW)
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
55099 Mainz
Tel. +49 6131 39-20337
E-Mail: kfriedla@uni-mainz.de
https://personen.uni-mainz.de/public/person/6512

Prof. Dr. Mark Helm
Pharmazeutische Chemie
Institut für Pharmazeutische und Biomedizinische Wissenschaften (IPBW)
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
55099 Mainz
Tel. +49 6131 39-25731
E-Mail: mhelm@uni-mainz.de
https://www.ak-helm.pharmazie.uni-mainz.de/helm-prof-dr-mark/


Originalpublikation:

Marko Jörg, Johanna E. Plehn et al.
N1-methylation of adenosine (m1A) in ND5 mRNA leads to complex I dysfunction in Alzheimer’s disease
Molecular Psychiatry, 29. Januar 2024
DOI: 10.1038/s41380-024-02421-y
https://www.nature.com/articles/s41380-024-02421-y


Bilder

Erhöhte TRMT10C-Proteinspiegel bei Alzheimer-Demenz führen zu einer Methylierung der mitochondrialen mRNA und in der Folge zur Hemmung der Proteinsynthese einer Untereinheit von Komplex I der Atmungskette und schließlich zur mitochondrialen Dysfunktion.

Erhöhte TRMT10C-Proteinspiegel bei Alzheimer-Demenz führen zu einer Methylierung der mitochondrialen

Abb./©: Kristina Friedland / JGU


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Biologie, Chemie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


 

Quelle: IDW